Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
Ausgang ging. Ich sah zu der verängstigten Verkäuferin.
»Ich schicke Ihnen sofort Roman Groza vorbei. Er wird den Schaden begleichen«, sagte ich so laut, dass es die Presse mitbekam. Auch wenn es keiner der Ordensvampire gewesen war, der die Scheibe zerstört hatte, so wollte ich dennoch nicht, dass die gute Frau auf dem Schaden sitzenblieb.
»Sie kennen ihn bestimmt aus dem Fernsehen, oder?«
Sie nickte. Roman war, seit ich Heinrich zum königlichen Berater befördert hatte, der Pressesprecher des Ordens. Sein Gesicht war also keinem Menschen dieser Welt mehr fremd. Ich ließ meinen Worten Taten folgen und wählte die Nummer meines Schwiegervaters auf meinem Handy.
»Was gedenkst du mit ihm zu tun?«, fragte Merkutio, der den Steinwerfer hinter sich herzog. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung. »Soll ich ihm die Arme brechen?«
Ich blieb stehen und warf dem Vampir einen erschrockenen Blick zu.
»Manchmal vergesse ich, wie alt du bereits bist.«
»Zu altmodisch?«, grübelte er.
»Definitiv, ja.«
»Nur die Finger?«, fragte er, nachdem wir ein Stück weitergegangen waren.
»Nein, wir brechen ihm gar nichts«, seufzte ich und Ana schnalzte mit der Zunge. Sie sah unseren Gefangenen dabei so böse an, dass der sich nicht traute auch nur den Mund zu öffnen.
»Ich könnte ihm die Klöten abreißen, das soll Männer angeblich weniger aggressiv machen«, knurrte sie. Der Mann wimmerte und Merkutio nickte zustimmend.
»Am liebsten würde ich ihn aussaugen, aber der Drecksack ist bestimmt geimpft«, fuhr Ana mit ihrer Liste an Ideen fort.
Vor dem Tor zum Anwesen blieb ich stehen und näherte mich dem Mann, der mir einen Stein an den Kopf hatte werfen wollen. Ich sah ihm tief in die Augen.
»Ich verschone dich noch einmal«, flüsterte ich in sein Ohr, »du kannst gehen, aber sei gewarnt. Noch ein Fehltritt, ja nur eine falsche Bewegung und du hauchst dein Leben aus. Ich lasse dich beobachten, denn wenn ich zwischen dir und mir wählen muss, dann ziehst du den Kürzeren.«
Braune, ängstliche Augen sahen mich an, doch anscheinend hatte er noch nicht genug Angst, denn er spuckte mir geradewegs ins Gesicht, worauf Merkutio ihn zu schütteln begann. Ich lachte und wischte mir mit dem Ärmel meiner Jacke über das Gesicht.
»Lass ihn gehen!«, befahl ich dem Ältesten, welcher ihn mit einem entsetzten Gesichtsausdruck los ließ. Der Mann rannte stolpernd davon.
»Schick jemanden hinter ihm her. Die Medien werden ihn interviewen wollen und vielleicht wird ihn sogar der Ladenbesitzer zur Rechenschaft ziehen. Sobald Gras über die Sache gewachsen ist, bring ihn wieder zu mir.« Ich sah Merkutio und Ana in die Augen. »Elias soll dann ein Urteil über den Mann fällen, der seine Frau und sein Kind töten wollte, nur weil er einen Hass auf Vampire schiebt.«
Anas Fangzähne fuhren aus und sie grinste mit einem unglaublich dämonischen Ausdruck im Gesicht. Ganz so, als freute sie sich auf ein Schlachtfest. Ich wollte sie daran erinnern, dass ich nichts von Umbringen gesagt hatte, sparte mir aber die Luft für Elias. Ihm würde ich beibringen müssen, dass die Todesstrafe keine Lösung war, wenn es soweit war. In der Regel wusste er das auch, aber wenn es um mich ging, vergaß er es schnell. Merkutio nickte und verschwand, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Puff, weg war er.
Ich brauchte jetzt dringend etwas Zeit alleine, nur für mich. Seltsam, oder? Wenn Elias um mich herum war, hatte ich nie das Bedürfnis, alleine zu sein. Ich atmete tief ein und drückte meine Schultern durch. Langsam ließ ich die Luft wieder entweichen. Ana hakte sich bei mir ein und wir betraten den Park. Ich fühlte mich schon ein ganzes Stück besser. Hier war es still und friedlich. Im Winter wirkte der Park zwar trostlos, aber dafür waren wir hier in Sicherheit.
»Hättest du Lust, noch ein wenig spazieren zu gehen?«, fragte Ana mit belegter Stimme und räusperte sich. Ich nickte, wieso nicht? Elias kam auch nicht schneller zurück, wenn ich alleine in sein Kissen weinte. Ich versuchte mich abzulenken und Minka half mir dabei. Sie sprang hinter einem Baum hervor und maunzte. Mit erhobenem Schwanz ging sie ein paar Schritte und sah sich dann zu uns um.
»Ich glaube, sie will, dass wir ihr folgen«, sagte ich.
»Dann tun wir das doch.«
Wir stapften der Katze querbeet über Stöcke und Steine hinterher. Niemand sprach ein Wort, doch in meinem Kopf rasten die Gedanken wild umher.
Schließlich blieb Minka stehen und sah mich
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