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Oma packt aus

Oma packt aus

Titel: Oma packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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Schnaps fröhlich sein kann?«, sinnierte ich.
    »Ach, was«, meinte Sissi kichernd. »Jan, schenk uns mal nach.«
    Ich stellte fest, dass Irene sich problemlos in unsere vertraute Runde einfügte. Als Mutter kam sie gut drei Jahrzehnte zu spät, aber als ältere Freundin fand ich sie prima.
    Nach einer Weile schickten wir sie zur Nahrungsbeschaffung hinaus, und sie kehrte wenig später mit einer großen Schüssel Reissalat, frisch gebackener weißer Pizza und köstlich duftender Salami wieder.
    Sissi und ich erzählten Anekdoten aus unserer Münchener Zeit, Jan lästerte über seine Kunden im Friseursalon, und Irene wartete mit lustigen Geschichten über Promis in ihren Hamburger Hotels auf.
    Zwischendurch schaffte Sissi die Reste unseres Mahls weg und brachte eine große Schale voller profiteroles mit, jener unverschämt kalorienreichen mit dicker Creme gefüllten und noch dicker mit dunkler Schokolade überzogenen Gebäckstücke.
    »Die hat mir Margherita mitgegeben und dabei geschworen, dass Rüdiger keinen noch so kleinen Klecks davon bekommt.«
    »Mein armer Dicker«, murmelte Irene.
    Das viele Essen neutralisierte den Alkohol, also mussten wir nachziehen.
    Entspannt lehnte ich mich zurück. Zum ersten Mal seit meiner Ankunft in Alberobello fühlte ich mich wie im Urlaub. Jegliche unangenehme Gedanken an Paul verdrängte ich einfach. Klappte ganz gut, zumal wir nicht mehr lange zu viert blieben.
    Nach und nach klopften die einzelnen Familienmitglieder an die Tür, um sich nach meinem Wohlergehen zu erkundigen. Den Anfang machten der Padrone höchstpersönlich und die schöne Elena. Flaschen und Gläser verschwanden rasch hinter einer Kommode, die Jan vorsorglich ein Stück von der Wand abgerückt hatte.
    Als einer der wenigen Occhipintis sprach Don Antonio kein Deutsch, also übersetzte Irene. »Nun, das sieht nicht gut aus, aber du wirst dich erholen. Als junger Mann neigte ich selbst zu Unfällen.«
    Er krempelte sein linkes Hosenbein auf und zeigte mir die Wade, von der ein ganzes Stück fehlte. »Hat mir ein Hai abgebissen, als ich mit Freunden im Meer schwimmen war.«
    Haie in der Adria?
    Echt jetzt?
    Ich nickte beeindruckt, Elena wirkte dagegen indigniert.
    »Bitte zeige ihr nicht auch noch deine Pobacke«, sagte sie. Irene übersetzte im Flüsterton, weil wir das wohl nicht verstehen sollten.
    »Ah, il lupo«, erwiderte der Padrone grinsend.
    Lupo? Wolf?
    Auch Jan erinnerte sich an sein bisschen Latein und riss die Augen auf.
    Wir warteten gespannt auf das nächste Raubtier, aber da waren die beiden schon wieder weg.
    Unseren Kicheranfall erstickten wir mit einer Runde Prosecco.
    Als Nächste kamen Federico, Gianpaolo und Gianpietro.
    Sissi bekam den Mund nicht mehr zu.
    »Jetzt weiß ich endlich, wie sich Alice im Wunderland fühlte«, nuschelte sie.
    Jan puffte sie in die Seite, während meine beiden nagelneuen identischen Brüder rechts und links von mir auf dem Bett Platz nahmen und mein lädiertes Gesicht begutachteten.
    »Nicht schön«, sagte Gianpaolo.
    »Geht aber alles wieder weg«, ergänzte Gianpietro.
    »Und jetzt rückt mal den Prosecco raus, damit wir mit unserer Schwester anstoßen können«, sagten beide im Chor und deuteten auf einen Korken, der vergessen auf der Bettdecke ruhte.
    Federico stand derweil unbehaglich im Hintergrund. Endlich erbarmte ich mich seiner und schenkte ihm ein schiefes Lächeln. Beide Mundwinkel auf eine Höhe zu bringen schaffte ich noch nicht.
    Federico lächelte erleichtert zurück, was Sissi als Startschuss für ihre Flirtattacke auffasste.
    So ein Imperator war ein Klacks für sie. Die hatte schon ganz andere Männer erobert. Federico war augenblicklich in seinem Element, und die Funken flogen nur so hin und her zwischen den beiden.
    Hm. Meine schlechte Laune meldete sich zurück. Ich wollte ja nun definitiv nichts von ihm, aber welche Frau wird schon gern so schnell vergessen? Ich nicht.
    Her mit dem Berlucchi!
    Auch Marcello und Anna schauten vorbei. Anna war für ihre Verhältnisse sogar freundlich. Unter Jans strengem Blick spuckte sie nicht mal auf den Boden. Trotzdem fühlte ich mich in ihrer Anwesenheit unwohl und war ganz froh, als sie beide wieder gingen.
    Mama und Papa blieben länger. Zwischenzeitlich wurde es richtig voll bei uns im Zimmer. Margherita schaute herein und ein paar Verwandte, deren Namen mir zwar genannt wurden, die ich aber gleich wieder vergaß. Grete und Marie überzeugten sich davon, dass es mir gut ging. Rüdiger blieb auf dem

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