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Oma ihr klein Häuschen

Oma ihr klein Häuschen

Titel: Oma ihr klein Häuschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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Naturtalent, Respekt.
    Ich verziehe mich zu Maria, die sich lässig mit einer Colaflasche in der Hand an die Motorhaube ihres Polizei-Golfs lehnt.
    «Durst?», fragt sie und reicht mir die Flasche.
    «Ja.»
    Ich nehme einen großen Schluck, die Cola ist warm.
    «Zur Not kannst du auch bei mir wohnen.»
    Das kommt vollkommen unerwartet.
    Ich versuche, mir meine Freude nicht anmerken zu lassen. «Hast du es denn genauso gemütlich wie hier?»
    «Ich will keinen zwingen.»
    «Gib mir zwei Minuten.»
    Ich husche ins Haus und hole den Hartschalenkoffer mit meinen Sachen.

16.   Kuschelrock 1   –   7
    Maria wohnt ein paar Kilometer von Wyk entfernt in Wrixum. Ein Ort mit ungefähr siebenhundert Einwohnern, der sich im Wesentlichen an der Hauptstraße verteilt. Kein pittoreskes Kapitänsdorf wie Nieblum, sondern überwiegend unauffällige Einfamilienhäuser, die im Lauf der Jahre in mehreren Reihen hinter der Hauptstraße gebaut wurden. Es gibt nur eine Besonderheit, eine alte Windmühle vom Typ «Großer Erdholländer», in der sich ein Restaurant befindet. Maria wohnt am Rand des Dorfes, gleich hinter einem riesigen Spielplatz mit Klettergerüst, Schaukeln, Rutschen und festinstallierten Fußballtoren aus Alu. Da es bereits dunkel ist, wird das gesamte Areal mit Flutlicht ausgeleuchtet.
    «Fruchtbare Gegend hier», stelle ich fest, als Maria in die Sackgasse einbiegt, wo sie wohnt.
    Sie hat es falsch verstanden: «Furchtbar?»
    «Nein, frrrruchtbar!»
    «Wieso?»
    «Der Spielplatz reicht für fünfhundert Kinder, grob geschätzt.»
    «Friesenkinder lieben die Weite, die brauchen einfach mehr Platz.»
    Sie fährt bis zum Wendehammer am Ende der kurzenSackgasse und parkt vor einem nichtssagenden Einfamilienhaus aus den siebziger Jahren. Als wir hintereinander auf Waschbetonplatten am Haus vorbeigehen, springt per Bewegungsmelder die Außenbeleuchtung an. Der Weg endet vor der Tür einer Einliegerwohnung im Souterrain.
    Im Vergleich zum Resthaus sind derartige Wohnungen immer der schlechtere Wohnraum: klein, eng, dunkel und im schlimmsten Fall feucht. Oben ist alles besser. «Ich habe mein ganzes Leben in einer Einliegerwohnung gelebt» ist das Bekenntnis eines armseligen Menschen, oder etwa nicht? Na ja, ich übertreibe etwas, aber in der Regel wohnt man ein paar Jahre so und zieht dann woandershin.
    So weit die Theorie.
    Als ich Marias Wohnung betrete, fühle ich mich sofort wohl. Es riecht gut bei ihr, nach Nordseeluft und ganz leicht nach Curry, meinem Lieblingsgewürz. Ihre Wohnung ist in gedämpftem Gelb gestrichen, alles wirkt sehr hell. Vom großen Wohnzimmer mit Küchenecke geht es auf die Terrasse, das Schlafzimmer nebenan ist klein, aber ausreichend für ein französisches Bett mit roter Bettwäsche und einen Schrank.
    Draußen fängt es an zu regnen.
    Als ich mich auf die helle Couch fallen lasse, ziehe ich meine rote Windjacke erst mal nicht aus. Gegenüber ist ein Spiegel, in dem ich mein Gesicht sehe. Mein Haar ist ziemlich verwuselt, und auf dem Bootstörn mit Arne habe ich mir leicht die Nase verbrannt, aber das wird morgen wieder weg sein.
    Maria verschwindet in der Dusche.
    Beim zweiten Blick merke ich, dass mich etwas irritiert. Überall an den Wänden hängen Setzkästen mit kleinen Figuren: einer mit Miniteddys, zwei mit Wiking-Spielzeugautos, einer mit Miniwerkzeugen (kleine Spielzeugspaten,Harke, Nähmaschine, Spinnrad). Im Bücherregal entdecke ich ausschließlich Spionagethriller, was ich ungewöhnlich für eine Polizistin finde: Träumt Maria davon, auf Föhr eine Art weiblicher James Bond zu werden? Dazu gibt es ein
Star Wars -
Plakat mit Leuchtdioden an den Schwertern. Liebe unter der Autosammlung, das ginge für mich gar nicht, und auch die Miniteddys wären ein echter Lustkiller. Ehrlich gesagt, sieht es hier aus wie im Jugendzimmer eines zwanzigjährigen Bundeswehrrekruten, der am Wochenende von der Kaserne nach Hause kommt, aber nach dem Bund woanders hinziehen will und deshalb nichts verändert. Nur die Kuschelrock-1   –   7-CDs sind ein merkwürdiger Bruch. Wenn Maria ein Date wäre, würde ich sehen, dass ich hier wegkomme, möglichst ohne Angabe meiner Handynummer.
    Doch dann entdecke ich plötzlich ein Stück graues Treibholz in einem Regal, das an beiden Enden ausgefranst ist. Es hat Jahre im Salzwasser gelegen, und auf dem Holz steht in krakeliger schwarzer Filzerschrift das Wort «Rungholt».
    Das hat sie aufgehoben?
    Ich habe es mal am Strand gefunden und ihr zum

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