Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
den nächsten Sternen, wo keine Sonne den Himmel erhellte. Es war nicht wie ein Nachthimmel auf Erden. Sie wussten, sie waren weit draußen im Nichts. Da war kein Zauber, kein Gefühl ferner Sonnen und Konstellationen. Das Einzige, was sie fühlten, war Ferne.
    »Retrotreibstoff abnehmend«, meldete Bill. »Zwei Minuten.«
    Wichtig war, die Einheiten alle gleichzeitig abzuschalten und nicht zuzulassen, dass eine oder mehrere keinen Treibstoff mehr hatten, was dazu geführt hätte, dass die übrigen das Objekt vom Kurs abbringen würden.
    »Bill, wo werden wir sein, wenn wir mit 30 Sekunden Restzeit abschalten?«
    »Der Igel wird eine Geschwindigkeit von 30 km/h erreichen.«
    »Okay. Das bedeutet, die Wolke wird ihn wann überholen?«
    »In 60 Tagen. 27. Juni.«
    »Gut. Machen wir es so.«
     
    »Ich kann diese Dinger nicht leiden, Em.« Er stemmte sich aus seinem Stuhl hoch.
    »Ich auch nicht«, sagte sie.
    Er warf einen Blick auf den Navigationsschirm, der einen Sechzig-Tage-Kalender nebst Uhr anzeigte, und fing an, die Sekunden zu zählen.
    »Ich hau mich aufs Ohr.«
    Sie nickte. »In Ordnung. Ich bin in einer Minute bei dir.« Sie betrachtete die Wolke, die dunkel und still dahintrieb. Friedlich. In dieser weiten Leere war es kaum möglich, sich klar zu machen, dass sie über den Himmel raste.
    »Was denkst du?«
    »Ich habe an meinen Vater gedacht. Ich erinnere mich, wie er mir eines Abends erzählt hat, wie sich alles verändert hat, als die Leute von den Omegas erfahren haben.«
    »Inwiefern?«
    »Bis dahin«, sagte sie, »haben die Leute immer geglaubt, sie wären das Zentrum aller Dinge. Das Universum wäre für uns gemacht. Für den einzigen denkfähigen Teil. Unser Gott war der universelle Gott, und Er hatte uns sogar besucht. Wir waren eine übergeordnete Spezies.
    Selbst habe ich nie so gedacht. Ich bin mehr oder weniger mit den Wolken groß geworden.« Sie berührte den Schirm, und das Bild verschwand. »Ich wünschte, wir könnten sie zerstören«, sagte sie.

 
BIBLIOTHEKSEINTRAG
     
    Die Omegas sind wie ein Fußabdruck, ein Hinweis darauf, dass etwas viel Größeres als wir in der Galaxie existiert. Einst haben wir unsere Kirchen benutzt, um zu demonstrieren, dass wir die Krone der Schöpfung sind, der Grund für alles Leben. Nun benutzen wir sie, um uns zu verstecken.
    Gregory MacAllister
»Immer stiehlt das Blumenmädchen allen die Schau«,
Redakteur ohne Ressort, 2220

 
Kapitel 18
     
     
    An Bord der Jenkins
    Dienstag, 6. Mai
     
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte Mark Stevens, Captain der Cumberland, als er, in Gedanken bei der Wolke, an der Jenkins andockte. »Das verdammte Ding hat Tentakel.«
    Aber das war eine Illusion. Jack erklärte, dass die Form der Wolke von dem Bremsmanöver in Mitleidenschaft gezogen würde und gigantische Fontänen nach vorn ausspuckte, um die Geschwindigkeit zu verringern. Und weitere nach backbord, um den langsamen Kurswechsel zu steuern. »Mir macht das eine Gänsehaut«, kommentierte Stevens.
    Jack Markover war ein Produkt seiner Heimatstadt Kansas City, Mittelschicht, staatliche Schule, zwei Geschwister. Er hatte sich gleich nach Abschluss der Highschool verlobt, eine Verbindung, die von seinen Eltern auf das Herzlichste abgelehnt worden war. Diese wünschten, ihr Sohn möge Medizin studieren und erfolgreich die Laufbahn einschlagen, in der sein Vater versagt hatte.
    Jack und die junge Frau, Myra Kolcheska, waren schließlich durchgebrannt und hatten so eine Familienfehde ausgelöst, die zu einem ausgewachsenen Rechtsstreit geführt hatte. Inzwischen verließ den personellen Gegenstand der Streitigkeiten vor dem Altar der Mut. Lassen wir uns noch etwas Zeit. Schauen wir, wie es weitergeht. Irgendwann hatte er gehört, dass sie einen Angestellten eines Reisebüros geheiratet hatte.
    Der Medizin war Jack nie näher gekommen. Zum einen hatte er einen empfindlichen Magen, zum anderen war seine Mutter ein Hypochonder, und er hatte stets Mitleid mit dem Arzt empfunden, der sich ihre Klagen hatte anhören müssen. Er hegte den Verdacht, dass die Arztpraxen voller Hypochonder waren, und so hatte er schon früh beschlossen, sich damit nicht zu belasten.
    Er hatte angefangen, an der Universität von Kansas Rechnungswesen im Hauptfach zu studieren, sich jedoch schnell gelangweilt und sein Interesse an der Physik entdeckt, und der Rest war, wie es so schön hieß, Geschichte. Keine großen Auszeichnungen, keine wichtigen Preise. Aber er war ein begnadeter

Weitere Kostenlose Bücher