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On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

Titel: On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Birr
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attraktiver gewesen. Hey, ich hab ein Ei vom Reichskanzler. Was man damit alles hätte anstellen können!«
    »Entschuldigen Sie, junger Mann, aber ich bin Mediziner, und wenn jemand von Geburt an nur einen Hoden im Hodensack hat, dann ist der zweite Hoden im Bauch. Das gibt es relativ oft. Die Hoden entstehen im Bauch und wandern beim ungeborenen Kind in den Hodensack. Und manchmal bleibt halt einer im Bauch hängen.«
    »Oh mein Gott, das ist ja noch viel schlimmer! Dieser ganze Krieg für nichts und wieder nichts! Da sucht der Hitler überall seinen Hoden, bringt dabei Millionen von Menschen um, und dabei ist das, was er sucht, in ihm drin. Das ist ja furchtbar!«
    »Wissen Sie, ich glaube eher, dass der Hitler da ein psychisches Problem mit seinem Hoden hatte. Er hat halt die ganze Welt so gehasst, weil alle zwei Hoden hatten und er nicht, dass er sie alle umbringen wollte.«
    »Meinen Sie? Aber wenn jeder, der nur einen Hoden hat, einen Weltkrieg anzettelt und einen Völkermord organisiert, dann wären wir schon längst alle tot.«
    »Na ja, aber man kann das ja heute relativ leicht operativ beheben. Deshalb haben wir doch seit fast siebzig Jahren keinen Krieg mehr in Europa. Das sehen Sie ja auch in der Welt. Da, wo die Medizin noch nicht so weit ist, gibt es die gefährlichsten Leute: Nordkorea, Irak. Sie finden doch in Afghanistan kein einziges Krankenhaus, das mit unseren Krankenhäusern mithalten kann. Die Taliban, das ist eine ganze politische Klasse mit medizinischen Hodenproblemen.«
    »Also, guter Mann, jetzt mal im Ernst, Hoden hin oder her: Das Interessante an Hitler ist doch, dass fast alle mitgemacht haben bei diesem Morden und Einmarschieren. Sogar solche Leute wie meine Großeltern, die ja sonst eigentlich immer ganz nett sind. Ich kriege bei denen jedenfalls immer Kaffee und Kuchen. Das ist doch eigentlich das Interessante an Hitler.«
    »Finden Sie? Wissen Sie, was ich viel interessanter finde? Dass er das alles mit nur einem Hoden geschafft hat. Das ist mal interessant.«
    »Und jetzt stellen Sie sich mal vor, Hitler hätte zwei Hoden gehabt.«
    »Ach herrje, dann wäre ja alles noch viel schlimmer gekommen.«
    »Das können Sie aber laut sagen!«
    »Also … äh … Aber sagen Sie mal, junger Mann: Sollen wir jetzt froh sein, dass Hitler nur einen Hoden hatte? Oder sollen wir das furchtbar finden?«
    »Ach so … puh … Das weiß ich jetzt auch nicht so genau.«
    »Weil, wissen Sie, ich will ungern als Nazi dastehen. Und da würde ich gerne wissen, was ich da finden soll, damit nicht einer kommt und sagt: Der Wesendonck, der hat gesagt, dass er das gut findet, dass der Hitler nur einen Hoden hatte. Der Wesendonck ist ein Nazi.«
    »Ja, das kann ich Ihnen nachempfinden. Niemand ist gern Nazi.«
    »Da muss man doch irgendwo nachfragen können, was man in diesem Fall sagen muss.«
    »Bei Guido Knopp vielleicht?«
    »Zum Beispiel. Oder bei irgendeiner Behörde. Da muss es doch einen Bundesbeauftragten geben. Nazibeauftragter oder so etwas, der einem sagt, was da die sozial verträgliche Meinung ist.«
    »Also, das mit den Autobahnen, das sollten Sie besser nicht erwähnen.«
    »War das schlecht?«
    »Ich weiß nicht genau, aber sagen Sie besser nichts darüber. Das hat bisher jedem nur Ärger gebracht.«
    »Vielleicht sollten wir dann auch besser über Hitlers Hoden nichts sagen.«
    »Dann sind Sie jedenfalls auf der sicheren Seite.«
    »Na gut. Vielen Dank.«
    »Bitte sehr. Schönen Tag!«
    »Schönen Tag. Ach, und: Dieses Gespräch hat nie stattgefunden.«
    »Ich habs schon vergessen.«
    »Tag.«
    »Tag.«

If you like to gamble, I tell you I’m your man
    N ach der Tour kam ein Mann zu mir.
    »Sag mal, du kennst dich doch bestimmt aus in der Stadt.«
    »Äh … joa … So ein bisschen. Doch. Schon.«
    »Ich bin allein in der Stadt und suche noch nach einer Abendunterhaltung.«
    Schnell musterte ich ihn. War er schwul? Ich stammelte herum:
    »Äh … pff … tja … Abendunterhaltung? Also …«
    »Ach so, ich bin nicht schwul, falls du da gerade Bedenken hattest«, sagte er und lachte. Ich war erleichtert.
    »Puh, Gott sei Dank. Ich habe mich gerade gefragt: Wie wirst du den jetzt elegant los?«
    »Hab ich gemerkt«, sagte er. »Nee, keine Sorge. Ich will mir nur den Abend heute um die Ohren schlagen.«
    »Tja, was interessiert dich denn? Du kannst hier alles haben, von Tanztee bis Darkroom.«
    »Ich hab doch gesagt, ich bin nicht schwul.«
    »Also Tanztee?«
    »Gibt es da nicht noch so ein

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