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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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versichert, sie würden halten. Nur vorsichtig müsse sie sein, hatte Collingdale gesagt. »Ein plötzlicher Ruck, und wir könnten ihn verlieren.«
    In diesem Moment meldete sich Digger bei ihr. Sie war froh, seine Stimme zu hören, stolz, dass er eine Goompah gerettet hatte, und wütend, weil er sein Leben auf eine so verwegene Art aufs Spiel gesetzt hatte. »Geht es dir gut?«, fragte sie.
    »Mir geht es prächtig«, sagte er.
    »Schön. Aber tu das nie wieder.«
    »Ich werde ein bisschen vorsichtiger sein.«
    »Versprochen?«
    »Ich verspreche es.«
    »Gut. Wir sind gerade sehr beschäftigt. Ich muss Schluss machen.«
    »Verstanden.«
    »Ich bin froh, dass es dir gut geht.«
    »Ich auch. Pass gut auf dich auf.«
    Collingdale schien gar nicht zuzuhören, aber sie hatte gesehen, wie seine Kiefermuskulatur gearbeitet hatte. Für ihn gab es wichtigere Dinge als persönliche Gespräche. Aber er lächelte. »Ich freue mich, dass er es gut überstanden hat.«
    »Danke, Dave.« Bills Abbild tauchte auf einem Monitor auf. Er trug einen Hawksbill- Overallund sah ziemlich heldenhaft aus. Dies war Bill im Alter von etwa 35 Jahren mit dichtem braunen Haar, stechenden blauen Augen und forscher Miene. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, aber Bill ging so oder so nicht darauf ein. »Wie«, fragte sie ihn, »ist unsere Geschwindigkeit im Vergleich zu der Wolke?«
    »Identisch. Es läuft perfekt.« Seine Stimme war tiefer als sonst.
    Collingdale nickte. »Der kritische Moment ist gekommen«, sagte er. »Zeit, den Kurs zu ändern.«
    »Bill«, sagte sie. »Mach es so wie beim letzten Mal. Drei Striche Backbord. Ganz vorsichtig.«
    Die Schubtriebwerke machten ein Bäuerchen. Und noch eins.
    Die Seile spannten sich.
    Und Kellie und Collingdale lehnten sich zurück und warteten.
     
    Kellie war klug und unbeschwert, aber sie redete ein bisschen zu viel. Sie feuerte ihn dazu an, ihr von seiner Zeit als Akademiepilot und seinem Leben an der Universität von Chicago zu erzählen, und ihr zu verraten, was ihn zur Jagd auf die Omega getrieben hatte. Er gab nur kurze, gereizte Antworten, und schließlich zuckte sie mit den Schultern und sagte okay, und es klang, als hätte sie gesagt, schön, wenn du allein in deinem Kämmerchen hocken willst, soll es mir recht sein. Und damit fing sie an zu schmollen und hörte nicht wieder auf.
    Und er fühlte sich schuldig. Das überraschte ihn. Was zwischenmenschliche Schnitzer betraf, hatte er sein Gewissen schon vor Jahren zum Gehorsam erzogen. Es kümmerte ihn wenig, ob die Menschen ihn mochten, wenn sie ihn nur respektierten. Aber Kellie hielt ihn offensichtlich für einen blöden Hund. Und für nicht sonderlich intelligent.
    »Tut mir Leid«, sagte er, während sie darauf warteten, dass Bill ihnen erzählte, die Wolke hätte in ihre Richtung abgedreht.
    »Was?« Ihre Augen waren so dunkel wie kalt und ließen keinerlei Nachgiebigkeit erkennen.
    »Sie wollten sich unterhalten.«
    »Eigentlich nicht.« Sie hatte ein Buch auf dem Schirm, und ihr Blick wanderte dorthin zurück.
    »Was lesen Sie?«
    »Lambs Essays.«
    »Tatsächlich?« Das kam ihm merkwürdig vor. »Arbeiten Sie an einem akademischen Grad?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Warum dann…«
    »Ich mag ihn.« Leichte Betonung auf ihn.
    »Ich habe ihn nie gelesen«, gestand er. Er las nie irgendetwas, das nicht irgendwie mit seiner Arbeit zu tun hatte.
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Ich werde es irgendwann einmal versuchen müssen.«
    Sie strich mit der Hand über den Monitor, und das Buch verschwand. »Mit ihm ist man immer in guter Gesellschaft«, bemerkte sie.
    Er verstand den Seitenhieb. »Hören Sie, wir werden noch einige Tage zusammen hier draußen sein, Kellie. Falls ich ein Problem heraufbeschworen habe, tut es mir Leid. Das war nicht meine Absicht. Es fällt mir derzeit nur schwer, an irgendetwas anderes als dieses verfluchte Ding zu denken.« Er deutete in den hinteren Bereich des Schiffs. In die Richtung, in der sich die Wolke befand.
    »Schon in Ordnung. Ich verstehe.«
    Er fragte sie, was sie hierher, an den entferntesten Ort, den die Menschheit je besucht hatte, geführt hatte. Und noch bevor sie fertig waren, hatte sie ihm bereits erklärt, warum Digger so ein außergewöhnlicher Mensch war, und er hatte ihr von Mary erzählt und davon, wie sehr ihm Judy Sternberg und ihre Goompahlehrlinge Leid taten.
    Er erfuhr, dass sie Offenbach liebte. »Barcarolle« aus Hoffmanns Erzählungen lief im Hintergrund, während sie

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