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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Recht. Damals war alles noch frisch und neu gewesen. Sie hatten sich noch nicht an die ständige Anwesenheit des anderen gewöhnt. Wann immer er in Gefahr geriet, diese Anwesenheit für selbstverständlich zu halten, erinnerte er sich daran, dass das Leben nicht ewig währte. Und wenn er auch nicht zurück ins Grand Hotel konnte, zurück zu dem Tag, an dem seine Beziehung zu Emma noch jung gewesen war, zu einer Zeit, in der die ganze Welt jung gewesen war und alles möglich zu sein schien, war es doch ebenso wahr, dass er sich an den Igel erinnern würde. Daran, wie sie gemeinsam auf der Brücke standen und zusahen, wie er näher kam – ein Haufen Materie, zusammengebaut von Gott weiß was, zu einem Zweck, den sich niemand erklären konnte. Eine Bombe. Aber es war auch ein Augenblick, der ausgekostet werden wollte, denn er wusste, dass er eines Tages viel darum geben würde, zu diesem Moment zurückzukehren, so wie er viel darum geben würde, könnte er das Essen im Grand Hotel noch einmal erleben.
    Sechzehnjahre. Wie hatten die so schnell vergehen können?
    »Relativität«, kommentierte sie lachend.
    »Leite Startvorgang für Ajax ein«, meldete Bill.
    »Okay, Bill. Denk dran, wir wollen uns ganz vorsichtig nähern. Nur ein Küsschen, verstanden?«
    »Nur ein Knutsch«, sagte Bill und tauchte in einem Strahlenschutzanzug samt Helm neben ihnen auf. Schutz vor einer Detonation. Bill hatte einen einzigartigen Sinn für Humor.
    »Okay«, sagte Sky. »Starte Ajax.«
    Warnleuchten blinkten auf, und das gewohnte Zittern rann durch das Schiff. »Ajax gestartet. Zeit bis Zielankunft: 33 Minuten.«
    »Okay, Bill. Verlassen wir die Stadt.«
     
    Sie beschleunigten. Sky wies die KI an, die Sprungbereitschaft aufrechtzuerhalten, was hieß, dass die Hauptmaschinen während der Sequenz immer wieder gestartet werden mussten, um die Hazeltineaggregate aufzuladen und bereitzuhalten.
    Das war in all den Jahren das erste Mal, dass er in eine Situation geraten war, in der er nicht schon weit im Voraus wusste, wann er springen musste.
    »Nur aus Neugier…«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Kannst du Bill beim Sprung übergehen? Falls notwendig?« Die Sprungaggregate konnten nicht eingesetzt werden, bevor sie geladen waren. Das dauerte gewöhnlich 28 Minuten. Jeder Versuch, früher zu springen, barg das Risiko einer Antimaterieexplosion und würde folglich von der KI verweigert werden.
    »Wir könnten einen manuellen Start durchführen, sollte Bill versagen.«
    »Weißt du«, sinnierte sie, »ich befürchte, der Igel ist auch damit beladen.«
    »Antimaterie?«
    »Ja. Das würde das Magnetfeld erklären.«
    »Inwiefern?«, fragte Sky.
    »Ein Eindämmungsfeld. Das ist auch der Grund für Drafts Tod. Vermutlich hat er etwas getan, das die Integrität vermindert hat.«
    Sky schüttelte den Köpf. Wer hätte hier draußen mit so etwas gerechnet?
     
    Emma war Astrophysikerin. Als er sie gewarnt hatte, dass es nicht der klügste Schachzug für sie wäre, einen Mann zu heiraten, der monatelang in einem interstellaren Schiff unterwegs war, hatte sie gesagt, es sei in Ordnung, sie wolle unbedingt einen großen blonden Kerl und ab dafür. Und schon hatte er sich bemüht, Boden gutzumachen, und ihr gesagt, er habe es nicht ernst gemeint, wolle sie nicht verlieren, er habe sich nur vergewissern wollen, dass sie wisse, worauf sie sich einließ.
    Sie hatten beinahe zwei Jahre gebraucht, ehe sie es geschafft hatten, sich gemeinsam auf der Heffernan zu verdingen, aber es hatte schließlich geklappt, vor allem, weil die Akademie die Taktik verfolgte, die Schiffskommandanten möglichst zufrieden zu stellen.
    Nun waren sie beide auf der Brücke und erlebten nach all diesen Jahren zum ersten Mal gemeinsam einen Augenblick der Gefahr. Die Gefahr war glücklicherweise nur gering, aber sie gab dem Erlebnis eine besondere Würze.
    »Ajax vier Kilometer vom Ziel entfernt«, sagte Bill. »Kontakt in elf Minuten.«
    Sie konnten Ajax sehen. Die Sonde sah aus wie ein Insekt mit ausgebreiteten Flügeln und Beinen, das sich auf die stachelige Oberfläche zutastete.
    »Ob das funktioniert?«, meinte Sky.
    »Wenn es das ist, was wir glauben, wird Ajax die Frequenz finden und das Magnetfeld beeinträchtigen. Das sollte reichen. Falls nicht, wird Ajax anfangen, das Ding mit seinen Lasern aufzuschneiden. Auf die eine oder andere Art muss es funktionieren.«
    Sky lauschte den unzähligen Geräuschen der Schiffssysteme, dem Flüstern und Seufzen, dem Klackern und dem beständigen

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