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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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grauem Sweaterstoff. Am liebsten hätte er sich jetzt beim Kendo abreagiert, aber für dieses extravagante Hobby war hier kein Platz. Ondragon schloss sein iPhone in den Tresor, steckte sich den Talisman in die Tasche und einen Kaugummi in den Mund. Er nahm den Schlüssel und verließ das Zimmer. Der Flur war leer. Auf der Treppe begegnete er dem Deathmetal-Musiker.
    „Hey Mann, alles klar?“, grüßte Hatchet lässig und strich sich mit einer tätowierten Hand eine schwarze Strähne aus dem Gesicht. Er sah schon etwas fitter aus als heute morgen, obwohl er immer noch seine Sonnenbrille trug.
    „Logo“, entgegnete Ondragon und ließ eine Kaugummiblase platzen.
    „Na dann, viel Spaß, Mann! Ich hau mich jetzt erstmal wieder ins Bett.“
    „Gute Träume.“
    „Klaro, man sieht sich.“ Hatchet schlurfte davon, die Ketten an seiner Hose klirrten.
    Grinsend erreichte Ondragon das Erdgeschoss und ging in den Eingangsbereich. Sheila telefonierte gerade, und er nickte ihr galant zu.
    Man sollte es nie aufgeben.
    Draußen vor der Lodge herrschte brütende Hitze, denn der Eingang lag in der prallen Mittagssonne. Ondragon warf einen sehnsüchtigen Blick zum Mustang hinunter, folgte aber dann in lockerem Lauftempo dem Pfad, der nach rechts um die Lodge herumführte.
    Haupt- und Nebengebäude waren von Büschen und hohen Nadelbäumen umgeben, welche kühle Schattenflecken auf die getrimmte Wiese warfen, die sich nun vor seinen Augen öffnete. Liegestühle und Sonnenschirme säumten die Terrasse hinter der Lodge, und einige der Gäste pflegten knapp bekleidet ihren Hautkrebs. Fehlte nur noch der Pool, dann wäre die Täuschung perfekt gewesen. Niemand würde vermuten, dass die Lodge eher Ähnlichkeit mit einer Irrenanstalt hatte als mit einem harmlosen Ferienhotel.
    Ondragon erreichte das große Holzhaus, in dem die Angestellten wohnten. Es lag geschätzte zweihundert Schritte von der Lodge entfernt und blickte auf den See, dessen Oberfläche spiegelglatt war wie das Tor zu einer anderen Welt. Kein Lüftchen regte sich, und Ondragon spürte den Schweiß bereits über seinen Rücken rinnen. Hoch oben im Geäst der Bäume zwitscherten die Vögel.
    Nur noch bis zum Bootshaus, dann ziehe ich eine Lage Klamotten aus, dachte er und lief auf dem Pfad weiter, der sich malerisch am Seeufer entlang schlängelte.
    Als er am Bootshaus ankam, war er kaum außer Atem. Das häufige Training lohnte sich. Ondragon zog sich den Hoodie aus und band ihn sich um die Hüften. Er warf einen Blick zurück über das Wasser zur Lodge.
    „Netter Ausblick, nicht wahr?“
    Ungewollt fuhr er zusammen und ärgerte sich über seine mangelnde Wachsamkeit. Er hatte den Typen im Overall gar nicht bemerkt, der nun hinter dem Häuschen hervorkam und sich eine Dose Bier aus einem Sixpack griff, das in der Regetonne deponiert war.
    „Auch eins?“ Der Typ hielt ihm ein kühles Bud hin.
    Das Biertrinken war laut Golden Rules nicht gestattet. Ondragon überlegte nicht lange und nahm es dankend an. Zur Hölle mit den Golden Rules .
    „Ich bin übrigens Frank, der Gärtner, und das ist Rumsfeld.“ Er deutete auf einen großen, wolligen Hund, der wie tot neben dem kleinen Steg im Gras lag. Auch ihn hatte Ondragon nicht bemerkt, was glücklicherweise auf Gegenseitigkeit beruhte.
    „Nicht gerade ein Wachhund, was?“ Er deutete auf das dunkle Wollknäuel. „Mein Name ist Paul. Pete hat mir schon von Ihnen erzählt, Frank.“
    „Pete, dieses Windei. Hat er wieder dummes Zeug gefaselt?“
    „Nein, eigentlich nicht.“ Ondragon spuckte sein Kaugummi aus und öffnete die Dose. Das Zischen war Musik in seinen Ohren. Er nahm einen großen Schluck der schäumenden Flüssigkeit. „Ah, großartig!“
    „Wissen Sie, manchmal erzählt der kleine Idiot seine bescheuerten Gruselgeschichten herum. Nichts Wildes, aber Dr. Arthur findet, das verängstigt nur die Gäste.“
    „Ach, Sie meinen dieses Bergmonster?“ Versonnen hielt Ondragon nach dem Berg Ausschau, doch die hohen Bäume verdeckten die Sicht.
    „Pah, Monster! So ein Unfug. Daran glaubt höchstens dieses Indianerpack, das sich hier ab und zu herumtreibt. Ich für meinen Teil halte das für Hirngespinste. Totaler Quatsch! Aber Pete kann es nicht lassen. Er ist halt nicht der Hellste. Lebt bei seinem Großonkel in einer Blockhütte da draußen in den Wäldern, ein echter Hillbilly. Seine ganze Familie ist nicht ganz richtig. Aber Vater und Mutter sind längst tot. Er hat noch einen Bruder, der ein bisschen

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