Oma und Frieder - Sammelband
sie los. »Wie oft soll ich das noch sagen! Da hopst doch der Lauser tatsächlich das Abendessen kaputt, ja spinnst du jetzt?« Wütend rupft sie ein Unkraut raus und schmeißt es fast auf Frieders Schuh.
Frieder hopst beiseite und murmelt trotzig vor sich hin: »Wenn ich aber doch der Osterhase bin, Oma! Und du bist eine alte Oma, die nix ratet!«
»Und du bist ein rotzfrecher Frieder, der nicht höret!«, sagt die Oma und droht ihm mit dem zerquetschten Salatkopf. »Weg mit dir, aber schnell. Und den Osterhasen habe ich mir ganz
anders vorgestellt, dass du's nur weißt!« Betrübt legt sie den kaputten Salat zum Unkraut.
Frieder hoppelt beleidigt davon, in die hinterste Gartenecke. Die Oma glaubt ihm den Osterhasen nicht. Wo er doch so gehoppelt ist wie ein echter Hase. Ein Osterhase ist doch ein Hase, das ist doch klar! Er hat doch sogar in ein Salatblatt gebissen, wo das doch gar nicht gut schmeckt! Aber die Oma, die hat mit Unkraut nach ihm geschmissen und ihn weggeschickt, ihn, den tollen Osterhasen.
Frieder hockt in der hintersten Gartenecke unter einem Fliederbusch und mault wütend vor sich hin. Wo er doch solche Lust auf Osterhasenspielen hat! Die Oma aber überhaupt nicht! Blöd! Die hat lieber Unkraut und Salat, wo der doch gar nicht schmeckt! Blöd! Frieder seufzt und Frieder mault und rupft ein bisschen am Flieder herum und streut die Blätter vor sich auf den Boden. Und er überlegt. Er muss was machen, damit die Oma ihm den Osterhasen glaubt. Und da weiß er auch schon, was! Spuren muss er hinterlassen, Hasenspuren. Aber was für welche?
Was für Spuren machen Hasen? Frieder denkt und denkt ... und schon fällt's ihm ein und er muss kichern unterm Fliederstrauch. Wenn die Hasen nämlich mal müssen, dann gehen die nicht aufs Klo, weil sie ja auch gar keines haben und auch keines brauchen. Die hocken sich einfach hin und machen auf die Erde drauf. Ha-senkacka! Die sieht man gut, weil die so aussehen wie Kaffeebohnen, wirklich ganz genau so. Das hat er mal gesehen und das hat ihm gut gefallen.
Also braucht er jetzt ganz einfach Kaffeebohnen wie Hasenknöddel, das ist doch klar. Frieder grinst und schon flitzt er in hohen Hasensprüngen hin zu Omas Einkaufskorb. Bevor sie in den Garten gegangen sind, da sind sie einkaufen gewesen im Supermarkt. Viele Sachen haben sie da gekauft, so langweiliges Zeug zum Abendessen, Käse und Brot und Milch und noch viel mehr, auch so Zeug, was man gar nicht essen kann. Und eine Tüte Kaffeebohnen war auch dabei, das weiß der Frieder noch, weil sich die Oma so gefreut hat auf »die Tasse Kaffee am Abend, erquickend und labend«. Das hat sie gesagt und hat eine große Tüte Kaffeebohnen eingepackt.
Frieder wühlt im Einkaufskorb herum. Wo ist die Tüte denn? Er schaut vorsichtshalber zur Oma rüber, aber die kniet noch immer und zupft und rupft und schaut nicht her.
Frieder wühlt weiter und endlich zieht er die Kaffeebohnentüte raus. Braun ist sie und ganz voll und knistert und knackt in seinen Händen. Schnell reißt er sie auf und holt zwei Hände voll Kaffeebohnen raus. Herrlich! Die sehen ja aus wie richtige Hasenkacka. Nun muss er sie bloß verteilen im ganzen Garten.
Frieder springt los, die Hände voller Kaffeebohnen und die Hosentaschen auch, und verteilt. Unterm Beerenstrauch, drei Kaffeebohnen! Neben dem Apfelbaum, fünf Kaffeebohnen! Rund um die Regentonne herum, viele Kaffeebohnen! Und weil noch immer so viele Kaffeebohnen in den Händen und in den Hosentaschen übrig sind, schmeißt er sie einfach auf den Weg. Hierhin und dahin und dahinten auch noch ein paar. Und weil das so schön aussieht wie echte Hasenspuren und seine Hände und seine Hosentaschen leer sind, holt er gleich noch mehr Bohnen aus der Tüte und verteilt sie. Endlich ist die Tüte leer und der Garten voller Kaffeebohnen.
Das sieht nicht nur aus, als wäre ein Osterhase da gewesen, das sieht ja sogar aus, als wären viele Osterhasen da gewesen! Frieder kichert und hoppelt rasch zurück in seine Gartenecke, hockt sich unter den Fliederstrauch und wartet ab. Jetzt muss er nämlich bloß warten, bis die Oma im Salatbeet zu arbeiten aufhört, dann sieht sie die Bohnen und glaubt ihm! Frieder grinst und wartet. Die Oma kann ja nicht ewig Unkraut rupfen ... da steht die Oma auch schon auf, reibt sich ächzend das Kreuz, geht ein paar Schritte, hin zur Regentonne ... und stutzt. Sie bückt sich, betrachtet ein Häuflein Bohnen, schüttelt den Kopf, geht weiter, rund um die Regentonne
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