Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Geburt von Sternen, und tatsächlich haben wir all das getan.
    Aber am Ende werden wir von dem Bedürfnis getrieben, jemanden zu finden, mit dem wir sprechen können. Zu beweisen, dass wir nicht allein sind. Wir wissen bereits, dass andere vor uns da waren. Aber sie scheinen irgendwohin verschwunden zu sein. Oder untergegangen. Also wird die Jagd weitergehen. Und am Ende, falls wir Erfolg haben, falls wir da draußen tatsächlich jemanden finden, fürchte ich, es wird unser eigenes Gesicht sein, dem wir in die Augen blicken. Und es wird vermutlich genauso erschrocken sein wie wir.
    Conan Magruder
Zeiten und Gezeiten, 2228

 
Kapitel 6
     
     
    Universität Chicago
    Dienstag, 6. März
     
    Beinahe vier Jahre waren vergangen, aber David Collingdale hatte den Frevel auf Moonlight weder vergessen noch vergeben. Die bloße Seelenlosigkeit all dessen zehrte noch immer an ihm und überkam ihn manchmal in tiefster Nacht.
    Hätte dort ein Krieg stattgefunden oder eine Rebellion oder irgendetwas, und seien die Gründe noch so unbedeutend, er wäre vielleicht imstande gewesen, Frieden zu schließen. Es gab Zeiten, da stand er vor seinen Studenten und jemand befragte ihn dazu, und er versuchte zu erklären, wie es ausgesehen, wie es sich angefühlt hatte. Aber es brodelte noch immer in ihm, und manchmal brach seine Stimme, und er verfiel in verzweifeltes Schweigen. Er gehörte nicht zu jenen, die die Omegas als natürliches Phänomen betrachteten. Sie waren von irgendjemandem geschaffen und ausgeschickt worden. Hätte er die Möglichkeit gehabt, diesen Jemand in die Finger zu kriegen, er hätte ihn mit Freuden umgebracht und nie mehr zurückgeblickt.
    Eine Schneedecke lag über dem Campus der Universität von Chicago. Die Gehwege und Landeplätze waren gefegt worden, alles andere war unter dem Schnee begraben. Er saß an seinem Schreibtisch, vor sich ein Verzeichnis der Noten seiner Studenten. Der Frühling von Vivaldis Vier Jahreszeiten trieb unangemessen durch sein Büro. Er hatte die Nacht hier verbracht, nicht, weil er gewusst hatte, dass ein Sturm aufzog, obwohl das durchaus der Fall war, sondern weil er von Zeit zu Zeit die spartanische Umgebung seines Büros zu schätzen wusste. Es brachte die Einsicht und den Zweck des Lebens wieder zum Vorschein.
    Die erste Unterrichtsstunde lief bereits. Collingdale war um neun Uhr dreißig mit einem Studenten verabredet, was ihm gerade genug Zeit ließ, sich frisch zu machen – Dusche und saubere Kleidung – und sich im Speisesaal der Fakultät ein schnelles Frühstück zu gönnen.
    Das Leben hier sollte wunderbar sein. Er leitete das ein oder andere Seminar, beriet zwei Doktoranden, schrieb Artikel für eine ganze Reihe Zeitschriften, arbeitete an seinen Memoiren und erfreute sich ganz allgemein daran, den Campus-VIP zu geben. Inzwischen haftete ihm der Ruf eines Exzentrikers an, und er hatte kürzlich erst festgestellt, dass einige seiner Kollegen ihn für ein wenig zu abgedreht hielten und glaubten, sein Erlebnis bei Moonlight hätte sich negativ auf seinen Verstand ausgewirkt. Vielleicht hatten sie Recht, obwohl er der Ansicht war, das Wort »schärfend« wäre treffender gewesen. Mit der Zeit reagierte er immer empfindlicher auf dieses Thema, und er hätte tatsächlich auf ein Stichwort hin weinen können, hätte er es denn gewollt. Um diesen Effekt auszulösen, reichte es ihm vollkommen, an das Geschehen zurückzudenken.
    Die Umstände lasteten so sehr auf ihm, dass er fürchtete, sein Befinden könnte sich auf seine Studenten auswirken. Folglich hatte er schon vor einem Jahr mitten im Semester versucht, seinen Lehrstuhl aufzugeben. Aber der Kanzler, der es als Vorteil betrachtete, jemanden von Collingdales Kaliber unter seinen Lehrkräften zu haben, hatte ihn in eine örtliche Spelunke geführt und die ganze Nacht auf ihn eingeredet, sodass er schließlich doch geblieben war.
    Der Kanzler, der außerdem ein alter Freund war, hatte ihm vorgeschlagen, einen Psychiater aufzusuchen, aber Collingdale hatte nicht zugeben wollen, dass er ein Problem hatte. Tatsächlich hatte er sogar eine gewisse Zuneigung zu seiner fixen Idee entwickelt. Er wollte gar nicht mehr darauf verzichten.
    Letzte Weihnachten wendete sich das Blatt für ihn, als Mary Clank in sein Leben spazierte. Groß, hager, unbezähmbar, kannte sie all die Witze über ihren Namen und lachte darüber. Clank gegen Collingdale eintauschen, hatte sie in jener Nacht gefragt, in der er sie um ihre Hand gebeten hatte. Du

Weitere Kostenlose Bücher