Omega Kommando
Krayman Industries. Sie können das eine nicht vom anderen trennen.«
»Man kann keine Firma interviewen, T.J.«
»Man kann auch nicht Krayman interviewen, aber das hindert Sie nicht daran, die Story zu machen. Ich habe einiges Material, das Ihnen vielleicht weiterhelfen würde.«
Sandys Gesichtszüge verhärteten sich. »Wir sind nicht auf der Universität von Columbia, T.J. wir sind in einem Fernsehsender. Die Dinge funktionieren hier anders. Ich will diese Story, doch ich muß Shays Bedingungen einhalten. Sie wissen, wie diese Bedingungen aussehen. Er hat sie uns genannt.«
T.J. nickte schwach und ging davon.
»Heute nachmittag«, rief Sandy ihm nach. »Dann werde ich mir ansehen, was Sie haben.«
»Sicher«, sagte T.J. zu leise, als daß sie ihn hören konnte.
Der Rest des Vormittags schleppte sich für Sandy dahin. Sie bekam die Konfrontation mit T.J. nicht aus dem Sinn. Sicher mußten die Fakten, die er über Krayman Industries ausgegraben hatte, noch genau untersucht und erhärtet werden. Solch eine Verzögerung konnte sie sich einfach nicht leisten. Diese Arbeit würde die wahre Bedeutung ihrer Story verhüllen und die Recherchen noch schwieriger machen, als sie es jetzt schon zu werden versprachen.
Doch betrog sie sich nicht selbst? Sie wollte nicht erfahren, was T.J. entdeckt hatte, weil sie keine Komplikationen verkraften konnte. Sie hatte von Shay bekommen, was sie wollte, und jetzt wollte sie unbehindert arbeiten. Ihr Gebiet waren die Menschen, und bei Menschen konnte man sich einzelne Aspekte heraussuchen. Die Teile ihres Lebens, die nicht in die Story paßten, konnte man einfach fallen lassen. Es hing allein von ihr ab. Ganze Jahre wegen der neuesten Liebesaffäre oder eines neuen Films mit gewaltigem Budget außer acht gelassen. Die Dinge waren einfacher. Sie würde sich sicherer fühlen, selbst bei Randall Krayman, einem Mann, den sie darstellen mußte, ohne ihn kennengelernt zu haben. Das war eine Herausforderung, der sie sich stellen konnte. Doch die Krayman Industries da hineinzuziehen? Nein, das hatte sie nicht nötig.
Sandy schlug sich noch immer mit diesen Fragen herum, als der Fahrstuhl die Lobby erreichte. Es war fast Mittag, und sie hatte eine Verabredung zum Essen. Wie üblich konnte sie das Gebäude nicht verlassen, ohne unzählige Autogramme zu geben. Die Leute strömten in Scharen herbei, und der Kreis um sie herum schien die anzulocken, die ihn links liegen lassen wollten. Sandy gab so viele Autogramme, wie sie konnte, versuchte jedoch, dabei weiterzugehen. Wie sie sich nach diesen kalten Wintertagen sehnte, wenn sie Hut und Schal trug und unerkannt blieb … Die Menschen wollten mit ihr sprechen, diskutieren, was immer ihnen wichtig war. Ihre Stimmen hoben sich wetteifernd übereinander, und einige hatten schon die Lautstärke von Schreien erreicht, als Sandy durch die Ausgangstür in den hellen Dezembertag trat.
Sie gab noch immer Autogramme, und ihre Hände wurden allmählich steif, als sich ein Mann den Weg zu ihr durch die Menge bahnte. Sandy bemerkte ihn nur undeutlich, bis er direkt vor ihr stand, und dann erbebte sie vor Angst, weil er die Hand ausstreckte und mit etwas Dunklem zwischen den Fingern auf sie einzustechen schien.
In diesem Augenblick kannte Sandy die Furcht, die die Prominenz in der Öffentlichkeit empfindet, die Verletzlichkeit des Ruhms und all seine Risiken. John Lennon war erschossen worden, weil er kein Autogramm geben wollte, jeweils eine Kugel für zwei Buchstaben.
Der Mann ergriff sie mit seiner linken Hand, und hinter Sandys Lippen bildete sich ein Schrei. Doch er löste sich erst, als ihre Blicke der Hand des Mannes folgten, wie sie über ihre weiße Jacke glitt und eine Blutspur hinterließ.
Dann brach er zusammen und riß sie ebenfalls nieder, und Sandy sah, daß er an zahlreichen Stellen blutete und sein aufklaffender Mantel nun zahlreiche rote Flecken enthüllte. Seine Stimme drang trocken und krächzend an ihr Ohr, als sie gemeinsam auf den Bürgersteig stürzten, und seine Worte waren durch die gegen ihr Ohr gedrückten Lippen kaum verständlich.
»Halten Sie sie auf! Sie müssen sie aufhalten!«
Sandy schrie erneut, als sie fühlte, wie sich die Hände des Sterbenden an ihr festklammerten.
»Keine Zeit mehr! Keine …«
Dann starb der Mann mit einem rasselnden Atemzug, doch erst, nachdem er den schmalen, dunklen Gegenstand in Sandys Handtasche geschoben hatte.
4
McCracken lehnte sich angespannt zurück, als sich die 747 durch
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