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On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

Titel: On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Birr
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ich nich. Gibts nich. Nie gehört.«
    »Oder Rothenburg ob der Tauber. Das ist die reinste Postkartenidylle. Da fahren die Amis voll drauf ab.«
    »Wie heißt dit?«
    »Rothenburg ob der Tauber.«
    »Was isn das fürn Name? Haste dir das ausgedacht?«
    »Nein, das gibt es wirklich. Das heißt so.«
    »Ob der Tauber? Was soll das für ne Sprache sein? Das ist doch nicht mehr in Deutschland?«
    »Doch. Mittelfranken.«
    »Sag ich doch.«
    »Ist doch egal. Man muss doch auch mal was anderes sehen als immer nur sein eigenes Kaff.«
    »Brauch ich nicht. Muss ich nicht. Kann ich drauf verzichten, sarickma.«
    »Sag bitte nicht alles dreimal.«
    »Ich weiß doch, dass es hier am besten ist.«
    »Aber woher willst du das denn wissen, wenn dir der Vergleich fehlt?«
    »Weiß ich halt.«
    »Das ist doch kein Argument.«
    »Doch, das isses. Da kannst du noch so viele Dörfer gesehen haben, die irgendwie ›op de Amsel‹ heißen oder so. Berlin is einfach am besten. Schluss. Aus. Fertig. Das muss ja auch niemand verstehen. Reicht ja, wenn ich es verstehe. Da brauch ich auch keinen Beweis.«
    Schweigen.
    »Nehmt ihr mich jetzt mit nachher?«
    »Wohin?«
    »Schon gut.«

Einen Job verlieren
    T ata-UFF, tata-UFF, tata-UFF-tatatata-UFF!
    »Was ist das denn?«, fragte Anna.
    »Mein neuer Klingelton. Der Helenenmarsch.«
    »Du hast Marschmusik als Klingelton?«
    »Ja. Du solltest mal die Touristen sehen, wenn mein Handy klingelt. Unbezahlbare Gesichter.«
    Tata-UFF, tata-UFF, tata-UFF-tatatata-UFF!
    »Kenn ich irgendwoher.«
    »Wahrscheinlich von ›Weihnachten bei Hoppenstedts‹.«
    »Willste nicht mal rangehen?«
    »Na gut. – Ja?«
    »Hallo Tilman?«
    »Derselbe.«
    »Hier ist Hans Dietrich.«
    »Hallo Hans. Gut, dass du anrufst.«
    »Findest du?«
    »Ja. Ich wollte dich sowieso fragen, ob ich bis Ende der Saison noch ein bisschen mehr arbeiten kann. Wir haben ja nun schon fast September, und ich würde mir gern noch ein bisschen was ansparen, damit ich nach Saisonende nicht sofort auf dem Trockenen sitze. Wann geht es denn eigentlich in der nächsten Saison wieder los?«
    »Deshalb rufe ich an. Wir werden das in der nächsten Saison runterfahren müssen.«
    »Wieso?«
    »Die Reederei wird deine Stelle in der nächsten Saison streichen.«
    »Was? Ist das wegen der dieser Ostfrontrentner, die ich unter Deck geschickt habe? Haben die sich beschwert?«
    »Äh … Wegen wem?«
    »Da war so eine Rentnergruppe, und dann hat es gewittert, und die waren sauer, weil … ach … Ist ja auch egal.«
    »So was gibt es immer mal. Nein, nein, darum geht es nicht. Die Reederei will alle Stadtbilderklärer auf den kurzen Touren einsparen. Die werden im Winter Audioguides anschaffen, damit auch die Spanier und Franzosen die Erklärungen verstehen. Die kriegen dann so ein elektronisches Ding mit Kopfhörern in die Hand und können die Sprache auswählen, die sie wollen. Hochmoderner Kram, mit GPS und so Zeug.«
    »Scheiße.«
    »Da sagst du was! Ich habe auch lange mit denen diskutiert, aber ich bin dann überstimmt worden. Mir wäre es auch lieber, wenn wir weiterhin auf jeder Tour noch Menschen hätten, die das erklären. Für die Reederei ist es natürlich einfacher. Die zahlen nur einmal Anschaffungskosten, und nach einer Saison hat sich das für die schon wieder rentiert.«
    »Scheiße.«
    »Jou!«
    »Ja … gut … O.k. Aber dann kann ich doch nächstes Jahr einfach die langen Touren machen. Die gibt es dann doch immer noch.«
    »Mein Lieber, du bist nicht der Erste, der mich danach fragt.«
    »Aber ich bin der Beste.«
    »Kann sein. Weiß ich nicht. Aber wir haben hier Leute, die arbeiten so lange für uns, die kann ich nicht auf die Straße setzen. Mona zum Beispiel. Die weiß sonst nicht, wo sie hin soll. Die braucht Arbeit.«
    »Mona!«
    »Bitte?«
    »Nichts.«
    »Oder Rainer. Die kann ich nicht einfach vor die Tür setzen. Und die Jüngsten sind die auch nicht mehr. Du hast doch studiert, du bist doch jung und auf Zack, da findest du doch bestimmt noch was anderes.«
    »Na ja …«
    »Na komm.«
    »Du meinst, weil einem die Historiker auf dem Markt geradezu aus der Hand gerissen werden?«
    »Ich muss sogar Martin gehen lassen, und der ist einer der Besten hier.«
    »Hat der auch studiert?«
    »Keine Ahnung. Aber der macht auch noch andere Jobs. Der fällt nicht gleich auf Hartz IV, wenn er bei mir nicht mehr arbeiten kann. Und du wirst schon was finden. Die Historiker leben doch auch nicht alle von der Stütze.«
    »Hans, ich weiß

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