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Oma packt aus

Oma packt aus

Titel: Oma packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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abgesehen von seiner Nachkommenschaft natürlich.«
    Ich verstand. Offenbar war Papa zu einer Probe von diesem Weinschnaps eingeladen worden, und die war aus dem Ruder gelaufen. Seinen heimischen Köm vertrug er prima, aber exotische Schnapsarten konnten eine niedersächsische Eiche leicht umhauen.
    Sein Blick war glasig, und auf der Stirn bildeten sich Schweißtropfen.
    Mensch, Papa, mach bloß keinen Quatsch.
    Zu spät. Endlich besaß er die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden und setzte zu seiner Rede an.
    »Liebe Verwandte von meiner geliebten Nele«, sagte er flüssig.
    Hier und da wurde für jene, die kein Deutsch verstanden, simultan übersetzt.
    »Ich danke euch herzlich für eure Gastfreundschaft. Meine geliebte Frau Heidi und ich sind in eurem warmen Schoße überglücklich.«
    Die Übersetzer gerieten ins Stocken.
    Papa nicht. »Auch meine Mütter fühlen sich sehr wohl hier in Schlumpfhausen.«
    Mit zunehmender Hektik wurde nach italienischen Worten gesucht.
    Grete und Marie waren blass geworden.
    Mama versetzte Papa einen Rippenstoß. »Oh – ich meine natürlich, meine Mutter und meine Tante. Sie mögen zwar nicht so gerne Tittenfrisch … äh – Trinentisch …«
    Einige Leute tippten sich unauffällig mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. Die Übersetzer griffen nach einem Glas mit Grappa.
    »Er meint Tintenfisch«, sagte ich zu Federico.
    Papa bekam das Wort nicht mehr heraus. »Also, sie essen nicht so gern eure Spezialitäten, aber sonst finden sie es prima hier.«
    Er sagte »Scheschaliätten«, aber das fiel niemandem weiter auf.
    »Nun müsst ihr wissen, dass wir Heidjer ebenfalls ein sehr gastfreundliches Volk sind.«
    »Oh nein!«, stieß ich aus. Einige Köpfe drehten sich zu mir um. Hey, nur die Ruhe. So war das nicht gemeint.
    Bevor ich ihn daran hindern konnte, kam Papa zum Punkt. »Deswegen möchte ich euch hiermit ganz herzlich zu uns nach Nordergellersen einladen.«
    Er sackte auf seinem Stuhl zusammen und wartete wohl auf den lauten Applaus. Der blieb aus. Die Occhipintis sahen sich an, lauschten zum Teil noch den Übersetzungen und berieten sich mit leiser Stimme. Niemand schien große Lust zu haben, zu einem besoffenen Barbaren in den Norden zu fahren.
    Konnte ich verstehen.
    Die Borke piekste in meinen linken Arm. Jan übte einigen Druck auf Federico aus, den dieser gern weitergab.
    Ja, Leute, aber der Baum ist stärker.
    Mit einer schnellen Bewegung befreite ich mich aus meiner Zwangslage. Dann eilte ich zu Papa.
    Ich musste ihn unbedingt auf freundliche Art dazu bringen, seine Worte zurückzunehmen.
    »Du hast ja nicht mehr alle Latten am Zaun.«
    Zum Glück hörte er mich nicht richtig. Er drückte mir ein Schnapsglas mit goldgelber Flüssigkeit in die Hand. »Auf die Völkerverständigung.«
    Gute Idee. Lecker! Noch einen, bitte.
    Nach dem dritten hatte ich vergessen, was ich sagen wollte. Der Gedanke, meine neue Verwandtschaft bei mir zu Hause zu begrüßen, erschien mir auf einmal verlockend.
    Alle dreißig oder vierzig Leute. Mit Ausnahme von Anna vielleicht.
    Irgendwo klopfte wieder ein Messer gegen ein Glas. Diesmal waren sämtliche Familienmitglieder auf der Stelle mucksmäuschenstill.
    Der Padrone hatte das Wort. Er bedankte sich höflich für die Einladung – und nahm sie an.
    Oha!
    Mama, Grete und Marie verdrehten die Augen. Irene, die fast auf Giovannis Schoß saß, grinste glücklich, Jan himmelte Federico an, und ich kämpfte mit meinem vierten Glas Grappa. Ging nicht mehr ganz so flüssig runter.
    »Natürlich werden wir nicht alle kommen«, erklärte der Padrone. »Ich werde eine Auswahl treffen.«
    Niemand schien sich sonderlich vordrängen zu wollen. Alle waren jetzt mit dem Essen beschäftigt.
    Auch gut. Wenn nur mein Großvater und mein Vater zu Besuch kamen, war das machbar. Nur bitte keine entfernten Verwandten aus Bari.
    Irene schien anderer Meinung zu sein. Sie redete gerade intensiv auf Giovanni ein.
    Halt bloß die Klappe, Irene!
    Federico war mir nachgekommen und strahlte mich an.
    »Ich finde, das ist eine wunderbare Idee.«
    »Grmpf.«
    Jan schaute aus einigem Abstand zu uns herüber. Sein Blick war finster.
    Sorry, Brüderchen, ich will das doch auch nicht.
    Ein Kalbskopf schob sich zwischen Federico und mich. Der zuckte nicht einmal mit der Wimper. Na ja, wer Löwen und Tiger in seiner Arena hat, darf sich nicht so anstellen.
    Hunger!, schrien Rüdigers Augen.
    Er fühlte sich vernachlässigt, ganz klar. Kein Wunder, wenn sein Frauchen und seine

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