Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
sagte Magdalena gerade laut genug, dass ich es noch hören konnte. Ich sah kurz erschrocken zu ihr hinüber. Sie presste ihre Lippen aufeinander und wich meinem Blick aus.
»Mich würde interessieren, was er davon hält«, grübelte Elias und atmete erleichtert auf, als wir durch das Tor zu unserem Grundstück fuhren.
»Ich würde sagen, dass verschieben wir alles auf morgen und gehen jetzt erst mal schlafen. Wir werden alle Kraft brauchen.« Ich sah zum Fenster heraus und erhaschte einen Blick auf Minka, deren grüne Augen im Licht des Wagens aufblitzten. Im Maul hatte sie eine dicke fette Maus. Pfui! Ich konnte gerade noch sehen, wie eine braune Katze, Tante Tessa, neben ihr auftauchte, als wir außer Sichtweite fuhren. Wie schön, dass sich einige Dinge nicht änderten. Lächelnd stieg ich aus dem Auto und erwartete schon den schlimmsten Ansturm in der Eingangshalle, doch wir fanden nur Roman vor, der mit meinem Tigerbaby unter dem Arm auf uns wartete.
»Michael nutzt Gardinen neuerdings gerne als Lianen und schwingt sich damit hin und her«, sagte der Vampir mit leiser, gebrochener Stimme. Es schien, als wäre er in einer ganz anderen Welt. Einer Welt, in der die Gestaltwandler und Hexen nicht gerade an die Öffentlichkeit getreten waren.
»David hier hat es gesehen und ist mit ausgefahrenen Krallen hineingesprungen.«
Oh nein, meine arme Mutter hatte bestimmt einen Kreislaufkollaps.
»Ich sollte auf ihn aufpassen, weil er sich nicht fangen lassen wollte. Die Gardinen sind hin.«
Eigentlich hätte ich lachen können, tat es aber nicht, weil Elias seinen Vater mit traurigen Augen ansah. Er ging auf ihn zu und nahm ihm seinen Sohn ab.
»Danke, Papa«, sagte er und reichte Calimero an mich weiter. Sein süßes Gesicht sah mich unschuldig an und ich kraulte sein pelziges Köpfchen. Ein leises Schnurren erklang.
»Du solltest jetzt schlafen gehen.« Elias legte einen Arm um seinen Vater und drehte ihn zur Treppe. Der Blick, den er mir zuwarf, sagte mir, dass ich schon einmal vorgehen sollte. Ich nickte und sah in die blauen Augen meines Sohnes, die mich mit unverhohlener Neugier anstarrten. Irgendwie blinzelte er kurz merkwürdig, als könnten seine Augen mich nicht scharfstellen.
»Eure Majestät?«, hörte ich Magdalenas Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und die Vampirin streichelte kurz über Calimeros Kopf, bevor sie weiter sprach. »Darf ich die Nacht hier verbringen?« Ihre dunkelroten Augen sahen mich voller Hoffnung und Reue an.
»Natürlich«, sagte ich vollkommen geschafft. »Geh zu ihm.« Ich zwinkerte ihr zu und sie lächelte.
»Sobald er wieder bei Kräften ist, muss ich mit ihm reden.«
»Tu das.« Ich nickte müde und ich begann erst mich zu fragen, was sie wohl damit meinte, als sie bereits weg war. Melissa und Ana schienen sich in Luft aufgelöst zu haben und so fand ich mich alleine mit meinem Baby in der Eingangshalle wieder.
»Na, was denkst du? Etwas Blut und dann schlafen?«
Calimero sah so gar nicht müde aus. Nicht mal im Ansatz. Stattdessen beobachtete er mich wie Beute, verspielt und hellwach.
»Klarer Fall von vampirischer Unausgeglichenheit«, sagte Elias und erschreckte mich damit fast zu Tode. Lachend nahm er mich in den Arm. Ich zitterte immer noch ein wenig.
»Tut mir leid, Liebling.«
»Schon gut.« Ich lehnte mich gegen ihn. »Calimero braucht Blut. Seine Augen sahen einen Moment lang merkwürdig verwirrt aus.«
»Was hältst du davon? Ich füttere ihn, spiele ihn müde – denn ich könnte selbst ein wenig Vampirsport gebrauchen – und du gehst so lange ins Bad und machst dich fürs Bett fertig. Ich krieg den Wurm schon müde.«
Himmlisch! Und morgen würde ich jemanden losschicken, um neue Gardinen zu kaufen. Meine Mutter meinte immer, dass nur Niederländer Fenster ohne Gardinen haben. Ich schlenderte also die Treppe hinunter, schloss die Wohnungstür auf und nahm ein langes, duftendes Bad. Als ich herausstieg und mich abtrocknete, fühlte ich mich schon viel besser. Die Geräusche aus dem Wohnzimmer brachten mich zum Lachen. Fauchen, dunkel und hell, und Knurren, gefolgt von Gelächter. Ich zog mir mein Schlafshirt über und trocknete mir die Haare nur halbherzig. Gähnend öffnete ich die Tür und blieb erstaunt stehen. Calimero stand auf der Lehne des Sofas und knurrte verspielt seinen Vater an, der auf allen Vieren von unten zu ihm herauffunkelte. Ich lehnte mich an den Türrahmen und beobachtete, wie Calimero sich wie eine kleine, plüschige Spinne von
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