Omka: Roman (German Edition)
umständlich auf, sammelte seine Sachen vom Boden auf, legte den Mantel weg und stellte die Flasche mit dem blauen Etikett in den Kühlschrank. Ihm fiel plötzlich auf, dass es jetzt still war, und er horchte, da normalerweise Omkas Schritte auf der Treppe zu hören waren, sobald Jonas schlief. Er hörte angestrengt hin, aber es blieb leise. Da beschloss er, nachsehen zu gehen. Im Haus war bis auf die vertrauten Geräusche alles still, alles schien zu schlafen, draußen war es dunkel und kalt.
»Man muss die Heizung höher drehen«, dachte Josef noch, als er zur Tür hinauswollte, und da stolperte er über etwas, wollte sich mit einer Hand noch an der Tür festhalten, taumelte, seine Arme fielen nach hinten, und er riss das freie Bein nach vorne und schaffte es gerade noch, das Gleichgewicht wiederzufinden. Einen Moment lang war er erleichtert, und dann ärgerte er sich und blickte zu Boden. Weit auseinandergeworfen lagen da die Schuhe, die er vorher angesehen hatte, und die Wut packte ihn.
»Verdammt noch mal«, sagte er laut und versetzte dem einen Schuh einen Tritt, der ihn ein Stück unter den Küchentisch schleuderte.
»So ein hässliches Rot!«, dachte er ärgerlich und beruhigte sich gleich darauf wieder etwas. Sein Blick fiel nochmals auf die Schachtel und das Preisschild, und er bückte sich, nahm das weiße Einwickelpapier, sammelte die beiden Tanzschuhe ein, verpackte sie und wollte sie gerade zurück in die Schachtel tun, als Omka in die Küche kam.
»Ich bin mit ihm eingeschlafen«, sagte sie, sah Josef am Boden knien, die Schuhschachtel vor seiner Nase und das verpackte Bündel in den Händen.
»Was machst du denn da?«
»Ich, nichts«, sagte er.
»Du blutest ja«, sagte Omka und deutete auf das weiße Papier, worauf jetzt kleine rote Flecken waren. Josef sah seine Hände an und bemerkte, dass er eine kleine Verletzung an der Handfläche hatte. Er sah zur Tür, an der er sich hatte festhalten wollen, und bemerkte, dass eine der Schrauben, mit denen die Klinke befestigt war, etwas hervorstand.
»Warte«, sagte Omka »ich hole schnell was, setz dich.«
Josef legte die verpackten Schuhe in die Schachtel, machte den Deckel zu und stellte sie schnell weg. Er dachte an den Champagner im Kühlschrank und sah auf die Uhr. Es war zehn. Omka hatte den Verbandskasten geholt und stellte ihn auf den Küchentisch, er setzte sich zu ihr. Sie schien etwas ganz Bestimmtes zu suchen. Schließlich fand sie ein kleines Fläschchen mit einer grünen Flüssigkeit und schraubte den Deckel ab, nahm Verbandsmull, drückte ihn an die Öffnung des Glases, drehte es schnell auf den Kopf und wieder zurück und drückte den grünen Fleck auf den Kratzer in Josefs Hand.
»Was ist das?«, fragte er.
»Ach, das«, sagte sie »das ist nur Alkohol mit Rosmarin. Es heilt schneller.« Josef fielen die Schuhe wieder ein, über die er gestolpert war, und sein Blick fiel auf das Eck des Kartons, Omka folgte seinem Blick und fragte dann:
»Was wolltest du denn mit meinen Schuhen?«
»Ach nichts«, sagte er »was hast du denn da überhaupt alles gekauft?«
Omka hievte mit einiger Mühe die Taschen auf den Tisch, und Josef fiel etwas ein: »Weißt du was? Jetzt trinken wir ein Glas Champagner!«
Während sie die gekauften Sachen ausbreitete, um sich an ihnen zu freuen, holte Josef die Flasche aus dem Kühlschrank.
»Pflaster tun wir da keines drauf«, sagte sie beiläufig, »an dieser Stelle hält das ohnehin nicht.« Josef stellte zwei Gläser auf den Tisch, der Inhalt der grünen Flasche war zumindest ein bisschen abgekühlt, und er sagte, während er den Champagner ausschenkte, der perlend und schäumend in die Gläser fiel: »Na, zeig doch mal her!«
Omka fasste in die Tüte und zog den türkisfarbenen Seidenschal heraus. Er lag auf dem Tisch wie hingegossen, der Stoff sah aus wie türkisfarbenes Wasser in einer exotischen Bucht, und das Preisschild hing noch dran. Josef sagte nichts, er war nur etwas verwundert.
»Leg ihn mal um«, sagte er.
Omka warf den Seidenschal über ihre Schulter, und er legte sich um ihren Hals, das Türkis gefiel Josef sehr, und zu ihren dunklen Augen und hellen Haaren war es sehr schön.
»Diese Farbe sieht richtig gut aus an dir«, sagte er, und zufrieden, dass ihm ihr Einkauf gefiel, ließ sie den Schal um und langte in die nächste Tüte.
»Weißt du«, sagte er, »ich glaube, Rot sieht an dir nicht gut aus.«
Verwundert sah sie ihn an und griff nach der Schachtel mit den Schuhen.
»Dann
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