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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Hintergrundbrummen der Motoren, die das Schiff auf eine immer höhere Geschwindigkeit beschleunigten.
    Dann und wann sprachen sie darüber, sich zur Ruhe zu setzen, vielleicht einen Job auf der Erde für Emma zu suchen, vielleicht das Kind zu bekommen, das sie einander stets versprochen hatten. Solange man ständig in einer Blechkiste gefangen war, war das keine Option. Virtuelle Strände mochten für Erwachsene geeignet sein, aber Kinder brauchten echten Sand.
    Emma las seine Gedanken und nickte. »Zeit für was Neues?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht«, gestand er zweifelnd.
    »So ist das eben, Sky. Wo sonst könnten wir so sinnvoll arbeiten?«
    Umarmen kam nicht in Frage, nicht, während das Schiff beschleunigte, also streckte er den Arm aus und ergriff ihre Hand.
    »Fünf Minuten«, sagte Bill. »Wir sind sprungbereit.«
    Auf einem der Monitore war die Wolke zu sehen, ein Bild, das durch die Teleskope direkt übertragen wurde. Nach Skys Empfinden besaßen die Omegas eine ätherische Schönheit. Diese aber nicht, sie war zu dunkel. Es gab nicht genug Licht, das sie hätte reflektieren können. Aber wenn sie vom Sonnenlicht entflammt wurden, waren sie tatsächlich beeindruckend. Die Doppeldeutigkeit seiner Überlegungen entlockte ihm ein Grinsen.
    Emma konnte seinen Gedanken nicht folgen. Für sie waren die Wolken die Verkörperung des reinen Bösen. Der Beweis, dass es Teufel im Universum gab. Natürlich nicht von der übernatürlichen Sorte. Nein, dies war etwas viel Schlimmeres, etwas, das wirklich existierte, das seine Spuren zwischen den Sternen hinterlassen hatte, etwas, das tödliche Fallen geschaffen hatte, die ausgesandt worden waren, um Fremde umzubringen.
    Sky war mit der Vorstellung groß geworden, dass böse Taten grundsätzlich dumm waren. Ein Symbol dieser Einstellung war in seinen Augen die Tatsache, dass interstellare Schiffe nicht bewaffnet waren, dass niemand (abgesehen von Romanautoren) je auch nur daran gedacht hatte, eine Bordkanone auf einem interstellaren Schiff zu installieren.
    Ein unterhaltsames Stück Mythologie, aber mehr war es auch nicht.
    »Zwei Minuten.« Bill liebte Countdowns. Auf dem Hilfsschirm sah man sein Bild, in einem Lehnsessel sitzend, sicher verpackt in seinem Anzug, das Visier des Helms fest geschlossen.
    »Bill, bereithalten zum Abflug, falls notwendig.« Sie konnten nicht vorhersagen, ob der Energielevel bei allen Igeln gleich war.
    »Wir sind QBY«, sagte er. Startbereit. Bill bevorzugte die offizielle Terminologie und hegte ein Faible für Abkürzungen. Manchmal hatte er Sky gegenüber eingestanden, er bedauere, dass das Leben auf Sternenschiffen so friedlich verlief. Dann und wann sprach er sehnsüchtig von Missionen, deren Ziel die Abwehr außerirdischer Schrecken wäre, die entschlossen seien, die Zivilisation zu vernichten, Berlin und alles, wofür es stand, zu überrennen (Sky wusste allerdings nie so recht, wann Bill scherzte und wann nicht). Die KI wünschte sich Piraten und Abtrünnigenorganisationen, die sich im Staub gigantischer Wolken versteckten. Wolken, die, wie er hinzuzufügen pflegte, Hunderte von Lichtjahren groß waren, Wolken, gegen die sich selbst die Omegas wie Nebelschwaden im Sommerwind ausmachen würden.
    Bill, dieser Bill, hatte auch eine poetische Ader. Manchmal übertrieb er es ein bisschen, aber er schien tatsächlich eine Leidenschaft für Blumen und Sonnenuntergänge und den Wind in den Bäumen zu hegen. Natürlich war das alles nur Fassade. Bill hatte nie irgendetwas in der Art kennen gelernt und war sich, soweit man dem Handbuch glauben wollte, nicht einmal seiner selbst bewusst. Aber obgleich alle KIs der Akademie kompatibel waren und die meisten Leute so oder so die Ansicht vertraten, es gäbe im Grunde nur eine Akademie-KI, die lediglich manchmal den Kontakt zu ihren verstreuten Einzelteilen verlor, wusste Sky, dass Bill auf verschiedenen Schiffen unterschiedlich agierte. Manchmal gab sich sein Bild zurückhaltend und formell, zeigte sich möglicherweise grundsätzlich nur in Ausnahmefällen und dann nur in dem üblichen weißen Anzug; auf anderen Schiffen, beispielsweise auf der Quagmire (die Sky während verschiedener Missionen geflogen hatte), zeigte er sich jung, energisch, stets seinen Senf dazugebend und gewöhnlich mit einem Overall angetan, der das Schiffslogo auf der Schulter trug. Die KI der Heffernan war eher philosophisch angehaucht, manchmal auch sentimental, mit einem Hang, Homer, Milton und die Bibel zu zitieren.

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