Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
und ihre Hand streichelte seine Schulter. »Dafür liebe ich dich, Digger. Trotzdem ist das nicht unsere Aufgabe. Und selbst wenn sie es wäre, was hättest du tun wollen? Ihnen einen Kompass aufs Schiff werfen? Wo liegt die Grenze?«
    Digger hatte keine Ahnung. Er fragte sich, wie die menschliche Geschichte verlaufen wäre, wäre irgendjemand gekommen, um, sagen wir, die persischen Kriege zu beenden. Um den Menschen eine Druckerpresse und ein paar Linsen zu geben und im Gegenzug das Schwarzpulver wegzuschließen? Wären wir wirklich so viel schlechter dran gewesen? Darauf gab es keine eindeutige Antwort, dennoch wusste er, er würde jetzt, in diesem Moment, zu gerne nach den drei Schiffen greifen, die gerade die Landspitze auf der Nordseite des Hafens umrundeten.
    Eine Weile kehrte Schweigen ein. Der Wind strich über sie hinweg. Die Menge zerstreute sich. »Sieh es einmal so«, sagte sie schließlich. »In Anbetracht der Situation haben die Seeleute auf den Schiffen möglicherweise eine größere Überlebenschance als die Leute, die hier geblieben sind. Sie werden weit weg sein, wenn die Wolke kommt.«
    »Toller Trost.«
    »Was hätte ich deiner Meinung nach sagen sollen?«
    »Ich glaube immer noch, wir sollten sie warnen«, sagte Digger.
    »Gott spielen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du kannst dich einmischen, und das mag kurzfristig von Nutzen sein, aber langfristig könnte es Schaden anrichten.«
    »Wir werden doch jetzt nicht metaphysisch werden, oder?«
    Sie legte sich ins Gras, und ihre Augen starrten zum Himmel empor.
    Digger stand auf und sah sich zur Stadt um, die sich über die Hügel hinter ihnen ausbreitete. Und zu den Bergen hinter den Hügeln. »Ich glaube, wir müssen noch einmal versuchen, mit ihnen zu reden.«
    Er hörte sie seufzen. »Was hältst du davon«, fragte sie, »wenn wir dieses Mal einen vielversprechenden Kandidaten auswählen, statt irgendeinem Passanten auf der Straße aufzulauern?«
    »Macao«, sagte er.
    Sie nickte.
     
    Sie hatten sie in der Menge verloren. Wie ging man vor, wenn man in einer technologiefreien Stadt jemanden suchen wollte? Telefonbücher gab es nicht, und sie konnten die Stadtbewohner nicht fragen, ohne sie zu Tode zu erschrecken.
    Sie versuchten es bei den Vortragsveranstaltungen, aber es gab kein Plakat, keine Schilder, nichts, das andeutete, Macao würde einen Vortrag halten.
    »Wir wissen nicht einmal sicher, ob sie hier wohnt«, grummelte Digger. »Vielleicht war sie nur zum Essen hier.«
    »Nein«, sagte Kellie. »In Brackel ist sie als Macao aus Kulnar angekündigt worden. Das ist ihre Heimatstadt.«
    »Oder die, in der sie geboren wurde. Aber gut, nehmen wir an, du hast Recht. Wie sollen wir sie finden?«
    »Es muss eine Möglichkeit geben, mit den Leuten zu kommunizieren. Botschaften weiterzugeben.«
    Digger dachte darüber nach. Wie ließ man Cicero eine Nachricht zukommen? Man schreibt sie auf ein Stück Pergament und übergibt sie einem Boten, richtig? Aber woher den Boten nehmen?
    Sie beschlossen, Feierabend zu machen, und flogen mit der Fähre raus nach Utopia, wo sie allein und sicher waren.
    Am Morgen, als sie sich gerade auf den Rückflug nach Kulnar vorbereiteten, fragte er Kellie, ob er die Silberkette haben könne, die sie um den Hals trug.
    »Darf ich fragen wozu?«
    »Ich möchte sie einer anderen Frau geben.«
    Sie legte den Kopf schief und beäugte ihn mit einer Mischung aus Amüsement und Argwohn. »Es ist ein weiter Weg bis zur nächsten anderen Frau, Digger.«
    »Ich meine es ernst«, beharrte er. »Es ist wichtig. Und wenn wir nach Hause kommen, werde ich sie ersetzen.«
    »Sie hat einen ideellen Wert.«
    »Es ist wirklich wichtig, Kellie. Und vielleicht finden wir sogar eine Möglichkeit, sie zurückzubekommen.«
    »Ganz bestimmt«, konterte sie trocken.
    Auf dem Weg in die Stadt holten sie eines der Überwachungsgeräte ab und befestigten es an der Kette. »Wie sieht das aus?«
    »Wie eine Überwachungseinheit an einer Kette.«
    Tatsächlich sah es seiner Meinung nach gar nicht übel aus. Wenn man nicht zu genau hinsah, war die Einheit weiter nichts als ein polierter, dunkler, scheibenförmiger Schmuckanhänger. Das jedenfalls würden die Goompahs sehen.
    Sie suchten das hiesige Äquivalent eines Schreibwarenladens auf. Dort gab es Tinte, federähnliche Schreibgeräte, Pergamente unterschiedlicher Stärke und Dokumentenrollen. Da es draußen inzwischen kalt geworden war, brannte ein Feuer auf einem kleinen Rost in der Mitte des Raums.

Weitere Kostenlose Bücher