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On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

Titel: On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Birr
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Trinkgeld!«, rief ich und schlug die Hacken zusammen.
    »Danke schön!«
    Klack!
    »Danke schön!«
    Klack!
    »Fragen Sie nach unseren Ermäßigungen für Gruppen! Kinder und Greise zahlen halbe Preise.«
    Der Offizier drehte sich noch einmal herum und donnerte mich an:
    »Jetzt hören Sie endlich auf, sich zu verteidigen, sonst vergesse ich mich.«
    »Moment, ich habs«, rief ich ihm zu. »Ich bin für nichts verantwortlich. Das war Vorschrift. Ich habe nur Befehle ausgeführt. Hey, der Spruch muss Ihnen doch bekannt vorkommen.«
    Nach fünf Minuten war das Schiff leer. Da tauchte auch Mike wieder auf, der sich die ganze Zeit im Personalraum versteckt hatte.
    Zehn Minuten bevor wir wieder ablegten, begann es zu gewittern. Es waren überhaupt keine Gäste an Bord, und wir drehten eine Warterunde. Als wir am Nikolaiviertel vorbeifuhren, sah ich die gesamte Seniorengruppe unter der Markise eines Restaurants stehen. Es begann zu hageln. Ich winkte den Rentnern zu. Niemand winkte zurück.

Klaus III
    K ann ich nachher mitfahren bis nach Treptow?«, fragte ich.
    »Was willst du?«
    »Mitfahren. Das Schiff liegt doch am Treptower Park nachts, oder? Ich wohne da in der Nähe, da könnt ihr mich nach der letzten Runde ja mitnehmen bis dahin.«
    »Wohin?«
    »Nach Treptow.«
    »Junge, das heißt Treeptow.«
    »Ja, und?«
    »Du sagst immer Trepptow. Die Wessis sagen immer Trepptow. Treeptow heißt das.«
    »Na dann halt nach Treeptow.«
    »Wo bistn du geboren, du Vogel?«, fragte Klaus. Diese Differenz hörte offenbar nicht an der richtigen Aussprache eines Stadtteiles auf. »Ich bin da drüben geboren«, sagte er und zeigte auf die Frauenklinik der Charité an der Tucholskystraße.
    »Echter Berliner. Seit Generationen. Da kannst du nicht mithalten, sarickma.«
    »Jetzt bin ich aber echt beeindruckt«, sagte ich.
    »Kannste auch sein«, sagte Klaus.
    »Wie hast du das nur geschafft, dass deine Vorfahren alle am gleichen Ort geboren sind?«, sagte ich. »Da kannst du wirklich stolz drauf sein.«
    »Da kiekste, wa!«
    Da kiekte ich aber so was von.
    »Und du warst nie woanders?«, fragte ich.
    »Kollege, das war Osten. DDR . Da durfte man nicht so einfach raus.«
    »Wie? Das war verboten?«
    Diese Ironie musste er einfach verstehen.
    »Ich bin jetzt 47. Als die Mauer fiel, waren meine besten Jahre schon vorbei. Ich hab ja nie die Gelegenheit gehabt, woanders hinzufahren. Einmal waren wir am Balaton. Doll war das nicht.«
    »Ich verrate dir ein Geheimnis«, sagte ich. »Du bist zwar immer noch im Osten, aber die Mauer ist offen. Seit zwanzig Jahren darfst du gehen, wenn du willst.«
    »Pfff …«, machte Klaus. »Jetzt will ich nicht mehr. Was soll ich denn woanders? Ich wohne doch schon in Berlin.«
    »Aber willst du nicht mal was anderes sehen? Wenigstens zum Angucken.«
    »Was soll ich mir denn schon ankieken?«
    »Irgendwas Schönes. Rom oder Istanbul oder wenigstens Bristol.«
    »Nee, da isses mir zu heiß.«
    »In Bristol ist es gar nicht heiß.«
    »Dann isses mir zu weit weg.«
    »Da kann man von Schönefeld aus hinfliegen. Dauert eine Stunde und kostet vierzig Euro.«
    »Ich hasse fliegen.«
    »Bist du schon mal geflogen?«
    »Außerdem ist es umweltschädlich. Ganz schön viel CO2 .«
    »Oder Danzig. Das ist nicht so weit weg. Da kann man mit dem Zug hinfahren.«
    »Interessiert mich nicht. Ich brauch nix anderes als Berlin. Pass auf, ich erklär dir das: Hier kommen jeden Tag hunderte Touristen her. Die würden ja nicht kommen, wenn dit hier doof wäre. Hier isses einfach super. Großartig. Am besten. Und warum soll ich dann weg? Ich bin ja schon hier, verstehste?«
    »Ich denke, du magst keine Touristen.«
    »Nee, mag ich auch nicht. Aber die mögen Berlin. So ganz falsch können sie da ja nicht liegen.«
    »Aber es kommen doch auch viele Touristen woanders hin.«
    »Ach komm. Wo soll das denn schon sein?«
    »Hamburg, München, Dresden.«
    »Ich sag dir was: Hamburg ist ne Schnöselstadt, Dresden ist ein sächsisches Dorf, und München … Also mal im Ernst! Das erklärt sich von selbst.«
    »Trotzdem kommen da viele Touristen hin.«
    »Na und? Sollen sie doch. Mir doch egal.«
    »Aber dann zieht dein Argument doch nicht mehr.«
    »Die können halt nicht immer richtigliegen. In Berlin liegen sie richtig. Und so viele Touristen können das gar nicht sein. Warum sollten die da hinwollen?«
    »Die Japaner und Amerikaner fahren gern in Städte mit schöner Altstadt. Heidelberg zum Beispiel.«
    »Wat fürn Berg? Kenn

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