Ondragon - Menschenhunger
in die Runde. Was das blonde Bübchen konnte, konnte er schon lange. Ruhig zog er seine Sig Sauer aus dem Kapuzenpulli. Er bemerkte, wie sich Petes Augen weiteten. Kateri schien jedoch nicht sonderlich überrascht. Bevor jemand etwas sagen konnte, erklärte er: „Ich trage immer eine Waffe bei mir.“
Die Männer nickten, als sei das für sie normal, und setzten ihre Gespräche fort.
„Sie kennen sich hier ja aus, Miss Wolfe“, stellte Pete fest. „Dann gehen Sie mit Mr. Ondragon. Ich nehme Bobby mit, Julian geht mit Carey, und Dave mit Frank.“Alle murmelten ihre Zustimmung, und Ondragon war erstaunt, dass die Männer, allen voran Frank, Pete so vorbehaltslos als ihren Anführer akzeptierten. Interessiert beobachtete er den Kofferjungen, wie er auf der Motorhaube des Geländewagens der Lodge eine zerfledderte Karte von der Gegend entfaltete. Nacheinander deutete Pete mit dem Finger auf verschiedene Bereiche, und nachdem klar war, wer welche Richtung einschlagen sollte, drückte er jedem noch eine Flasche Wasser in die Hand.
„Viel Glück“, wünschte er mit ernstem Gesicht, setzte sein Basecap auf und verließ mit Bobby den Parkplatz.
Kurz darauf schlugen auch Ondragon und Kateri den Weg ein, der sie zu ihrem Suchgebiet nordöstlich des Sees führen sollte. Als sie das Bootshaus passierten, sagte Miss Wolfe unvermittelt: „Warten Sie einen Moment, Paul. Auch wenn Sie ein Schießeisen haben, möchte ich nicht ganz ohne Waffe gehen.“ Sie betrat das Bootshaus und kam erst eine halbe Ewigkeit später wieder raus, mit einem großen Messer am Gürtel, einem Sportbogen in der Hand und einem Köcher voller Pfeile. Ondragon hob überrascht die Brauen. „Also, wenn ich der Cowboy bin, dann sind Sie definitiv die Indianerin! Können Sie überhaupt damit umgehen?“
Kateri blickte ihn an, als sei er nicht mehr ganz bei Trost. Dann ging alles ganz schnell. In einer einzigen fließenden Bewegung legte Kateri einen Pfeil auf, drehte sich und schoss. Der Pfeil zischte fast unsichtbar durch die warme Sommerluft und landete mit einem hohlen Plopp auf dem Wegweiser der State Park Verwaltung. Aber nicht etwa auf einem der Schilder, sondern auf halber Höhe im Pfahl!
Ondragon räusperte sich verlegen. „Gut, ich nehme Sie mit, Falkenauge.“
Kateri grinste - zum ersten Mal, seit sie vorhin an seine Tür geklopft hatte.
Sie schlugen den Pfad ein, der direkt am See entlangführte und den Ondragon bereits mehrfach entlanggejoggt war, und hielten aufmerksam Ausschau nach Bewegungen im Unterholz.
„Was ist, wenn wir auf den Killer-Bären treffen?“, fragte Ondragon nach einer Weile ermüdenden Starrens ins Grün.
Kateri drehte sich zu ihm um und strich sich eine Strähne hinters Ohr, die ihr aus dem Pferdeschwanz gerutscht war. „Dann werden Sie tun, was ich sage“, entgegnete sie in ungewohnt strengem Ton. „Das heißt: Wenn Sie schießen, dann nur auf den Kopf zielen. Treffen Sie den Bären mit diesem kleinen Kaliber am Körper, dann machen Sie ihn nur wütend, halten in aber nicht auf. Am besten, man zieht sich langsam zurück und macht keine abrupten Bewegungen, dann hat man eine Chance.“
„Klingt beruhigend.“
Sie setzten ihre Suche fort und erreichten bald die Abzweigung zum bear‘s den . Auf dem Weg zur Höhle fielen Ondragon plötzlich merkwürdige Gebilde auf, die rings um in den Bäumen hingen. Waren sie auch schon da gewesen, als er die Höhle zum ersten Mal besucht hatte? Er konnte sich nicht daran erinnern. Aber damals hatte er auch noch nicht darauf geachtet.
„Was ist das?“, fragte er und zeigte auf eines der Federknäule, die wie kleine Traumfänger aussahen und ihm mit einem Mal verdammt bekannt vorkamen.
Kateri sah hinauf zu dem Ast, an dem das Ding sanft hin und her baumelte. „Ach das. Das ist eine Art Abwehrmedizin.“
„Abwehrmedizin wogegen? Jetzt sagen Sie nicht etwa, gegen den Wen-“
„Schhhht! Nennen Sie ihn nicht beim Namen!“
„Schon gut. Aber was soll der Zauber? Und wer hat das hier hingehängt?“
Kateri sah ihn an. „Raubvogelfedern helfen, den Geist des Waldmonsters zu vertreiben.“ Sie zeigte auf den Höhleneingang. „Diese Kaverne ist ein heiliger Ort der hier ansässigen Ojibway. Sie kommen regelmäßig hierher und halten Rituale ab. Ein paar Meilen weiter ist sogar eine alte Begräbnisstätte, und auch dort findet man diese Medizin. Sie wollen die Toten schützen vor … ihm !“ Sie wies bedeutungsvoll hinaus in den Wald.
Ondragon war hin- und
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