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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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mit einem Minimum an Aufwand herabzusinken. Der Regenmacher war bereits in der Mitte eines Kreises aus acht Bäumen deponiert, die als Sicherungsanker dienen sollten. Marge hatte in aller Eile den Platz zwischen den Bäumen ausgemessen, um eine Flugbahn für den Helikopter zu bestimmen. Als sie damit fertig war, löste sie die Verankerung. Inzwischen hatte Julie eine Zuleitung in den Fluss gelegt, sie mit einem Set aus vier Sprinklern verbunden und diese auf dem Boden rund um den Schlot verteilt. Danach hatte sie die Pumpe angeschlossen.
    Nun brachten sie die Taue an den Bäumen an und ließen sie so weit durchhängen, dass der Schlot, wenn es so weit war, bis auf zehn Meter in die Höhe steigen konnte. Danach durchtrennten sie die vertikal verlaufenden Seile, die das Paket zusammenhielten. Und das war alles. Es sah aus wie ein großer, himmelblauer Zylinder aus Plastik, der oben und unten offen war.
    »Können wir los?«
    Marge nickte. »Können wir.« Sie war stolz auf ihre Regenmacher, versuchte aber, sich den Anschein zu geben, als wäre dies nur eine ganz alltägliche Leistung.
    »Bill«, sagte Julie, »mach die Landefähren und den Helikopter startbereit.«
    »Sind startbereit. «
    Marge platzierte ein Überwachungsgerät an einem Baumstamm, sodass sie die Vorgänge am Boden beobachten konnten. Als sie fertig war, stiegen sie in den Schlepper, und Julie flog sie direkt über den Schlot.
    Von dort aus führten sie eine kurze Inspektion ihrer Arbeit durch, und Marge erklärte, es sei alles in Ordnung. »Dann los«, sagte sie.
    Julie senkte den Schlepper ein wenig ab, bis sie die Oberseite des Schlots berührten. »So ist es gut«, sagte sie zu Bill. »Wieder anschließen.«
    Marge fühlte, wie sich die magnetischen Klammern schlossen.
    »Erledigt«, meldete Bill.
    Marge startete die Pumpe. Auf dem Boden stieg ein feiner Sprühnebel auf und ging rund um den Regenmacher nieder. »Das wird doch keine Wolken herstellen, oder?«
    »Es wird alles ein wenig beschleunigen«, sagte Marge.
    Julie grinste. »Die Wunder der modernen Technologie.« Sie drehte sich auf ihrem Sitz um. »Und los geht’s.«
    Sie aktivierte den Spike, die vertikalen Triebwerke feuerten, und sie stiegen höher. Die Oberseite des Regenmachers hob sich mit ihnen in die Luft, und der ganze Schlot dehnte sich aus wie ein Akkordeon.
    »Funktionieren die Dinger auch zuverlässig?«, fragte Julie.
    »Bisher schon. Aber natürlich haben wir sie noch nie in einer fremden Welt ausprobiert.«
    »Hier sollte es noch besser funktionieren als zu Hause«, entgegnete Julie. »Geringere Gravitation.« Und dann, an die KI gewandt: »Bill, bring die erste Landefähre hoch.«
    Von innen wurde der Schlot von mikroskopisch dünnen, ultraleichten Rippen gestützt, die im Abstand von 86 Metern durch Querstreben gehalten wurden. Am unteren Ende war ein Schutznetz angebracht, das verhindern sollte, dass kleine Tiere hineingesaugt wurden (größere Kreaturen wie die Goompahs mussten mit Unannehmlichkeiten rechnen, wenn sie dem Schlot zu nah kamen – sie würden ihre Hüte verlieren, nicht aber ihr Leben).
    Als sie an Höhe gewannen, stieg die Omega mit ihnen auf. Zum ersten Mal konnte Marge die Blitze sehen, die durch die Wolkenmasse zuckten.
    »Vierhundert Meter«, meldete Bill die aktuelle Höhe.
    Zweihundert Meter unter dem oberen Ende des Schlots befand sich ein außen angebrachter Haltering. Die erste der vier Landefähren stieg unter Bills Kontrolle neben dem Schlot auf und machte an dem Ring fest.
    »Verbindung geschlossen«, sagte die KI. Beide Luftfahrzeuge zogen den Schlot nun gemeinsam weiter nach oben.
    Marge konnte die Lichter von Hopgop im Osten an der Küste erkennen. Der große Mond war aufgegangen und zog langsam vor der Wolke über den Himmel.
    »Siebenhundert Meter«, sagte Bill.
    Das Schiff schwankte hin und her. »Die Atmosphäre zerrt an dem Schlot«, sagte Marge. »Aber keine Sorge. Das lässt nach, wenn wir weiter oben sind.«
    »Die anderen Fähren sind in der Luft.«
    Marge fiel auf, dass die Wolke, wenn sie gerade am Himmel aufstieg, besonders bedrohlich und unheimlich aussah. Sie wusste nicht, woran das lag. Vielleicht hatte das mit einer Art enttäuschter Hoffnung zu tun, der Hoffnung eines jeden Abends, die besagte, dass am nächsten Tag wieder alles in Ordnung sei. Vielleicht lag es nur an dem Gefühl, dass etwas Böses den Himmel erklomm. Sie schüttelte das Gefühl ab und überlegte, wie sich die Goompahs wohl fühlen mochten, wenn sie

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