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Oma klopft im Kreml an

Oma klopft im Kreml an

Titel: Oma klopft im Kreml an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Telscombe
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kann sein, daß du mir kein Mittagessen gibst, aber ich bin da. Zum Tee und zum Abendessen auch.»
    Jackie legte auf und ging hinein zum Botschafter, um ihm die Schreckensnachricht zu überbringen.
    An jedem Dienstagmorgen widmete sich Sir Reginald schlechtgelaunt für eine halbe Stunde wichtigen Personalfragen. Er mußte sich mit Vorschlägen des Wohlfahrtsbeamten zur Freizeitgestaltung und Hebung der Arbeitsmoral beschäftigen, mit Fragen der Unterbringung und mit den Beschwerden der Transport-Abteilung über den Mißbrauch von Botschaftswagen. Und wenn er dann seine kurzen Kommentare in roter Tinte an die Ränder geschrieben, eine Reihe ziemlich lauter Telefongespräche geführt und die lästige Akte in den Ablagekorb befördert hatte, war er gewöhnlich in äußerst gereizter Stimmung.
    Jackie hätte sich für ihr Gespräch keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können, denn sie betrat Sir Reginalds Zimmer in dem Augenblick, als er das letzte Aktenstück in den Ablagekorb warf und beim Aufstehen Toby auf den Schwanz trat, was dieser mit einem lauten Jaulen quittierte.
    «Weiß auch nicht, warum ich das Vieh immer noch habe», knurrte Sir Reginald. «Wenn nicht diese lästigen Quarantäne-Vorschriften wären, hätte ich es bei meinem letzten Urlaub zu Hause gelassen. Machen Sie die Tür auf und lassen Sie Toby ein bißchen in den Garten. So. Und was wollen Sie?»
    Dieser unliebenswürdige Empfang war nicht sehr ermutigend. Selbst Jackie, die im allgemeinen gut mit Sir Reginalds Dienstagmorgen-Stimmungen fertig wurde, hatte das Gefühl, ihrer Hinrichtung entgegenzugehen, während sie eine gereinigte Wiedergabe ihres Telefongesprächs mit Stewart Ferguson vortrug.
    Aber Sir Reginald begegnete der Situation mit philosophischer Gelassenheit. Das war doch wenigstens eine Sache, um die es sich lohnte -nicht so dummes Zeug wie Pingpongtische oder eine gemeinsame Kantine für Stenotypistinnen. Sir Reginald liebte nichts so sehr wie eine Krise, und er stürzte sich mit Wonne in die Baker-Affäre, die endlich nicht mehr stagnierte, sondern entschiedenes Handeln verlangte.
    «Ein schlauer Kopf, dieser Ferguson», sagte er. «Wir haben Glück gehabt, daß wir es den Korrespondenten so lange verheimlichen konnten.»
    Sir Reginald war mit seinen Verhandlungen im Fall Baker soweit recht zufrieden. Er hatte dadurch, daß er dem sowjetischen Außenministerium Miss Bakers Aufenthaltsort mitgeteilt hatte, bevor der vor Jackies Wohnblock diensttuende Milizsoldat Meldung machen konnte, einen taktischen Vorsprung gewonnen. Diesen nutzte er sofort aus, indem er überzeugend darlegte, daß es das beste sei, Miss Baker ohne Aufsehen nach England abzuschieben. Das Ganze sei ein unseliges Mißverständnis gewesen, hatte er den sowjetischen Beamten gesagt, und die britische Regierung werde eine stillschweigende Erledigung des Falles sehr begrüßen. Nach all der Aufregung und den wilden Behauptungen auf beiden Seiten werde die doch ziemlich enttäuschende Wahrheit unglaubhaft klingen. Beide Regierungen, hatte er gesagt, würden zum Gespött der ganzen Welt werden, wenn Miss Bakers Erkältung und ihre Folgen in die Zeitungen gelangten.
    Sir Reginald zweifelte nicht daran, daß sich die Russen nach einer angemessenen Bedenkzeit seinen Argumenten anschließen würden. Sein Hauptanliegen war jetzt, Miss Baker und die Familie Napier daran zu hindern, der Presse Interviews zu geben, und Miss Baker so schnell wie möglich nach England zurückzubefördern.
    «Zum Glück liegt Miss Bakers Paß immer noch hier in der Botschaft», sagte Sir Reginald. «Sagen Sie dem Konsul, er soll ihn gleich heute vormittag für den Ausreisevermerk einreichen. Und spätestens übermorgen müßte sie dann eigentlich im Flugzeug nach London sitzen. Wenn Ferguson den Mund hält, bis sein Artikel im Guardian erschienen ist, dann braucht es mit den Korrespondenten nur einen Tag lang unangenehm zu werden.»
    Jackie hatte gezögert, Miss Bakers eindeutige Weigerung, nach England zurückzukehren, zu erwähnen; aber bei dem Tempo, mit dem sich die Angelegenheit jetzt entwickelte, blieb ihr keine andere Wahl. Sie hatte gehofft, daß Humphrey dieses Problem mit Sir Reginald zur Sprache bringen würde, oder noch besser: daß er in ein paar Tagen seine Tante dazu überreden könnte, ihre Pläne aufzugeben. Sogar jetzt brachte Jackie ihre Erklärungen nur zögernd vor und wurde prompt von Sir Reginald unterbrochen.
    «Und rufen Sie in Ihrer Wohnung an und sagen Sie Miss Baker,

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