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Omka: Roman (German Edition)

Omka: Roman (German Edition)

Titel: Omka: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Aschenwald
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Heuchler.
    »Sie hat einen Abortus erlitten«, sagte Dr. Ragin »wodurch ausgelöst, wissen wir noch nicht, manchmal ist es auch nicht feststellbar. Die weiteren medizinischen Maßnahmen sind eine Abrasio sowie stationärer Aufenthalt von zwei Tagen, begleitet von Medikamentierung mit Analgetika und Entzündungshemmern.«
    Josef sah nochmals auf das Arztschild und dann auf den Boden und zum Fenster hinaus. »Könnten Sie mir bitte … ich meine, ich weiß nicht genau …«
    »Ach, entschuldigen Sie«, sagte der Arzt, »die Macht der Gewohnheit. Wir müssen ihre Frau zwei Tage hierbehalten. Sie braucht eine Ausschabung der Gebärmutter, weil die aufgebaute Schleimhaut entfernt werden muss. Dazu bekommt sie Schmerzmittel und Entzündungshemmer. Da sie noch in einem sehr frühen Stadium, erstes Trimester war, dürften die Folgen aber nicht besonders schwerwiegend sein. Natürlich können Sie sich an die Krankenhauspsychologin wenden, wenn Sie möchten. Es kann nie schaden, die Sache abzusprechen, damit sie psychologisch verarbeitet werden kann.«
    Wieder fiel Josef das Papier ein und der Satz: »Sorgen Sie vor.« Dieselbe Wut wie vorher packte ihn, und er fühlte eine Kälte in den Beinen und eine Hitze im Kopf. Ohne es wirklich zu wollen, sagte er böse:
    »Würden Sie mir jetzt bitte sagen, was überhaupt mit ihr passiert ist?«
    Der Arzt sah ihn erstaunt an und dann auf das Krankenblatt: »Ihre Frau war schwanger«, sagte er »und jetzt ist sie es nicht mehr.«
    Josefs Stimme zitterte, als er noch fragte: »Und was hätte man machen können, damit das nicht passiert?«
    Dr. Ragin hielt das für die Frage eines besorgten Mannes, der sich Vorwürfe machte. »Nichts«, sagte er. »Sie müssen wissen, dass manche Leute gar nicht wissen, dass ungefähr ein Viertel aller Frauen das Kind in den ersten drei Monaten verliert, manche sogar ohne es zu merken. Das ist niemandes Schuld und bedeutet auch keineswegs, dass die Frau außerstande ist, ein Kind auszutragen. Ihre Frau ist bei bester körperlicher Gesundheit«, sagte er noch und winkte eine Krankenschwester zu sich. »Bitte geben Sie dem Herrn Diplomingenieur doch die Broschüre von Frau Rosenfeldt. Sie ist unsere Krankenhauspsychologin. Ich schreibe Ihnen einen Befund, damit die Versicherung die Kosten übernimmt. Ob Sie das in Anspruch nehmen oder nicht, müssen Sie gemeinsam mit Ihrer Frau entscheiden.«
    Er trat zu Omka an die Untersuchungsliege. Die Krankenschwester brachte einen Rollstuhl und sagte: »Würden Sie Ihrer Frau bitte helfen? Wir bringen sie auf ihr Zimmer. Und es wäre gut, wenn Sie von zu Hause ein paar Sachen für sie holen könnten.« Er half Omka hoch. Sie hatte immer noch ihr Nachthemd an. Es war weiß und hatte unterhalb vom Nabel rotbraune, trockene Flecken. Mühsam stand sie auf, lachte und sagte mit der Stimme, die einem Betrunkenen oder einem Verrückten gehören könnte: »Gut, dass ich meine Eltern noch nicht angerufen habe.«
     
    Als er sie nach Hause brachte, sah sie während der ganzen Fahrt nur aus dem Autofenster und sagte nichts. Als er das Auto vor der Tür abstellte, fragte sie plötzlich: »Wo sie es wohl hingetan haben?«
    Er verstand erst nicht. »Was«, fragte er.
    »Unser Kind«, sagte sie, »was glaubst du, wo sie es hingetan haben?«
    Er stellte sich den schwarzen Punkt, den er auf dem Ultraschall gesehen hatte, in einer Nussschale vor und dann in einer silbernen Tablettendose mit einem Kreuz drauf. Dann ein Kindergrab mit einem goldenen Krönchen an der Spitze und dann das Grab einer alten Witwe mit einem Rosenstock darauf.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Was denkst du?«
    »In den Müll wahrscheinlich«, sagte sie teilnahmslos »es war ja noch gar kein Kind, sondern nur ein Punkt.«
    Er nahm sich vier Tage frei.
     
    Am nächsten Morgen stand er auf und machte Frühstück. Sein Blick fiel auf ihre Bücher. Auf dem obersten war eine Frau mit dickem Bauch, die ein paar gehäkelte bunte Babyschuhe in der Hand über sich baumeln ließ. Nach einigem Überlegen räumte er alle weg. Die Broschüre der Krankenhauspsychologin fiel ihm ein und die Überweisung. Er ging an sein Jackett, das am Kleiderhaken im Gang hing, und langte in die rechte Tasche, worin er alles fand. Als Omka aufgestanden war sah sie, dass er Frühstück gemacht hatte, und fühlte sich schlechter als vorher, und sosehr sie wusste, dass es nicht wahr war, fühlte sie sich unfähig und überflüssig.
    »Frühstück, schöne Frau«, sagte er, und ihr

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