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On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

Titel: On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Birr
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der Sprache ist anzumerken«, »zusammenfassend lässt sich sagen«.
    Sie hätte mich angesehen, wie mich heute noch jeder Franzose ansieht, dem ich auf eine simple Frage zu antworten versuche, und hätte auch das Gleiche gedacht: Er spricht doch eigentlich ganz gutes Französisch, wenn auch ein bisschen gekünstelt. Aber warum bringt er nie seine Sätze zu Ende?

John Maynard
    Z uerst war es ein schöner und warmer Spätsommertag gewesen, doch nun zog sich der Himmel zu. Die einzigen Gäste waren eine Rentnergruppe von ungefähr fünfzig Personen. Beigefarbene Schiebermützen reihten sich an Microfaserwesten und schwarzlederne Herrenhandtaschen mit Handgelenkschlaufen. Als wir ablegten, blies schon ein böiger Wind. Noch bevor wir das Regierungsviertel erreicht hatten, kam der Bootsmann Mike zu mir.
    »Ich hab grad mit den Kollegen in Spandau telefoniert. Da kommen Hagelkörner groß wie Haselnüsse runter. Ich glaube, wir sollten die Leute hier unter Deck schicken.«
    »Alles klar«, sagte ich und unterbrach meine Ausführungen für eine wichtige Durchsage.
    »Liebe Passagiere, ich unterbreche meine Ausführungen für eine wichtige Durchsage. Wir haben gerade mit den Kollegen in Spandau telefoniert, und da hagelt es daumendicke Hagelkörner. Wir müssen Sie daher bitten, jetzt alle unter Deck zu gehen. Es ist wohl nur noch eine Frage von Minuten, bis es hier auch richtig zu gewittern anfängt.«
    Nichts geschah. Wie Schüler, die sich vor den Fragen des Lehrers fürchteten, schauten sie konzentriert in die andere Richtung und gaben vor, schwer mit Denken beschäftigt zu sein. Ich gab ihnen eine Minute Toleranzzeit und redete weiter. Gleichzeitig lief Mike über das Deck und versuchte, die Gäste einzeln davon zu überzeugen, jetzt nach unten zu gehen. Immer wieder hörte ich Satzfetzen wie »das bisschen Regen« und »Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung«. Dieser Generation konnte nichts etwas anhaben. Die meisten waren sicher über achtzig und gehörten damit zu denjenigen, die nach Stalingrad und zurück gelaufen waren. Im Volksmund und im Vokabular von Lokalzeitungen heißen solche Menschen »rüstige Rentner«.
    Ich versuchte, die Überzeugungsarbeit in meine Erklärungen einzuweben:
    »Vom Berliner Hauptbahnhof ist letztes Jahr während eines Gewitters ein großer Stahlträger gefallen und hat eine Seniorenreisegruppe erschlagen. Wir kennen alle die Deutsche Bahn und müssen damit rechnen, dass so etwas wieder passiert. Völligen Schutz kann nur ein stählerner Unterstand bieten, etwa das Unterdeck eines Ausflugsschiffes.«
    Langsam schienen sie zu begreifen. Ich fuhr fort:
    »Auf dem Reichstag sehen Sie auf jedem Turm eine Fahnenstange, die auch als Blitzableiter dient. Wenn da der Blitz einschlägt, ist die Fahne ruckzuck verkohlt. Und ich bin mir sicher: Auch eine Schiebermütze aus Synthetikfaser hält keinem Blitzeinschlag stand.«
    Nach zehn Minuten hatten Mike und ich es geschafft, alle Gäste vom Oberdeck nach unten zu befehligen. Einige protestierten. Es blies ein harter Wind, und der Horizont hatte sich gelb verfärbt. Jetzt musste es gleich losgehen. Für mich selbst war nun unten kein Platz mehr, aber das machte nichts, denn über die Lautsprecher konnte man mich auch unter Deck hören. Außerdem könnte ich endlich mal richtigen körperlichen Einsatz zeigen. Kann ja wohl nicht wahr sein: den ganzen Sommer an Deck und kein einziges Mal in ein Gewitter gekommen. Eines muss die Welt nämlich endlich mal verstehen: Die Stadtbilderklärerei ist kein Operettenbesuch. Auch ich muss eine gewisse Härte und Belastbarkeit an den Tag legen, und jetzt könnte ich endlich zeigen, was ich in diesem knallharten Beruf gelernt hatte. Ich würde den Sturm einfach an mir abprallen lassen. Wind und Wetter trotzend bliebe ich an dem mir zugewiesenen Platz, komme Regen, komme Sturm. Ich würde meine Passagiere nicht im Stich lassen, würde meine Pflicht erfüllen, selbst wenn der Blitz neben mir einschlüge und mir die riesigen Hagelkörner lauter kleine Beulen am Kopf verpassten. Opfern würde ich mich. Treu und ehrenvoll. Ein John Maynard der Stadtbilderklärerei:

    Der Sturm braust auf, schon beginnt es zu prasseln,
    Der Kapitän hört den Sprecher noch quasseln.
    Trotz Donner und Blitz kein Wimmern und Klagen,
    So stellt er durchs Sprachrohr historische Fragen:
    »Links das Museum, wann erbaut, mein Führer?«
    »Achtzehndreißig, enthält Cranach und Dürer.
    Architekt«, so klingt’s hoch vom

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