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Oma packt aus

Oma packt aus

Titel: Oma packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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gelegt.
    »Guten Morgen«, erwiderte ich. Was Besseres fiel mir nicht ein. Außerdem war ich gut erzogen.
    Klara offenbar weniger. »Tut das weh? Kannst du mal den Gips abnehmen, damit ich die Nase sehen kann? Kriegst du jetzt so ’n Kinn wie Kronprinzessin Victoria? Und bleiben die Glupschaugen so?«
    Glupschaugen? Nun war aber mal gut!
    »Halt einfach die Klappe.«
    Hm, diese Sprache verstand Klara. Sie widmete sich wieder ihrem Smartphone und blendete mich aus.
    Nach längerem Hin und Her gelang es mir, die hypermoderne Kaffeemaschine in Gang zu setzen, und in einer Brötchentüte fand ich fünf ofenwarme Brioches.
    Das Leben war wieder lebenswert.
    »Hallo«, sagte Paul, als ich gerade fertig gefrühstückt hatte. Sein Blick streifte mich nur kurz, und seine Stirn war fest gerunzelt. Eine liebevolle Begrüßung ging anders.
    Komisch. Irgendwo in meinem Unterbewusstsein war ich der Meinung, wir hätten uns gestern versöhnt.
    War wohl nichts.
    »Der Punchingball hat dein Frühstück aufgegessen«, erklärte Klara.
    Ihre Anwesenheit hatte ich glatt vergessen.
    »Klara, wie redest du über meine Freundin?«
    Das Mädchen riss in gespielter Überraschung die Augen auf. »Das ist deine Freundin? Oh, tut mir leid, Papilein. Ich wollte nicht unhöflich sein.«
    Mir fielen spontan ein paar deftige Flüche ein, die ich ziemlich mühsam hinunterschluckte. Man soll sich bekanntlich nie auf das niedrige Niveau seines Feindes begeben. So wischte ich mir nur ein paar Krümel aus den Mundwinkeln und schenkte Paul ein zärtliches Lächeln. »Ich werde jemanden bitten, dir noch ein paar Brioches zu besorgen.«
    »Nicht nötig, mir reicht ein Toast.« Kein Lächeln. Schon gar nicht zärtlich.
    Ich hatte genug. Grußlos verließ ich die Küche, stapfte über den Hof, legte mich wieder aufs Bett und heulte vor mich hin. Ein nasser Gips war mir jetzt mal egal.
    »Du musst das verstehen«, sagte Jan, als er gegen Mittag ins Zimmer kam. »Paul sitzt zwischen zwei Stühlen und fühlt sich dabei ziemlich eingeklemmt.«
    Hübsches Bild, dachte ich untröstlich.
    »Heterosexuelle Männer können sich nicht so schnell auf eine neue Situation einstellen. Denen fehlt es an Flexibilität.«
    Aha.
    »Und Klara macht es ihm nicht gerade leicht.«
    »Mir auch nicht.«
    »Weiß ich, Kröte. Aber denk daran. Sie ist noch ein Mädchen, wir sind die Erwachsenen. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass es ihr bald besser geht.«
    »Einen besonders unglücklichen Eindruck hat sie auf mich eigentlich nicht gemacht.«
    »Dann musst du besser hinschauen.«
    Das gab mir zu denken, und ich schämte mich ein bisschen. Jan besaß feine Antennen für die Gefühle anderer Leute. Ich normalerweise auch. Falls ich nicht gerade aus persönlichen Gründen ein Brett vorm Kopf hatte.
    Arme Klara. Von der Mutter abgegeben, die Großeltern verloren und bei fremden Leuten untergekommen. So ein Leben hätte mich auch kein Engel werden lassen. Gestern hatte ich noch mehr Mitgefühl mit Klara gehabt. Aber da war ich ihr noch nicht persönlich begegnet.
    »Wo warst du eigentlich?«, fragte ich, bevor er mir einen Vortrag über die Gefühllosigkeit heterosexueller Frauen halten konnte.
    »Einkaufen. Mit Sissi und Irene.«
    »Wir waren in Bari!«, rief Sissi, die gerade mit Irene im Schlepptau in mein Zimmer stürmte.
    In den nächsten zwanzig Minuten wurden unzählige Souvenirs auf meinem Bett ausgebreitet. Bunt bemalte Keramikschüsseln, Knoblauchzöpfe, eingelegte Tomaten, handgefertigte Schuhe, Gürtel und echte Luxus-Handtaschen.
    Ich staunte pflichtschuldigst, war aber nicht bei der Sache.
    »Und das hier auch«, erklärte schließlich Jan und zog sechs Flaschen Berlucchi aus einer großen Einkaufstasche.
    Der interessierte mich schon mehr. Ich stellte fest, dass ich seit gut sechsunddreißig Stunden keinen Alkohol mehr zu mir genommen hatte. Eine ziemlich lange Zeit angesichts der Umstände.
    »Jan, du bist der einzige Mann in meinem Leben, den ich wirklich liebe.«
    »Pass bloß auf«, unkte Sissi. »Ihr seid, wie neuerdings bekannt ist, nicht blutsverwandt.«
    Jan feixte. »Ich bleibe aber schwul. Das wäre ja noch schöner.«
    Irene sagte nicht viel. Sie hatte so einen Blick drauf, den ich nur zu gut kannte. Es war der Blick der frisch Verliebten.
    Wir machten es uns zu viert auf dem großen Doppelbett gemütlich und genossen den kühlen prickelnden Prosecco.
    Meine Stimmung hob sich schon beim zweiten Glas.
    »Bin ich Alkoholikerin, wenn ich nur noch mit Sekt oder

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