Omega
Fingern, glitt näher an ihn heran. Alles war durch das Feld erreichbar, nur ihre Lippen verbargen sich hinter der harten Schale, die ihr Gesicht schützte.
Sie standen vor einem Gebäude mit zwei Kuppeln am Rande der Stadt und blickten nach Norden auf ein Gewirr aus Flussläufen und Granitgestein in einem Tal. Ein paar Einheimische schlenderten herum, manche arbeiteten, andere spielten mit Kindern und wieder andere gingen einfach spazieren. Im Westen, jenseits einiger Hügel, wartete die kühle See.
»Ich liebe dich, Kellie«, sagte er.
Ihr Körper bewegte sich an dem seinen. Sie lachte.
»Was ist so lustig?«
»Im Augenblick«, sagte sie, »hast du auch keine große Auswahl.«
»Ich weiß nicht.« Er schaltete seinen E-Suit ab. Der Geruch salziger Luft drang an seine Nase. Ein herrliches Gemisch. »Ich habe gestern im Park ein paar recht ansprechend aussehende weibliche Goompahs gesehen.«
Die Vibration erlosch mit ihrem Feld. »Ich liebe dich auch, Digby«, sagte sie.
»Ich wünschte, ich könnte dich sehen.«
»Vielleicht heute Nacht. Wenn du brav bist.«
Seine Lippen fanden die ihren, und sie standen einige Augenblicke vollkommen still und genossen das Gefühl der gegenseitigen Berührung. »Kellie«, sagte er dann, »ich würde mich sehr freuen, wenn du meine Frau werden würdest.«
Sie versteifte sich, zog ihn heran und stieß ihn gleichzeitig zurück.
Er fragte sich, ob je irgendjemand außer ihm einer unsichtbaren Frau einen Heiratsantrag gemacht hatte.
»Digger«, sagte sie. »Ich fühle mich geehrt.«
Das klang nicht gut.
»Ich bin aber nicht sicher, ob das gut gehen kann.«
Er schaltete seine Brille ab, und die geisterhafte Gestalt verschwand. Nur die dunklen Augen waren noch da. »Du müsstest den Dienst nicht quittieren«, sagte er. »Das würde dich nicht deine Karriere kosten. Da könnten wir uns bestimmt etwas einfallen lassen.«
Der Seewind war kalt. »Das ist es nicht.«
»Was dann?«, fragte er.
Ihre Augen wurden schmaler. Inzwischen hatte er sich längst an Augen ohne Kopf und Körper gewöhnt, und er hatte festgestellt, dass sie tatsächlich Stimmungen und Gefühle widerspiegelten. Bisher hatte er immer angenommen, dergleichen träfe nur in Verbindung mit dem zugehörigen Gesichtsausdruck zu. »Digger, ich würde dich wirklich gern heiraten…«
»Aber?«
»Ich bin nicht an einer kurzfristigen Verbindung interessiert. Ich möchte mich nicht an dich binden, um dann in ein paar Jahren festzustellen, dass sich alles verändert hat und jeder von uns seiner eigenen Wege geht.«
Er zog sie wieder in seine Arme. Jeglicher Widerstand war fort, und er stellte überrascht fest, dass ihre Wangen feucht waren. »Willst du, dass ich einen Vertrag unterschreibe, in dem ich mich zur Erneuerung verpflichte?«
Sie dachte nach. »Nein«, sagte sie. »Das würde ich nicht von dir verlangen. Außerdem würde das so oder so nicht helfen. Es ist nur…« Sie zitterte. Das schien so gar nicht zu ihr zu passen. »In meiner Familie macht man keine halben Sachen. Man bindet sich, oder man lässt es. Wenn wir uns aneinander binden, dann kannst du nicht erwarten, dass ich dir die Hand reiche und sage, lass uns Freunde bleiben, solltest du es dir in fünf Jahren anders überlegen.«
Inzwischen hielt er sie fest in den Armen. Und er hätte sie zu gern gesehen, aber um sie herum waren zu viele Goompahs unterwegs. »Das wird nie geschehen, Kellie. Ich liebe dich. Ich will, dass du meine Frau wirst und bleibst. Kein Ablaufdatum, kein Auslaufen des Vertrags.«
»Bist du sicher?«
»Ja.«
»Und du wirst noch genauso empfinden, wenn wir wieder zu Hause sind?«
»Natürlich.« Er küsste sie. »Du bist ein zäher Verhandlungspartner.«
»Ja, das bin ich. Und wenn du irgendetwas nicht so gemeint hast, wie du es gesagt hast, wirst du einen hohen Preis dafür bezahlen.«
Von der Verteilung der Überwachungsgeräte abgesehen, streiften sie auch durch die Städte und nahmen eingravierte Symbole auf, Statuen, architektonische Sehenswürdigkeiten und alles, was ihnen sonst noch interessant erschien. In Mandigol entdeckten sie ein Museum voller Artefakte, die aus dem Boden unter den derzeit bestehenden Städten ausgegraben worden waren. Also beschäftigten sich die Goompahs auch mit Archäologie.
Sie waren auf mehrere Akademien oder Hochschulen gestoßen, deren vielseitigste in Kulnar stand, der Heimatstadt von Macao. In Mirakap, einer Inselstadt, die eigentlich zu T’Mingletep gehörte, gab es beinahe
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