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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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unterscheidet sich nur graduell. Wir wurden schon im Kindergarten darauf gedrillt, Themen wie Politik oder Religion um der Höflichkeit willen zu vermeiden. Da jedoch beinahe jedes Thema in die eine oder andere Kategorie fällt, bleibt uns im Grunde nur noch das Wetter.« Für einen Augenblick sah er regelrecht trübsinnig aus. »Wir haben zu viel Respekt gegenüber unbegründeten Meinungen. Wir behandeln sie wie Heiligtümer, schleichen vorsichtig auf Zehenspitzen um sie herum und vermeiden stets, sie anzugreifen. Es ist eine Schande.
    Irgendwann haben wir uns selbst eingeredet, unsere Meinungen wären wichtiger als harte Fakten. Und irgendwie schaffen wir es, unser Ego, unsere Meinungen und die Wahrheit zu einem Brei zu vermengen, und immer, wenn jemand eine lieb gewonnene Ansicht angreift, reagieren wir, als würden wir selbst angegriffen.
    Wir haben gerade gesehen, wie sich Macao vor Publikum aufgestellt und zugegeben hat, dass eine Ansicht, die sie vermutlich ihr ganzes Leben lang gepflegt hat, falsch sei: Die Überzeugung, die Welt sei durch den Verstand erklärbar. Wie viele Menschen kennen Sie, die fähig wären, es ihr gleichzutun?«
    »Aber sie hatte doch mit ihrer ersten Ansicht Recht, Whit. Jetzt rudert sie zurück.«
    »Irrelevant. Sie ist flexibel, Digger. Es sieht so aus, als wären sie das alle. Zeigen Sie ihnen die Beweise, und sie sind bereit, ihre Position zu überdenken.« Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es gibt vieles, was wir an diesen Geschöpfen anerkennen sollten.«
     
    Die Taten der Götter geschehen überall um uns herum. Wir aber müssen Ausschau halten. Was sind die Sterne, wenn nicht göttliches Feuer? Wie können wir den Mechanismus erklären, der die Sonne vom westlichen Ozean, wo wir sie jeden Abend sinken sehen, zum Osthimmel trägt, wo sie in all ihrer Pracht jeden Morgen wieder erscheint ? Wie erklären wir die Existenz der Pflanzen und Tiere, die für unser Auskommen sorgen? Oder das Wasser, das wir trinken? Oder die Augen, mit denen wir sehen? Die Götter waren gut zu uns, und manchmal bewundere ich ihre Geduld mit jenen, die ihre Anwesenheit nicht sehen, ihre Gaben abstreiten.
    Gesper aus Sakmarung
Die Reisen
( Übersetzt von Ginko Amagawa)

 
Kapitel 42
     
     
    An Bord der Hawksbill
    Montag, 8. Dezember
     
    Die Wolke bremste schon seit Monaten, vielleicht sogar seit Jahren. Weil aber die Hawksbill unverändert ihre Geschwindigkeit beibehielt, fiel die Wolke langsam zurück. Collingdale wünschte, sie könnten ihrerseits ein wenig langsamer fliegen.
    Aber das konnten sie nicht. Nicht, ohne mit dem Drachen zu kollidieren und ihn dabei aller Wahrscheinlichkeit nach zu zerstören.
    Er fragte sich, wann sie einen Punkt erreicht haben würden, an dem die Wolke nicht mehr imstande wäre, einen Annäherungswinkel an Lookout zu finden. »Unzureichende Daten«, sagte Bill, als er die KI danach fragte. Die Wahrheit war schlicht und einfach, dass sie zu wenig über die Fähigkeiten der Wolke wussten.
    Collingdale spielte mit den Zahlen, aber er war kein großer Mathematiker, und selbst wenn er einer gewesen wäre, wäre dies nur blindes Raten gewesen. Es war kurz nach Mittag am zweiten Tag der Verfolgungsjagd. Er dachte, es wäre vermutlich vorbei, wenn die Wolke sie für den Rest dieses Tages und am nächsten Tag bis Mitternacht verfolgen würde. Dann wäre die Wolke so weit von ihrem Kurs abgekommen, dass sie wahrscheinlich nicht mehr umkehren konnte.
    Aber die Omega wurde auf dem Monitor über seinem Kopf beständig kleiner. Sie lag nun achthundert Kilometer hinter ihnen, beinahe dreimal so weit wie zu dem Zeitpunkt, als sie gewendet hatte, um ihnen zu folgen.
    Er war erschöpft. Er brauchte Schlaf. Musste eine Weile an etwas anderes denken. Seit sie den Orbit über Lookout verlassen hatten, hatte er weiter nichts getan als rumzusitzen und sich Sorgen zu machen, während das Adrenalin unablässig durch seine Adern strömte.
    Bill meldete, dass Julie ihn sprechen wolle.
    »Gute Neuigkeiten«, sagte sie. Auch sie sah müde aus. »Zehn-Tage-Wettervorhersage für Mandigol und den ganzen Norden des Intigo: Regen und noch mehr Regen. Mit einem Haufen geringer Sicht.«
    »Klingt gut«, sagte Collingdale. »Sieht aus, als wüsste Marge, was sie tut.«
    »Offensichtlich.«
    Es war ein denkwürdiger Augenblick. Endlich schien alles zu funktionieren.
     
    Er versuchte zu lesen, versuchte, an seinen Notizen zu arbeiten, versuchte, mit Bill Schach zu spielen. Er unterhielt sich mit

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