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Oma packt aus

Oma packt aus

Titel: Oma packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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machte sich der Herbst auch in Süditalien bemerkbar.
    Dann schlich ich leise über den Hof und war erleichtert, als ich unbemerkt auf die Straße gelangte. Dort saß im schwachen Licht einer Laterne eine Gruppe in Schwarz gekleideter kleiner alter Frauen auf wackeligen Stühlen und besprach die Ereignisse des Tages. Offenbar fanden sich Mitglieder der Familie und Nachbarinnen hier regelmäßig ein.
    Ich grinste schwach. Bestimmt standen die Lüttjens’ im Mittelpunkt des Gesprächs.
    Die Frauen nickten zu jedem Satz mit den Köpfen, wie Krähen.
    Kurz blieb ich stehen und ließ das Bild auf mich wirken. Dann rissen die Krähenfrauen die Augen auf.
    Ich auch.
    Marie kam heraus, in Begleitung ihrer Wahlschwester. Jede trug einen Stuhl und setzte sich dazu. Beide schwiegen, nickten nur hin und wieder im Rhythmus der anderen Köpfe. Schon im nächsten Moment war Marie von den anderen nicht mehr zu unterscheiden.
    Das nennt man geglückte Assimilation.
    Ich wandte mich lächelnd ab und ging in die Richtung, die ich schon kannte. Nach einer Weile wies mir nur noch der Vollmond den Weg, und die verkrüppelten Olivenbäume standen da wie erstarrte Soldaten. Mir wurde unheimlich zumute, und ich beschloss umzukehren. Die vielen Horrorfilme mit Sissi wirkten irgendwo tief in meinem Unterbewusstsein nach.
    Zu Recht.
    Kurz bevor ich Alberobello erreichte, kam mir eine dunkel gekleidete Gestalt auf einem merkwürdigen Fortbewegungsmittel entgegen.
    Hilfe! Aiuto!
    Sleepy Hollow.
    Galoppierte da der kopflose Reiter auf mich zu?
    Ach nein, der hier trug einen Motorradhelm, und der Rappe war eine knatternde Vespa.
    Ich beruhigte mich.
    Aber nur so lange, bis der Vespafahrer vor mir anhielt und den Helm abnahm.
    »Nele«, sagte Federico. »Schon, dich hier zu treffen.«
    Reiner Zufall, klar. Es liefen ja auch massenhaft Leute hier draußen in der Einöde rum.
    Der Mann hatte auf seinem stählernen Ross bestimmt die halbe Region nach mir abgegrast. Ich fühlte mich geschmeichelt und genervt zugleich.
    »Hallo«, murmelte ich und kickte ein Steinchen weg.
    Federico bockte die Vespa auf und stellte sich vor mich hin. Zu dicht, viel zu dicht.
    Ich machte einen halben Schritt zurück, verfing mich in einem Rosmarinbusch und wäre gestürzt, wenn er mich nicht festgehalten hätte.
    War keine Absicht. Ich schwöre!
    Sein sonnig-salziger Duft zog mir in die Nase und vermischte sich mit dem Geruch einiger Rosmarinnadeln, die ich platt gedrückt hatte.
    »Du kannst mich wieder loslassen.«
    »Eh …«
    »Federico! Lass mich los!«
    Im Mondlicht funkelten seine Augen noch ein bisschen heller als sonst.
    Ein feuriger Mann inmitten einer südlichen Landschaft.
    Verdammt!
    Ginge das bitte mal einen Tick weniger kitschig? Ich musste plötzlich an den anderen Mann denken, der mir auch mal nachgekommen war. Der war sogar auf einem Pferd bis zum Totengrund im Naturpark Lüneburger Heide geritten, um mich zu retten.
    Paul, ach Paul.
    »Wer ist Paul?«, fragte Federico.
    Hatte ich laut gesprochen? Übernahm jetzt mein Unterbewusstsein die Führung meines Handelns?
    Federicos gerunzelte Stirn gab mir die Antwort.
    »Mein … äh … Verlobter.«
    Stimmte ja auch. Fast.
    Mal sehen, ob was dran war an der legendären Eifersucht der Südländer.
    Hm.
    Ja.
    Federico schwang sich auf seine Vespa und brauste davon.
    Danke. Hättest mich wenigstens mitnehmen können. Ich stellte fest, dass ich viel weiter gelaufen war, als ich gedacht hatte. Der Vollmond versteckte sich jetzt hinter ein paar dicken Wolken. Offenbar reservierte der sein fahles Licht für Pärchen, die romantischer drauf waren als wir.
    Halb so wild. So schwer konnte es ja nicht sein, den Heimweg zu finden. Immer den Hügel hinunter und dort an der Weggabelung nach links.
    Nach rechts.
    Oder?
    Mir wurde heiß. Dann kalt.
    Die Olivenbäume waren auch keine Hilfe. Die sahen irgendwie alle gleich verkrüppelt aus. Jetzt streckten sie ihre knorrigen Äste nach mir aus.
    Blackberry, wo bist du?
    Im Trullo auf dem Nachttisch, wo ich es in meiner trotzigen Soll-Paul-sich-doch-wieder-melden-Stimmung liegen gelassen hatte.
    Selbst schuld, Nele. Und du hättest auch ein bisschen netter zu Federico sein können.
    Oh Mann! Meinem Gewissen konnte ich es aber auch nicht recht machen.
    Ich entschied mich für links. Man soll ja immer der ersten Eingebung folgen. Oder auch nicht.
    Als der Weg nach einer halben Stunde im Nirgendwo endete, wusste ich, dass ich mich verlaufen hatte.
    Mittlerweile hatte ich Hunger

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