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Omka: Roman (German Edition)

Omka: Roman (German Edition)

Titel: Omka: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Aschenwald
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schreit?«
    Josefs Stimmung verschlechterte sich. Omka sah ihn an und bemerkte es. Sie dachte nach und dachte noch einmal nach und merkte, dass das Badewasser langsam kalt wurde, und schaute vorwurfsvoll auf den kalt tropfenden Wasserhahn.
    »Weißt du was, wir machen es einfach!«, sagte sie dann und stieg aus der Wanne. »Ich wollte dir sowieso schon lange …«
    Den Rest hörte er nicht mehr, weil sie im Bademantel ins Schlafzimmer verschwunden war. Josef zog den Stöpsel aus der Wanne.
    »Ist kein trockenes Handtuch mehr da?«, fragte er laut, als er bemerkte, dass sie in der Tür stand und ihm ein Handtuch entgegenhielt.
    »Fährst du?«, fragte sie.
    Laut gurgelnd rann das letzte Wasser ab.

Kapitel XI Die Schuhe
    Josef war zur Tankstelle gefahren, und Omka stand in der Küche und sah in den Kühlschrank. Von Besonderheiten wie Serranoschinken, Melone, Austern und frischen Thunfisch mit Zitrone, wie Josef sich das für den heutigen Abend vorgestellt hatte, fehlte jede Spur. Ihr Blick fiel auf den Holzboden vor dem Kühlschrank, wo ein Fettfleck nicht mehr wegzubekommen war, und dann wieder in den Kühlschrank. Eier, ein Stück Käse, Milch, zwei Karotten, die übriggebliebenen Nudeln vom Mittagessen, Essiggurken, ein Gläschen von Jonas’ Brei, Senf, ein halber Kopf Salat und irgendwelche halbvollen Gläser Marmelade standen da sowie eine halbe italienische Salami. Man muss ihn wieder einmal saubermachen dachte Omka, als sie damit begann, die Essiggurken, die italienische Salami, den Senf, die Karotten, den Käse und zwei Eier aus dem Kühlschrank zu räumen und zusammen mit Brot und Zwiebeln auf den Tisch zu bringen.
     
    Josef war an der Tankstelle und wollte jetzt eben in einem Spezialitätenladen sein. Er stellte sich eine Bedienung in schwarzer Livree mit weißen Handschuhen vor, die die weißen Trüffel grammgenau abwog, altes Mobiliar aus dunklem Mahagoniholz, ein Gefühl von Erhabenheit, Noblesse und Freundlichkeit, ein elegantes Buffet mit einem Bett aus Eis, wo neben Austern, frischen Fischfilets in Rosa, Weiß und Dunkelrot liebevoll handbeschriftete Schildchen mit auf den ersten Blick billigen Preisen neben frischen Zitronen und Kräutern beim Fisch standen, ein Strauß frischer Barockrosen am Tresen neben der Kasse, Parmesan aus dem Piemont und lebende Krebse in einem türkis gefliesten Brunnen mit einem sanft glucksenden Frischwasserzufluss in der Mitte, Säcke mit Kaffee aus Arabien, den man frisch mahlen lassen konnte, Schokoladebohnen neben einer halbierten Kakaofrucht, frisch gebackene Baguette. Wie konnte man leben, ohne hie und da seine Sinne auf solche Weise zu gebrauchen? Josef liebte solche Dinge. Er hielt neben der Tankstelle und als er ausstieg, roch er den schwachen Dunst von Abgasen und Treibstoff, vor den Zapfsäulen ein älteres Auto, ein Motorrad und ein Lastwagen, alles leuchtete gelb und rot, und vor der Tür stand ein schwarzer Kübel mit roten Rosen, die man einzeln verpackt und mit rosa Glitzer überzogen hatte. Bei jeder davon befand sich ein Herz aus rotem Karton, in dessen Mitte mit weißen, verschlungenen Buchstaben »I love you« geschrieben stand. Josefs Blick war nur flüchtig über diese Rosen weggeglitten, die es an jeder Tankstelle gab und die offenbar für Ehemänner gedacht waren, die etwas Wichtiges vergessen hatten. Die Schiebetür öffnete sich, und das Gefühl von Schäbigkeit und Unkultiviertheit befiel Josef so schnell wie das Jucken in der Nase, bevor man niesen muss. Links neben der Kasse führte eine Tür in einen mit Glas abgetrennten Bereich, wo eine Bedienung Getränke und Snacks servierte. Sie sah müde aus, trug eine rote Schürze mit einem gelben, lachenden Gesicht drauf und dem Label der Tankstelle und stellte gerade einen Teller vor einem Mann ab, offenbar ein Fernfahrer, und lächelte ihn kurz und schwach an, um dann gleich wieder zu verschwinden. Auf der Glastür stand: »Willkommen in der Genusszone.« Josefs Augen suchten das Regal ab, dann ging er zur Kasse und fragte die Kassiererin:
    »Entschuldigen Sie, haben Sie Champagner da?«
    Die Kassiererin war eine dünne Frau mittleren Alters, ihre Haare blondgefärbt mit dunklem Ansatz, blaue, große Augen und schmale Lippen, die rotgeschminkt waren. Sie bemühte sich, einen fröhlichen Eindruck zu machen, und trug dasselbe wie die Bedienung in der »Genusszone«. Auf einem Schildchen an ihrer Kleidung war die Aufschrift »Dieses Lächeln gehört: Anita«. Sie sah hinüber zum Weinregal, zurück

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