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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sich Apollo an Hera.
    »Ich bin nicht die Hüterin meines Gemahls«, sagte die weißel l bogige Hera. »Obwohl er hin und wieder eine brauchte.«
    »Wo ist Zeus?«, wiederholte Apollo, der Herr des silbernen B o gens.
    »Zeus wird noch viele Tage lang nichts mehr mit den Gesche h nissen bei den Menschen und Göttern zu tun haben«, sa g te Hera. »Vielleicht kommt er nie mehr zurück. Was in der Welt dort unten als Nächstes geschieht, werden wir auf dem Olympos entsche i den.«
    Apollo spannte die Sehne mit dem schweren Wärmesuche r pfeil, hielt den Bogen jedoch weiterhin gesenkt.
    Thetis, Meeresgöttin, Nereide – Tochter des Nereus, des wa h ren alten Mannes im Meere – und Achilles ’ unsterbliche Mutter, g e schwängert von dem Sterblichen Peleus, trat zwischen die beiden zornigen Gruppen. Sie trug keine Rüstung, sondern l e diglich ihr kunstvolles Gewand, das wie mit Mustern aus Seegras und M u scheln bestickt aussah.
    »Schwestern, Brüder, Verwandte«, begann sie, »macht ein Ende mit dieser Zurschaustellung von Missmut und Stolz, b e vor wir uns selbst oder unsere sterblichen Kinder verletzen und unseren allmächtigen Vater tödlich beleidigen, der zurückke h ren wird – ganz gleich, wo er ist, er wird zurückkehren –, den Zorn über u n seren Trotz auf der edlen Stirn und todbringende Blitze in den Händen.«
    »Ach, halt den Mund«, schrie Ares und verlagerte den langen, tödlichen Speer in seiner rechten Hand in die Wurfposition. »Wenn du deinen winselnden sterblichen Bengel nicht in den he i ligen Fluss getaucht hättest, um ihn so gut wie unsterblich zu m a chen, hätte Ilium schon vor zehn Jahren triumphiert.«
    »Ich habe niemanden in den Fluss getaucht.« Thetis richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und verschränkte die etwas schuppigen Arme vor den Brüsten. »Nicht ich, sondern die Moiren haben meinem geliebten Achilles sein großes Schicksal bestimmt. Gleich nach seiner Geburt legte ich den Kleinen, dem nur durch Geda n ken übermittelten dringenden Ratschlag der Moiren folgend, jede Nacht ins Himmlische Feuer, um ihn durch seinen Schmerz und sein Leid von den sterblichen Teilen seines Vaters zu reinigen (und obgleich er noch ein Baby war, hat mein Achilles schon d a mals nie geschrien!). Nachts fügte ich ihm furchtbare Narben und Brandwunden zu. Tagsüber heilte ich seine verbrannte, g e schwärzte Babyhaut mit demselben Ambrosia, mit dem wir uns e re unsterblichen Körper ve r schönern – nur dass dieses Ambrosia dank der geheimen A l chemie der Moiren noch wirkungsvoller war. Und es wäre mir gelungen, mein Baby unsterblich zu m a chen – Achilles ’ Göttlichkeit von allen Verunreinigungen zu b e freien –, wenn ich nicht von meinem Gemahl bespitzelt worden wäre, dem Me n schen namens Peleus, der, als er unser einziges Kind zuckend und zappelnd in den Flammen braten sah, es nur Minuten vor dem Abschluss der Vergöttlichungsprozedur an der Ferse pac k te und aus dem Himmlischen Feuer zog.
    Dann brachte Peleus, der sich – wenn auch mit guten Absic h ten – ungefragt eingemischt hatte und meinen Einwänden ebenso wenig Beachtung schenkte wie jeder andere Gemahl, unser Kind zu Chiron, dem Weisesten der gesamten Zenta u rengattung, der die Menschen am wenigsten hasste – er hatte selbst menschliche Helden großgezogen –, und Chiron kü m merte sich um Achilles, als dieser noch ein Kind war, heilte ihn mit Krä u tern und Salben, die nur die Weisen der Kentauren kannten, und sorgte dafür, dass er groß und stark wurde, i n dem er ihn mit Löwenleber und dem Knochenmark von Bären nährte.«
    »Wäre der kleine Mistkerl doch bloß in den Flammen ve r reckt«, sagte Aphrodite.
    Daraufhin geriet Thetis außer sich und stürzte sich ohne jegl i che Waffen außer den langen Fischgrätennägeln an ihren Fingerspi t zen auf die Göttin der Liebe.
    So gelassen, als schösse sie bei einem freundschaftlichen Pic k nickwettkampf um eine Trophäe, hob Aphrodite ihren Bogen und jagte Thetis einen Pfeil durch die linke Brust. Die Nereide fiel le b los ins Gras, und ihre schwarze, vorgöttliche Essenz wi r belte wie ein Schwarm schwarzer Bienen um ihren Leichnam. Niemand eilte zu ihr, um den Körper zu bergen, damit der He i ler ihn in den Blauwürmerbottichen reparieren konnte.
    »Mörderin!«, rief eine laute Stimme aus der Tiefe, und Nereus selbst – der Alte im Meere – stieg aus den unergründlichen Ti e fen des Caldera-Sees empor, in den er sich acht Monate zuvor z u

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