Oma packt aus
sie niemals gefunden werden.«
Oh Gott!
»Davon hat sie aber doch bestimmt noch nie gehört!« Ich wollte fest daran glauben, dass ihr Reiseziel zufällig gewählt war. Andererseits – Smartphone – Google – mit wenigen Klicks ließ sich herausfinden, wo man in Süditalien am effektivsten diese Welt verlassen konnte.
»Ich glaube nicht, dass Klara sich umbringen will«, sagte Gianpaolo fest. »Und Nele glaubt es auch nicht.«
Nein?
»Klara hat das Ladegerät für ihr Smartphone mitgenommen. Das hätte sie wohl kaum getan, wenn sie sich was antun will.«
Ach ja, meine Entdeckung.
Bevor wir darüber näher beratschlagen konnten, kehrten die anderen Suchtrupps zurück und mussten erst mal über die neue Sachlage aufgeklärt werden.
Herr Krochmann fühlte sich in seiner Heldenrolle ausgesprochen wohl und war außerdem inzwischen sturzbetrunken.
»Sie müssen Ihre Tochter retten!«, beschwor er Paul, der aussah, als sei er komplett überfordert. »So ein hübsches junges Ding darf nicht sterben!«
Dem Krochmann hätte ich eine knallen können.
Grete auch. Die baute sich schon wieder drohend vor ihm auf.
29. Im Höhlenlabyrinth
Bevor meine Oma doch noch ein Blutbad anrichten konnte, griffen meine Väter ein.
Papa schnappte sich Grete und drückte sie auf einen Stuhl neben Marie und Graziella. Dort wurde sie von einem massiven Schweigen angefallen und sackte in sich zusammen.
Marcello geleitete Hans-Heinrich Krochmann vom Hof und gab ihm als Dankeschön je eine Flasche Olivenöl und Rotwein mit.
Hoffentlich würde er die nicht verwechseln.
Währenddessen plante der Padrone die nächsten Schritte.
»Ein Helikopter ist bereits auf dem Weg nach Matera, ein zweiter steht am Hubschrauberlandeplatz bereit, um Herrn Liebling zu seiner Tochter zu bringen.« Er wandte sich direkt an Paul, Margherita übersetzte wieder. »Es ist nur noch für eine weitere Person Platz. Wen möchten Sie mitnehmen?«
Paul riss sich zusammen. Ich vergaß, wie unfreundlich er zu mir gewesen war, und lächelte ihn aufmunternd an. Zusammen würden wir durch die Lüfte fliegen und Klara retten.
Sein Blick glitt über die Gesichter, auch über meines.
»Ich nehme Margherita mit. Sie kann dolmetschen.«
Okay, die Entscheidung war sinnvoll, aber für mich fühlte es sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Jan stand plötzlich neben mir und drückte fest meine Hand. Das wird schon wieder, sollte die Geste heißen.
Der Padrone sah nicht glücklich aus. Der hing an seiner jüngsten Tochter, und wer konnte schon wissen, was mit diesen durchgeknallten Deutschen noch alles passieren würde.
Margherita ging zu ihm und sprach schnell auf Italienisch mit ihm. Schließlich nickte er, und sie verließ mit Paul und einem Carabiniere den Hof. Im nächsten Augenblick heulten draußen die Sirenen auf.
Weg waren sie.
Weitere Mitglieder der Familie Occhipinti wurden auf fünf Autos verteilt, wir Lüttjens’ und Irene sollten im Kleinbus fahren.
Offensichtlich spekulierte der Padrone darauf, dass wir auf diese Weise als Letzte ankommen und keinen Schaden mehr anrichten würden, weil seine Familie das verlorene Kind bereits aufgespürt hatte.
Wenn er sich da mal nicht täuschte.
Jan setzte sich hinter das Steuer, bevor Papa auch nur »Piep« sagen konnte. Sissi pflanzte sich auf den Beifahrersitz und hielt ihr iPhone hoch. »Integriertes Navi.«
Alles klar.
Auf die mittlere Bank kamen meine Eltern. Ich nahm hinten Platz, zusammen mit Irene und Rüdiger. Das war zumindest der Plan. Dumm nur, dass Rüdiger sich mit allen vieren dagegen stemmte.
Neben dem grüngesichtigen Monster sitzen? Niemals!
Irene zerrte, Grete schob von hinten. Zwecklos.
Irene wedelte mit einem Stück Kuchen vor seiner Schnauze herum. Keine Chance.
Ich sah dem Treiben fünf Minuten lang zu, während Jan schon fast die Räder durchdrehen ließ. Dann fing ich an zu reden. Irgendwas. Aus meiner Kindheit in der Lüneburger Heide, von der Schule, von meiner ersten großen Liebe Karl Küpper. Es kam nicht so sehr auf den Inhalt meiner Worte an, als vielmehr auf deren Klang.
Rüdiger stellte die Ohren auf und lauschte.
Ja, und endlich, endlich erkannte er seine neue Freundin Nele hinter dem grünen Mondgesicht. Ich streckte die Hand aus, damit er daran schnüffeln konnte, und plötzlich sprang er mit einem Satz in den Bus und schleckte mich ab.
Autsch! Igitt! Aber ich lachte.
»Gut gemacht«, sagte Irene und schloss die Tür. »Und dieses rote Herz, das dir Federico
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