Oma und Frieder - Sammelband
herum und hin zum Apfelbaum, und schüttelt dabei unentwegt den Kopf.
Frieder hält sich den Mund fest zu, mit beiden Händen, damit er nicht laut kichern muss. Weil da sich die Oma endlich bückt und ein paar Bohnen aufhebt, daran schnuppert und noch mehr mit dem Kopf wackelt und dazu murmelt: »Das riecht mir aber sehr nach Kaffee ... ja was ist denn jetzt das?«
Da kann es der Frieder nicht mehr aushalten. »Hasenkacka, Oma!«, jubelt er unterm Fliederstrauch hervor und hopst in wilden Sprüngen auf die Oma zu. »Vom Osterhasen, Oma! Und der bin ich!«
Aber da steht die Oma schon am Einkaufskorb, schlägt die Hände überm Kopf zusammen und zetert los: »Ja bist du denn vom wilden Watz gebissen? Ich glaub, ich seh nicht recht! Schmeißt doch der Lauser meinen teuren Kaffee einfach im Garten herum, so mir nix, dir nix. Ja bist du denn von allen guten Geistern verlassen?« Und betrübt schüttelt sie die leere Tüte.
Da ist dem Frieder klar, das mit der Kaffee-Hasenkacka, das war falsch. Die Oma mag die Kaffeebohnen lieber in der Tüte.
Frieder lässt den Kopf hängen und schleicht zur Oma hin und wispert leise: »Oma, ich wollte doch der Osterhase sein. Es tut mir ja so Leid.« Und er schnupft in Omas Schürze.
»Mir auch!«, sagt die Oma und seufzt tief auf. »Mein schöner teurer Kaffee. Es war ein Sonderangebot.« Sie faltet ordentlich die leere Tüte und legt sie seufzend zurück in den Korb. Da muss der Frieder noch mehr schnupfen. Die Tüte ist so leer und die Oma kriegt heute keinen Kaffee mehr. Wo sie sich doch so darauf gefreut hat!
Und beinahe kommen dem Frieder die Tränen, so dick wie die Kaffeebohnen ringsherum im Garten.
»Oma«, schnupft er und steckt seine Nase in Omas Schürze. »Oma, ich wollte doch wirklich
bloß der Osterhase sein. Was machen wir denn jetzt?«
»Nix!«, sagt die Oma und holt ein Taschentuch aus ihrer Schürzentasche. »Und du putzt dir jetzt die Nase, wie sich das gehört. Die Kaffeebohnen in dem Dreck, die können wir vergessen.«
Frieder schnieft und schnauft und putzt sich die Nase und da grinst die Oma und sagt: »Und überhaupt, Osterhasen schmeißen nix rum, Osterhasen verstecken was, haben wir uns verstanden?«
Frieder horcht auf. Verstecken? Aber was denn? Er hat doch nichts zum Verstecken.
»Da schau!«, sagt die Oma und wischt dem Frieder noch mal über die Nase. »Da im Korb! Da sind ganz viele Sachen drin. Die kannst du alle verstecken, du lausriger Osterhase du!«
Da jubelt der Frieder los und stürzt sich auf den Einkaufskorb und räumt blitzschnell alles raus und versteckt alles im ganzen Garten. Käse und Brot und Apfel und Bananen und eine Dose
Schuhcreme und ein Paket Nudeln und ein Paket Zucker und eine kleine Leberwurst und eine Kinderzahnbürste. Die Oma hat sich brav die Augen zugehalten und ist dann brav suchen gegangen. Sie hat wirklich alles gefunden. Sogar die Zahnbürste; und das war wirklich schwer, denn die hat der Frieder in die volle Regentonne hineinversteckt. Und dann versteckt die Oma alles für den Frieder und Frieder darf suchen und findet auch alles. Beinahe alles ... die Kinderzahnbürste, die findet er nämlich nicht. Die hatte die Oma in der Schürzentasche. Und die kleine Leberwurst, die findet er auch nicht, denn die hat die Oma aufgegessen. Das macht aber nichts. Leberwurst mag der Frieder sowieso nicht.
Ein Brief
»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, ich will mal einen Brief kriegen. Jetzt gleich!«
»Ja lässt du mich gleich los, Rotzbub«, zetert die Oma und rührt in ihrem Kuchenteig herum, linksherum und rechtsherum. »Einen Brief! Den kannst du doch noch gar nicht lesen, zu was willst du dann einen Brief?«
Frieder schleicht sich an die Teigschüssel. »Weil alle Leute Briefe kriegen«, sagt er und schon ist seine Hand mittendrin im Kuchenteig. »Ich aber nie!«
»Ha!«, schreit die Oma und zieht Frieders Hand aus der Teigschüssel. »Raus aus meinem Kuchenteig, du Lauser, und raus aus meiner Küche. Die Schüssel ausschlecken darfst du später.«
»Ich will ja gar nicht schlecken, ich will doch einen Brief!«, motzt der Frieder und wischt sich schnell die Finger an der Hose ab. Da schaut die Oma aber streng und droht auch noch mit dem Rührlöffel.
Frieder seufzt tief auf. Wenn die Oma so streng schaut, dann geht er besser in sein Zimmer. Aber an der Küchentür dreht er sich trotzdem noch mal um und sagt mit einer ganz lieben, leisen Friederstimme: »Ich hätt doch so gern mal einen
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