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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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in Richtung Utopia ab.

 
Avery Whitlocks Notizen
     
    Das Schiff schläft.
    Digger scheint es überstanden zu haben. Eine Weile haben wir befürchtet, er könnte einen Hirnschaden davongetragen haben. Sein Gedächtnis ist noch nicht vollständig wiederhergestellt, er kann sich nicht erinnern, wie er ins Meer gekommen ist, er weiß nicht einmal, dass er am Strand war. Aber Bill sagt, das wäre in einem solchen Fall nicht ungewöhnlich. Ich nehme an, morgen früh werden wir mehr wissen.
    Ich konnte nicht schlafen. Nicht, dass ich mir so viele Sorgen um Digger machen würde. Ich glaube, er wird wieder ganz gesund werden.
    Aber zuzusehen, wie eine Kreatur, die man üblicherweise für vernunftbegabt hält, versucht, ihr eigenes Leben aus vollkommen irrationalen Gründen zu beenden… das bekomme ich nicht aus dem Kopf. Zu wissen, dass so etwas geschieht, dass so etwas auch bei uns geschehen ist, und es direkt mitzuerleben… das gibt mir ein Gefühl dafür, wie weit wir tatsächlich gekommen sind. Dafür, was Zivilisation wirklich bedeutet.
    5. Dezember

 
Kapitel 39
     
     
    An Bord der AV3,
    westlich von Hopgop
    Samstag, 6. Dezember
     
    »Konvektion ausreichend«, meldete Bill.
    »In Ordnung«, sagte Marge und rieb sich die Hände. »Und jetzt wird gezaubert.« Sie musterte den Himmel. Der Schlot, den sie mehrere Stunden gestützt hatten, war mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Julie hatte festgestellt, dass die Rückwirkung auf die AV3 nachgelassen hatte, ja, sogar beinahe verschwunden war. »Schneiden wir ihn ab«, sagte sie. »Schneiden wir alles ab.«
    »Die Landefähren auch?«
    »Alles. Schicken wir sie nach Utopia.«
    Julie wusste, wie die ganze Sache funktionieren sollte. Aber diese Art der Operation überforderte den gesunden Menschenverstand. Und sie hatte kein gutes Gefühl in Bezug auf das, was passieren würde, wenn sie den Schlot abtrennten. Aber was sollte sie machen. »Bill«, sagte sie. »Abtrennen.«
    Die KI bestätigte. Sie fühlte, wie sich die Klammern von dem Schlot lösten, sah vier Statuslämpchen aufleuchten, die bestätigten, dass die Landefähren sich simultan gelöst hatten, hörte Bill sagen, dass der Vorgang ausgeführt sei. Und all ihre Instinkte sagten ihr, dass dieses lange Gebilde, das sie so mühsam mehrere Tausend Meter emporgeschleift hatten, nun zusammenbrechen musste, dass es zu Boden stürzen und, Gott helfe ihnen, womöglich sogar Hopgop treffen würde.
    Marge hatte ein breites Lächeln aufgesetzt. »Sehen wir es uns an«, sagte sie.
    Julie beschrieb einen weiten Bogen mit dem Schlepper, sodass sie den Schlot sehen konnten. Er bestand aus Tarnmaterial, aber wenn sie die Brille benutzte, war er da, reichte vom Himmel bis zum Boden. Er hielt sich aus eigener Kraft aufrecht, ein gewaltiger Zylinder, der sich in die Wolken bohrte, dem Augenschein nach ohne jegliche Unterstützung.
    Natürlich kannte sie die Theorie. Oberflächenluft ist wärmer, schwerer und feuchter als Höhenluft. Grundsätzlich will sie aufsteigen, kann dies jedoch nicht in passender Form oder ausreichender Menge, um Wolken zu schaffen, solange es keinen entsprechenden Luftdruck oder einen passenden Temperaturunterschied gab. In der Natur sorgten kühle Nächte und Druckzonen für die notwendigen Bedingungen.
    Um die Wolken künstlich herzustellen, wurde der Schlot benötigt. War er einmal in Position, so stieg die warme Luft ganz von selbst in ihm auf. Und sie blieb in Bewegung, weil sie sonst nirgends hinkonnte. Sie hatten den Falcon als Ventilator am unteren Ende eingesetzt, um der Sache auf die Sprünge zu helfen. War das System jedoch einmal in Aktion, so verwandelte sich der Schlot in eine Art überdimensioniertes Ansaugrohr, das sich ständig selbst mit Luft füllte.
    Im Augenblick breitete sich feuchte, warme Luft an der Spitze des Regenmachers aus. Schon bald würden sich Wolken bilden.
    »Wir haben noch Zeit«, sagte Marge, »um das nächste Paket zu holen und es bei Sakmarung in Position zu bringen, damit wir morgen Abend gleich weiterarbeiten können.«
    Damit bliebe Julie außerdem genug Zeit, zur Jenkins zurückzukehren und ihre beiden Caballeros einzusammeln, die sich schon darauf freuten, einen weiteren Tag mit dem Aufstellen der Projektoren und der Vorbereitung des großen Spektakels zuzubringen. Sie war nicht ganz sicher, ob Digger tatsächlich in der Lage war, erneut auf die Oberfläche zu gehen. Ihrer Ansicht nach täte er gut daran, sich noch ein bisschen auszuruhen. Aber da Whit zu wenig

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