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Omka: Roman (German Edition)

Omka: Roman (German Edition)

Titel: Omka: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Aschenwald
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holte Omka aus und schlug mit aller Kraft in die Luft. Sie schlug nicht so, wie man jemanden ins Gesicht schlägt, sondern hatte die Hand zu etwas geschlossen, das ein bisschen wie eine Kralle aussah, die Finger waren nach innen gekrümmt und in der Mitte geknickt, der Daumen ebenso, und alles zeigte zur Handfläche. Nach dem lautlosen Schlag hing ihre Hand am ausgestreckten Arm noch kurz überm Wasser, dann ließ sie sie sinken und setzte sich wieder an den Badewannenrand, um das Wasser abzudrehen, das an einer Stelle schon unmerklich übergeflossen war. Sie öffnete den Abfluss, um das überschüssige Wasser auszulassen, da bemerkte sie Josef, der immer noch in der Tür stand.
    »Willst du mit in die Badewanne?«, fragte sie. Er nickte. An ihrem Handgelenk sah er einen blauen Fleck.
     
    Sie lagen im warmen Wasser, und sie lächelte ihn an, und als er zurücklächelte, lachten beide.
    »Du hast sie doch nicht alle«, sagte er laut lachend.
    »Weil du sie alle hast«, sagte sie, und sie lachten weiter, bis er fragte:
    »Was hast du da eigentlich geschlagen in der Luft?«
    »Was«, fragte sie.
    »Na, über dem Wasser«, sagte er, »du hast doch in die Luft geschlagen.«
    Sie sagte erst gar nichts, wollte dann dreimal einen Satz beginnen, indem sie kurz und schnell einatmete, die Luft anhielt und dann langsam wieder ausatmete. Als er sie fragend ansah und die Brauen hob, sagte sie plötzlich:
    »Ach das – das war nichts, ich hatte nur den Eindruck … es war ganz spontan, ich habe mir nicht viel dabei gedacht. Aber ich wollte irgendetwas kaputtmachen.«
    Aus dem Hahn fiel noch manchmal ein Tropfen kalten Wassers, und auf der Oberfläche bildeten sich Ringe, die bis zu Omkas Haut liefen und sich dort brachen. Er dachte bei sich, wie lange es dauern würde, bis das ganze Bad kalt war, wenn es so langsam weitertropfte. Sie kitzelte ihn unter Wasser am Oberschenkel, nur ein bisschen, und als er zurückzuckte und kicherte, streichelte sie unter Wasser seine Haut und sah ihn liebevoll an. Er nahm ihre andere Hand, drehte sie mit der Handfläche nach oben, küsste sie und legte ihre Hand dann an seine Wange. Sie lächelte ihn an, und er hatte plötzlich Lust, mit ihr etwas ganz Neues anzufangen, etwas zu machen, zu unternehmen und zu bereden.
    »Wie spät ist es denn jetzt?«, fragte er.
    »Kurz nach sieben.«
    »Weißt du was?«, fragte Josef, »wir gehen aus. Ich lade dich zum Essen ein. Wir gehen ins teuerste Lokal der Stadt und essen uns quer durch die Speisekarte, heute ist unser blauer Abend. Du ziehst dir etwas Besonderes an und ich auch, und dann können wir …«
    Omka unterbrach ihn.
    »Und Jonas?«, fragte sie.
    Josef hatte nicht an das Kind gedacht. Der Einfall mit dem teuren Essen hatte etwas derartig Befreiendes gehabt, dass er nicht an das Kind gedacht hatte. Er dachte angestrengt nach. Omka hatte außer Velinka niemanden, den man fragen konnte, ob er ein paar Stunden auf das Kind aufpassen würde, und aus seiner eigenen Familie fiel ihm niemand ein. Die Kinderfrau konnte er nicht von acht bis eins bestellen, wenn man sie am nächsten Morgen dringend frisch und ausgeruht brauchte, und von acht bis zehn auszugehen schien ihm eine Begrenzung, die er nicht mit dem befreienden Grundgefühl zusammenbrachte. Als ihm nichts mehr einfiel, sagte er mit Überschwang:
    »Dann nehmen wir ihn eben mit, er bekommt einen halben Wodka, dann schläft er wie ein Stein, und morgen halten wir zu dritt unser Katerfrühstück ab, Kaffee und ein Spaziergang an der frischen Luft, was meist du, was so eine kleine Leber alles wegsteckt!«
    Die Art und Weise, wie er das sagte, sein Übermut und die Aussichtslosigkeit auf das Essen führten dazu, dass Omka schrecklich lachen musste und Josef daraufhin sagte:
    »Na gut, dann machen wir es anders. Ich fahre zur Tankstelle und kaufe den teuersten ›Autobahn-Südhang‹, den sie haben, du schaust nach, was wir noch im Haus haben, und dann gibt es noch ein kleines Gelage, was meinst du?«
    Omka war bis zu den Augen untergetaucht, und ihr Gesicht sah aus wie abgeschnitten, unter der Wasseroberfläche war es nach links verschoben. Aus ihrer Nase stiegen Luftperlen auf, und sie öffnete den Mund, aus dem eine große Blase kam, die an die Oberfläche stieg und dort zerplatzte. Sie stemmte sich mit den Füßen ab und tauchte wieder auf.
    »Aber«, sagte sie, »die Küche ist sauber, und ich bin ziemlich müde, ich meine, was machen wir, wenn er wieder aufwacht und die halbe Nacht

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