Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
Vom Netzwerk:
essen.
    Trotz der Gefahr, auch dieses Stück Nahrung wieder auszuspeien, nahm er es zwischen die Zähne und kaute. Parker hatte den üblichen wildwürzigen Geschmack der luftgetrockneten Spezialität erwartet, umso überraschter war er, dass es nach schimmligem Moos schmeckte. Trocken und spröde knirschte es zwischen seinen Zähnen. Vielleicht war das Trockenfleisch verdorben. Er sah sich das nächste Stück genauer an, aber es schien in Ordnung zu sein. Er zwang sich, es herunterzuschlucken.
    Two-Elk fütterte ihn, bis er aufgab.
    „Das reicht, hab Dank mein Freund. Ich glaube, ich werde es bei mir behalten.“ Das hatte er beim letzten Essen auch gedacht. Sie würden ja sehen.
    Das ungewohnte Gefühl eines vollen Magens machte ihn schläfrig und wenig später nickte Parker dankbar auf seinem Stuhl ein.
    Mit der hereinbrechenden Dämmerung senkte sich Stille über die Hütte. Nur das Knacken der Holzscheite im Feuer war zu hören. Lacroix schlürfte einen frisch aufgebrühten Kaffee, der so schwarz war wie die Nacht draußen vor der Tür, und sah dem Indianer dabei zu, wie dieser geschickt einen seiner Schneeschuhe reparierte.
    Beide fuhren aus ihrer Ruhe hoch, als plötzlich ein heftiger Windstoß gegen die Hütte prallte und sämtliche Fensterläden erzittern ließ. Erschrocken sahen die Pelzjäger zur Tür. Heulend fauchte der Wind erneut um die Außenwände, als wolle er die Behausung niederreißen, und klang dann abrupt ab.
    Parker blinzelte mit roten Augen aus seinen Decken hervor und sah seine beiden Freunde fragend an. Sie hatten keinen Sturm aufziehen sehen.
    Ein gedämpftes Wiehern drang aus dem angrenzenden Stall. Die Pferde waren unruhig. Einer von ihnen würde nach ihnen sehen müssen, falls der Sturm tatsächlich stärker werden sollte.
    Mit einem Mal hörten sie einen dumpfen Schlag über sich, und sie blickten hinauf in das verrußte Gebälk. Holzstaub rieselte ihnen in die Augen.
    Da war etwas auf dem Dach.
    Two-Elk griff nach seinem Messer, als ein langgezogenes Stöhnen durch die eisige Nacht zu ihnen hinein drang.

5. Kapitel

    2009, Moose Lake, Cedar Creek Lodge

    Die Belehrung des Dr. Arthur über die Golden Rules hing Ondragon noch in den Ohren, als er auf sein Zimmer ging und genau das Gegenteil von dem tat, was der Psychotherapeut ihm geraten hatte. Er holte sein iPhone aus dem Tresor und loggte sich ins Internet ein. Es gab sogar ein Netz.
    Sie müssen lernen, Wichtiges von Belanglosem zu trennen, Paul! Benutzen Sie so wenig wie möglich Internet und Telefon. Lassen Sie los. Vertrauen Sie ihren Mitarbeitern, Sie werden sehen, Ihre Geschäfte laufen auch ohne Sie. Und sperren Sie sich nicht gegen die Golden Rules, sie sind nur zu Ihrem Besten.
    Pah!
    Ondragon verdrängte die wohlgemeinten Worte Dr. Arthurs und checkte seine E-Mails. Er fand nichts Besonderes, nur eine Bestätigung von Charlize, dass sie mit den Japanern Kontakt aufgenommen hatte, und eine Nachricht von seinem besten Außendienstmitarbeiter Dietmar, der ihn über die Fortschritte bei der Lösung eines Problems der Kategorie Standard in Nahost informierte. Bei Ondragon Consulting wurden die Probleme in vier Kategorien eingeteilt: No Problem , Standard , Sherlock und Magnum . Mit der ersten Gattung befasste man sich gar nicht erst und leitete sie sofort an lokale Detekteien oder ähnliche Auftragsbüros weiter, und letztere war ausschließlich für den Chef vorbehalten.
    Ondragon schaltete das Handy ab, zückte seinen Notizblock und trug sorgfältig seine Beobachtungen vom Frühstück ein. Die Struktur der CC Lodge zu durchschauen, erforderte lediglich die Skills für ein Standardproblem.
    Danach zog er das Jackett aus, legte sich auf das Bett und ging im Kopf noch einmal alles durch. Dabei fielen ihm entgegen seinen Gewohnheiten die Augen zu.
    Merkwürdig , dachte der letzte noch wache Teil seines Gehirns, wirkt die entspannende Atmosphäre der Lodge etwa schon? Dabei hatte er einen sechsfachen Espresso gehabt! Irgendetwas an diesem Ort machte ihn schläfrig.

    Als Ondragon erwachte, sah er nach der Zeit. 12.30 Uhr. Unten gab es bereits Mittagessen, so lange hatte er geschlafen. Stöhnend setzte er sich auf. Wenn er jetzt etwas aß, würde er den ganzen Tag nicht mehr richtig wach werden. Also beschloss er, auf Sport auszuweichen. Rumhängen war nichts für ihn, und auf diese Weise konnte er wenigstens gleich das Gelände um die Lodge herum erkunden.
    Er zog sich seine lange Jogginghose an, ein T-Shirt und ein Hoodie aus

Weitere Kostenlose Bücher