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On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

Titel: On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Birr
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einer von Maites Unifreunden, wa? Na ja, macht ja nichts. Ich bin Sandy, hallo«, sagte sie und gab mir die Hand. Der Mann stellte sich als Enrico vor. So lief das hier also: Erst fragte man nach Sex, und dann stellte man sich vor. Die beiden setzten sich neben Martin auf das Sofa. Ich blieb stehen.
    »Und? Was machst du so?«, fragte Sandy mich.
    Ja Malefiz, ist man denn nicht mal im Swingerclub davor sicher? Der DJ spielte »Knowing me, knowing you«.
    »Ich bin ein Kollege von Martin. Ich bin auch Stadtbilderklärer.«
    »Was fürn Ding?«, fragte der Mann.
    »Na, so etwas wie Stadtführer. Auf so einem Touristenschiff auf der Spree. Aber noch nicht so lange. Martin macht das schon ein paar Jahre, der ist da so etwas wie der Stammesälteste.«
    »Was bin ich?«, fragte Martin.
    »Äh … du machst den Job ja schon lange. Und die Kellner und Bootsmänner erzählen immer, wie gut sie dich finden.«
    »Ja, na und?«
    Was war mit dem Mann heute los? Immer wenn er mich ansah, kniff er die Augenbrauen zusammen, als wollte er »Was willst du, Arschloch?« sagen. Die Musik spielte nun Black Sabbath: »Finished with my woman, ’cause she couldn’t help me with my mind …«.
    Ein paar Gruftiswinger, denen es in der Sauna wohl zu heiß war, sprangen auf die Tanzfläche. Martin fuhr sich wieder durch die Haare.
    »Nein wirklich«, sagte ich in die Runde. »Martin ist wirklich ein guter Stadtbilderklärer. Ich glaube, der arbeitet da auch mehr als jeder andere.«
    »Passt dir das nicht, oder was?«
    »Nein … äh, doch … also … was? Natürlich passt mir das.«
    »Willst du mir meine Schichten wegnehmen? Ich arbeite da so viel, wie es mir passt, und das geht dich einen Scheißdreck an.«
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Er sprang auf und grunzte mich an.
    »Du hast mich doch schon von Anfang an nicht leiden können. Was hast du denn für ein Problem, Arschloch?«
    Er packte mich am Hemd und zog mich zu sich heran.
    »Du kannst auch gerne mal ein paar aufs Maul haben, wenn du willst. Du wärst nicht der Erste.«
    Schlägerei in Swingerclub. Eine Streiterei im Stadtbilderklärermilieu fand einen blutigen Ausgang in einem Moabiter Erotikbetrieb. Ein Siebenundzwanzigjähriger wurde dabei verletzt und erlitt Prellungen im Gesicht sowie einen Nasenbeinbruch. Zum Anlass des Streits konnte die Polizei bei Redaktionsschluss noch keine Angaben machen.
    Sandy und Enrico standen auf, zogen an Martin herum und redeten auf ihn ein:
    »Hey … lass doch … kein Stress … kannst doch hier nicht …«
    Auf einmal tauchte ein muskulöser Mann in Schwarz neben uns auf. Gott sei dank, Security. Er packte Martin, riss ihn von mir los und zog ihn mit sich. Martin wehrte sich und grunzte, konnte sich aber nicht aus dem Griff des kräftigen Sicherheitsmanns befreien.
    »Ihr Schweine … Ihr wollt mich doch allemachen … Ihr könnt mich …«
    Der Sicherheitsmann kläffte zurück:
    »Soll der Scheiß … hier benehmen … ist hier eine Party … für heute für dich vorbei.«
    Nach zwei Minuten hatte Martin den Widerstand aufgegeben, schien aber immer noch sehr wütend. Der Securitymensch begleitete ihn zur Tür und ließ ihn nicht aus den Augen.
    Sandy, Enrico und ich hatten die Sache mit angesehen und standen nun verloren in der Sitzgruppe. Ich war sehr aufgeregt. Das Herz schlug mir im Hals.
    »Was war das denn eben?«, fragte ich.
    »Na holla«, sagte Sandy. »Der ist aber schon seit einiger Zeit etwas komisch drauf.«
    »Wie kommt das denn?«, fragte ich. »Hat der irgendwas genommen oder so?«
    »Keine Ahnung«, sagte Enrico. »Wir kennen ihn eigentlich nur von hier. Was er sonst so macht oder ob er irgendwelche Probleme hat: weeß icke! Ich wusste bis eben auch gar nicht, dass er Stadtführer ist.«
    Sie ließen sich wieder ins Sofa fallen.
    »Wir sind aber zum Glück nicht auf ihn angewiesen«, sagte Sandy und knöpfte ihrem Freund die Hose auf.
    »Und du?«, fragte sie, während sie ihm in der Hose herumfuhrwerkte. »Willst du jetzt mal mit auf die Spielwiese kommen?«
    »Hmpff, nee …«, sagte ich. »Ich glaub, ich muss heim.«
    Ich ging an die Bar und trank mein Bier in einem Zug aus. Als ich wieder am Sofa vorbeiging, sagte ich nicht tschüss. Sandy hätte mir auch nicht antworten können und Enrico nicht wollen.
    Auf dem Weg zum Ausgang kam mir der namenlose Bootsmann entgegen. Ich sagte nicht hallo.
    ******* Manchmal war es aber auch eine Untertreibung oder ein Euphemismus. Einst hatte sich ein Freund aus einer

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