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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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war auch das Band nun sein.
    Nach seiner Internet-Recherche war er auch nicht viel schlauer: Es könnten genauso gut tausend wie mehrere Millionen Euro sein. Bevor er mit dem Band an die Öffentlichkeit ging, musste er mehr über die Aufnahme herausfinden: Konnten Paul McCartney und John Lennon 1960 wirklich auf Föhr gewesen sein? Immerhin hatten sie während dieser Zeit in Hamburg gelebt, das wusste er, da hätten sie gut mal eben hierherfahren können. Er selbst war damals noch zu klein gewesen, hatte aber auch nie etwas darüber gehört. Und wer als einfacher Insulaner mal weltberühmten Persönlichkeiten über den Weg gelaufen war, gab doch hinterher damit an, oder?
    Das sprach gegen die Beatles.
    Andererseits waren die Menschen auf der Insel dafür bekannt, dass sie nicht viel redeten. Zum Glück saß eine wichtige Zeitzeugin neben ihm am Tisch: seine Mutter.
    «Als die Beatles im August 1960 in Hamburg-St. Pauli ankamen, war Ringo Starr noch nicht dabei», dozierte er, während er sich ein Brötchen mit Honig schmierte. «George Harrison war erst siebzehn Jahre alt. Die Beatles hatten zu diesem Zeitpunkt außer Liverpool noch nichts von der Welt gesehen und stießen in Hamburg aufs größte Rotlichtviertel der Welt. Stell dir vor, die haben im Abstellraum eines Kinos geschlafen, da konnten sie sich nicht einmal waschen.»
    Seine Mutter sah ihn verstört an.
    WAS SOLL DAS?, schrieb sie auf ihren Block, um seinen Redefluss zu unterbrechen.
    Er war so aufgeregt, dass er einfach weiterredete: «Die Beatles spielten erst im Indra-Club, dann im Kaiserkeller, und zwar stundenlang, fast ohne Pausen. Sie mussten so gut wie jeden Abend auftreten.»
    UND?, schrieb seine Mutter.
    «Die Frage ist doch, wer könnte sie mit nach Föhr genommen haben, als sie mal ein paar Tage frei hatten?»
    MIR FÄLLT NIEMAND EIN.
    Er nahm den Karton mit den alten Fotos in die Hand.
    «Schau dir die Fotos noch einmal genau an. Wer war damals oft in Hamburg?»
    Er hatte ihr extra eine beleuchtete Leselupe besorgt, damit ihr nichts entging.
    Damals fuhr man nicht viel rum.
    «Ehemalige Matrosen und Seeleute gab es doch auf Föhr genug. Es geht um das Jahr 1960. Ich suche jemanden, der in Hamburg war und die Beatles dort live gesehen hat. Lass uns die Fotos erst einmal nach Jahreszahlen sortieren.»
    Die Bilder vor den Fünfzigern und ab 1965 hatte er schon in der Nacht zuvor aussortiert. Imke schaute sich nun jedes Bild genau mit der Leselupe an. Er wurde immer nervöser. Das Ergebnis dieses Vormittags konnte über seine gesamte Zukunft entscheiden!
    Auch nach zwei Stunden sah es nicht nach einem Durchbruch aus. Ihm war wieder nach Schnaps zumute, aber der hätte seine Konzentration beeinträchtigt.
    Seine Mutter gab ihm den Karton zurück – nichts.
    BIN MÜDE.
    Tatsächlich sah sie erschöpft aus.
    «Okay, noch diese zwanzig, dann machen wir eine Pause.»
    Plötzlich lächelte Oma und deutete auf einen jungen Mann mit schiefen Zähnen und langen Haaren.
    «Ja?», rief er gespannt.
    Seine Mutter schrieb einen längeren Text, was dauerte.
    KUNO HINRICHSEN WAR 1960 JEDEN TAG IM PARADIES, GEHÖRTE ZUM INVENTAR, WAR EINE ART HAUSMEISTER. JEDES ZWEITE WOCHENENDE IST ER NACH HAMBURG UND HAT DIE BEATLES GEHÖRT. HAT MÄCHTIG ANGEGEBEN DAMIT.
    Arne strahlte: «Kuno könnte also die entscheidende Verbindung zu den Beatles sein?»
    YES.
    Er kannte Kuno nur flüchtig. Als Gemeindearbeiter hatte er lange Zeit die Föhrer Straßen in Ordnung gehalten. In seiner Erinnerung sah er ihn auf seinem großen LKW über die Insel brettern, aber das war schon viele Jahre her.
    «Mensch, Mama, für mich geht es um eine lebenslange Luxusrente!»
    Das Gesicht seiner Mutter zeigte tiefe Skepsis.
    ER WOHNT IM REBBELSTIEG. VERSUCH DEIN GLÜCK.
    Arne sprang in seinen Toyota und raste über die Ocke-Nerong-Straße Richtung Zentrum. Er spürte, dass sie ablaufendes Wasser hatten, was ihm gar nicht recht war. Wichtige Dinge erledigte er lieber bei Flut, das war eine Art persönlicher Aberglaube von ihm. Rechts zog das Gerätehaus der Boldixumer Feuerwehr vorbei, dann folgten die alten Reetdachhäuser, und im Elektroladen hing tatsächlich immer noch das Plakat, das die Sturmflut-Wölfe im Erdbeerparadies ankündigte.
    Eine Minute später hielt er vor der Altenwohnanlage am Rebbelstieg, in der Kuno wohnte. Sie bestand aus kleinen Einzimmerhäusern, die einen schönen Garten mit Ententeich umrahmten. Neben dem Teich stand ein hoher weißer Mast, an dem sich eine

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