Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
schadenfroh.
»Es besteht ein altes Bündnis zwischen uns, das uns verbat, die jeweils andere Art an die Menschen zu verraten.« Jetzt war es Elias, der schadenfroh lachte. »Ich habe Neuigkeiten für euch: Die Menschen kennen uns Vampire.« Seine Fänge fuhren aus und blitzten gefährlich. »Aber ich will mal nicht so sein und stelle euch vor eine Wahl: Entweder ihr begebt euch ebenfalls auf die Jagd oder wir sorgen dafür, dass man euch kennenlernt.«
Ich sah, wie sich zwei Wachvampire freudig abklatschten.
»Außerdem sehe ich mich gezwungen euer Gemüt im Zaum zu halten. Nur weil ihr von unserem Romeo-und-Julia-Pärchen nicht erbaut seid, kann ich euch nicht erlauben, die Faust gegen uns zu erheben. Ilian und Yelina lieben einander und wir sollten uns alle daran ein Beispiel nehmen, oder ich sehe mich gezwungen, die Entscheidung der Ältesten, die sie vor einiger Zeit in Hamburg getroffen hatten, noch einmal zu überdenken. Es ist mir zu verdanken, dass sie sich nur auf diese Stadt beschränkt haben, aber ich bin nicht abgeneigt, meinen Einspruch von damals zu revidieren.« Auf Deutsch: Liebe Werwölfe, ich lösche euch lieber aus, als eure Aufmüpfigkeit zu ertragen. Ich musste schlucken. Es passte mir nicht, aber ich wusste, dass man anders an diese so gewaltbereite Art nicht herankam. Elias erhob sich unter dem Gebrüll der Presseleute und verharrte einen Augenblick, bevor er noch einmal das Mikro an seinen Mund hob. Ich war bereits aufgestanden und hatte Hallows Hand ergriffen. Sie war nun schon deutlich wärmer, dennoch hatte ich das Gefühl, als würde sie immer noch vor Kraft summen.
»Etwas habe ich noch vergessen: Natürlich wünsche ich auch meinen geliebten Vampiren viel Spaß bei der Jagd. Dies ist nicht mehr alleine eine Sache der Ältesten und ihrem Gefolge. Wir müssen diese Abtrünnigen schnappen oder Blutrünstigkeit und Gewalt werden diese Welt beherrschen.«
»Yeah!«, freute sich der Wachvampir, der sich eben mit einem Kollegen abgeklatscht hatte.
»Nix da«, rief Melissa, »ihr bleibt hier, um das Königspaar zu beschützen.«
Die Enttäuschung war dem Vampir deutlich anzusehen.
»Ob Oma schon mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus liegt?«, grübelte David, als wir wieder zurück in der Limousine waren.
»Du solltest zu ihr fahren«, sagte Hallow und lehnte sich geschafft zurück. »Ich werde auch gleich zu meinen Schwestern fahren und überlegen, wie wir die Vampire aufspüren können.«
»Ich habe die Bilder der Abtrünnigen, die sich bei unserer letzten Zählung nicht gemeldet haben, an die Nachrichtendienste geschickt«, sagte Magdalena und sah geschäftig von ihrem Handy auf. Mein Kopf lehnte an Elias‘ Schulter und seiner auf meinem. Er küsste meinen Scheitel.
»Das wird jetzt erst mal Ärger geben«, raunte er.
»Wieso? Wir haben uns alle selbst geoutet«, sagte David, »und«, er stockte und sah sehnsüchtig zum Fenster hinaus, »wenn ich es jetzt noch könnte, würde ich mich verwandeln und die Freiheit am Himmel genießen.«
Hallow ergriff Davids Hand und streichelte sie. Mein Bruder reagierte sofort auf das Mitleid und setzte eine Maske des Humors auf. Er drehte sich herum und klopfte an die Scheibe des Fahrers.
»Hey, Meister des Lenkrads!«, rief er. »Könntest du mich zu meiner Oma bringen?«
Das Krachen der Lautsprecher erklang. »Jawohl!«, hörte man den Fahrer.
»DANKE!«
»Was habe ich nur getan?«, raunte Elias in mein Ohr. »Ich habe eine Hetzjagd in Gang gesetzt.«
»Anders ging es doch nicht mehr«, redete ich ihm zu. »Oder sollen wir warten, bis sie uns umgebracht haben?« Ich hatte bereits geahnt, dass Elias‘ weiches Herz unter seiner Entscheidung leiden würde. Aber da musste er durch. Er brummte verneinend in meine Haare und ich wollte mit ihm alleine sein. SOFORT! Elias ging es anscheinend ähnlich, denn er vergrub sein Gesicht komplett in meiner Umarmung. Die Zeit verflog in der Stille der Nacht, bis wir schließlich vor dem Haus meiner Großeltern anhielten. Dort war es alles andere als still. Mein Rudel rannte aufgebracht und nervös vor dem Haus herum.
»Meine Fans warten schon auf mich«, seufzte David mit einer gewissen Art von Galgenhumor. »Bis später … vielleicht.« Damit küsste er Hallow und stieg aus, bevor die anderen Wandler zum Auto gelangen konnten. Wir fuhren weiter und ich war dankbar, dass es nun nicht mehr weit war.
»Ich würde jetzt gerne mit Heinrich sprechen«, murmelte ich an Elias‘ Schulter.
»Ich auch«,
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