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Omka: Roman (German Edition)

Omka: Roman (German Edition)

Titel: Omka: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Aschenwald
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er.
    »Das dachte ich mir«, sagte sie darauf, »Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, sehen Sie das zum ersten Mal.«
    Sie setzte sich an den Tisch und schrieb etwas auf einen gelben Zettel.
    »Ich verschreibe Ihrer Frau noch diese Tabletten, das sind nur Vitamine und Spurenelemente, sie verhindern, dass das Kind mit einem Mangel zur Welt kommt.«
    Omka kam zurück und setzte sich dazu.
    »Ich habe Ihrem Mann gerade gesagt, dass ich Ihnen die hier noch verschreibe. Zweimal täglich eine, das ist gut für das Baby.«
    »Müssen«, fragte Josef, und nach diesem Wort hätte er beinahe vergessen, wie der Satz weiterging, »wir sonst noch etwas wissen?«
    »Nun ja«, sagte die Ärztin, »aufgrund Ihres Alters, der Vorgeschichte und der Umstände würde ich diese Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft einstufen. Das heißt, Sie sollten sich so weit als möglich schonen, viel liegen und sich nicht aufregen, denn Sie sind erst in einem sehr frühen Stadium, erstes Trimester, und deshalb kann ich Ihnen noch keine Prognose geben und auch nichts versprechen. Auf jeden Fall ist mein Rat an Sie, sich weder anzustrengen noch aufzuregen. Sind Sie im Moment voll berufstätig?«
    »Nein«, sagte Omka. »Ich habe noch vier Monate Bildungskarenz.«
    »Das ist gut«, sagte die Ärztin »ich hätte Ihnen auch geraten, eine Berufspause einzulegen, wenn dazu die Möglichkeit besteht.«
    Als sie die Praxis verließen, nahm er ihre Hand und sagte: »Das war jetzt ein bisschen komisch, weißt du … ich hatte das Gefühl, ich darf nicht da sein, auch wenn ich weiß, dass das nicht stimmt. Und die Situation war mir irgendwie unangenehm, ich weiß auch nicht warum. Wenn wir zu zweit sind, ist das anders, da freue ich mich auf das Kind. Aber da drin – Tabletten, Kaiserschnitt, Mai. Jetzt ist es ein kleiner Punkt und noch kein fertiges Kind, und man redet so komisch darüber.«
    Sie lachte und sagte, dass sie das verstehe und er solle sich keine Gedanken machen, es sei eben eine Frauenarztpraxis.
    »Aber hast du es gesehen?«, fragte Omka, »das kleine, pulsierende Pünktchen mit Schwarz darin? Das war es. Hast du gesehen?«
    »Ja«, sagte er, »unser Kind. Das war wirklich unser Kind. Ich verstehe es nicht und glaube es auch nicht, obwohl ich es gesehen habe. Aber es war kein Baby, das ich gesehen habe, sondern ein kleiner, winziger Punkt. Und ich bin zu diesem Punkt der Vater – sehr witzig!«
    Sie lachte und sah ihn voll Zuneigung an. Sein ungläubiges Staunen, was mit ihr passierte, rührte sie, und sie freute sich.

Kapitel IV Krankenhaus
    Die nächste Zeit beobachtete er Omka ängstlich, aber was er sah, gefiel ihm: Sie war ruhig, las viele Bücher, strengte sich nicht an. Ihre Sachen hatte sie in Ordnung gebracht, die Telefonate erledigt, die Versicherung benachrichtigt. Er sah aus dem Fenster. Der Himmel war strahlend blau mit nur einer einzigen kleinen grauen Wolke am Horizont. Omkas Laune war prächtig, sie schien von innen her zu glühen, war voller Lebendigkeit und fröhlich. Sie gab auf sich acht und pflegte sich, und er sah ihr mit großem Wohlwollen dabei zu. Abends lagen sie in ihrem Bett, und er streichelte ihr Gesicht und ihren Bauch. Es hatte zu regnen begonnen und die großen Tropfen klopften im Dunklen gegen das Fenster.
    »Warum hast du deine Familie eigentlich noch nicht angerufen?«, fragte er.
    »Ach«, sagte Omka leise, »meine Eltern und ich haben nicht das beste Verhältnis. Als ich mich scheiden ließ, gab es großen Streit. Mit meinen Freundinnen habe ich schon telefoniert.«
    »Du wärst fast ertrunken«, sagte er gähnend, »hattest dein Gedächtnis verloren, wohnst mit irgendeinem Mann zusammen, von dem du jetzt auch noch schwanger bist, und rufst deine Eltern nicht an? Wirklich sehr anständig!«, sagte er leise lachend und zwickte sie leicht.
    »Lass mich in Ruhe«, sagte sie kichernd. »Wenn du sie kennen würdest, würdest du mich vollkommen verstehen.«
    »Aber deine Eltern sind doch zusammen«, sagte er, »warum hatte deine Mutter denn so eine unglückliche Schwangerschaft, wegen deines Namens …«
    »Lass mich schlafen«, sagte sie genervt und piekste ihm ihren Finger in den Bauch.
    »Nein«, sagte er und rollte sich auf sie und kitzelte sie mit beiden Händen oberhalb der Hüften. »Erzähl mir das jetzt, sonst kannst du was erleben!«
    Omka wand sich und kicherte und lachte laut und sagte dann: »Gnade! Ich erzähle ja schon!«
    »Na bitte«, sagte er zufrieden, »gehorche deinem Mann, und

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