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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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blau-rot-gelb gestreifte Friesenfahne mit Grütztopf, Krone und halbem Adler im Wind kräuselte.
    Die Senioren hier lebten so selbständig wie möglich. Nur wenn es gar nicht mehr ging, wurden sie ins zweistöckige Pflegeheim gegenüber verlegt. Über Kunos Klingel war ein großes Holzrelief angebracht, das einen stilisierten Schneeschieber darstellte. Darunter stand: «Als Dank für Kuno Hinrichsens besondere Verdienste während der Schneekatastrophe 1978/79. Die Stadt Wyk auf Föhr 1979.»
    Er klingelte an der Tür.
    Drinnen regte sich nichts. Er klingelte erneut. Jetzt hörte er ein langsames Schlurfen, mehrere Sicherheitsketten wurden gelöst, bis Kuno die Tür einen winzigen Spalt öffnete.
    «Ja?», raunzte er misstrauisch.
    Zwei dunkle Augen funkelten ihm entgegen. Kuno hatte volle Haare, seine Haut war kalkweiß, anscheinend war er in letzter Zeit kaum draußen gewesen.
    «Arne Riewerts. Moin», sagte Arne.
    «Ja …?»
    «Kann ich kurz was mit dir beschnacken?»
    «Ich rede mit keinem Riewerts!», brummte es ihm entgegen.
    Rums, war die Tür zu. Arne starrte vollkommen bedeppert auf das Namensschild: Was war das denn?
    «Wieso?», schrie er durch die geschlossene Tür.
    «Frag Imke!», kam es von drinnen.
    Was hatte denn seine Mutter damit zu tun?
    Eine Pflegerin kam den Weg vor dem Haus entlang. Sie war höchstens ein Meter sechzig groß, hatte ihre pechschwarzen Haare zu einer Palme hochgesteckt und trug einen blauen Kittel und eine weiße Hose.
    «Ärgern Sie sich nicht», sagte sie mit osteuropäischem Akzent. «Wenn Kuno keinen Schnaps hat, ist er unausstehlich.»
    «Und wenn er Schnaps bekommt?»
    «Wir sind ein zertifiziertes Haus, von uns kriegt er keinen Tropfen.»
    «Das habe ich auch nicht behauptet.»
    «Es ist streng verboten.»
    Arne zog die rechte Augenbraue hoch.
    «Und wenn er trotzdem trinkt? Ich meine, heimlich, sodass man es als professionelle Spitzenpflegerin unmöglich herausbekommen kann?»
    Sie winkte ihn etwas näher heran.
    «Dann geht es ihm viel besser», flüsterte sie.
    Er nickte und verabschiedete sich.
    Auf direktem Weg fuhr er nach Hause. Seine Mutter war über den Fotos eingeschlafen, ihre Mundwinkel zeigten nach oben. Es hatte ihr offensichtlich gutgetan, in den alten Zeiten zu schwelgen.
    «Mama, wieso will Kuno nicht mit mir reden? Mit überhaupt keinem Riewerts?»
    Imke öffnete die Augen und brauchte einen Augenblick, um seine Frage zu verstehen. Dann zuckte sie mit den Achseln und schrieb auf ihren Block: BELEIDIGTE LEBERWURST!
    «Was hast du mit ihm gemacht?»
    NICHTS.
    «Das kann nicht sein.»
    DOCH!
    Schade, dass seine Mutter ihm nicht die ganze Geschichte erzählen konnte.
    «Mama, von Kuno hängt vielleicht meine Zukunft ab!»
    Seine Mutter überlegte.
    ICH KOMME MIT.
    «Gute Idee.»
    Er half Imke die Treppe hinunter und setzte sie auf den Beifahrersitz seines Wagens. Gerade als er den Motor starten wollte, fiel ihm noch etwas ein. Er sprang raus, eilte in die Kneipe und fischte eine volle Flasche Whisky aus dem Regal über dem Tresen. Es war ein echter, uralter Glenfiddich, einer seiner besten Tropfen.

    «Ich gehe vor, ja?», schlug er vor, als er vorm Altersheim parkte. «Besser, du wartest erst mal im Wagen.»
    Seine Mutter nickte.
    Er ging denselben Weg zum Innenhof, wo einige Senioren gerade auf einer Bank am Teich saßen und ein Entenpärchen mit Brot fütterten. Sie schauten ihn neugierig an. Er grüßte mit einem Kopfnicken und klingelte erneut bei Kuno.
    «Ja …?», kam es von drinnen.
    «Arne.»
    «Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?»
    Er klang hochgradig gereizt.
    «Mein Wagen steht vor der Tür, Imke sitzt drin und will mit dir schnacken. Dafür brauche ich eine Auskunft von dir.»
    Jetzt rasselten einige Sicherheitsketten, und Kuno öffnete die Tür – aber wieder nur einen Spalt.
    «Deine Mutter hat mir damals gesagt, dass Tanz in Oldsum ist», blökte er. «Ich bin mit dem Fahrrad hin, unterwegs hatte ich auch noch einen Platten und musste zu Fuß weiter. Drei Stunden hat das gedauert, im strömenden Regen! Als ich ankam, war da gar kein Tanz, und Imke war weg. Mit irgendeinem Kavalier vom Festland. So war sie immer zu mir!»
    Er erzählte es so, als sei das gestern passiert. Arne wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Konnte Liebeskummer sechzig Jahre halten? Oder war Kuno dement?
    «Meinst du, sie hat das extra gemacht?»
    «Ja.»
    «Kann ich mir nicht vorstellen.»
    «So ist es aber!»
    «Vielleicht tröstet dich ja das hier», sagte

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