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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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allmählich, und jeder schmerzende Zoll seines Körpers lechzte nach Wasser, aber Ondragon war unfähig, sich zu bewegen.
    „Na, haben wir es ein bisschen übertrieben?“, hörte er unvermittelt eine Frauenstimme neben sich fragen.
    Dreck klebte in seinem Gesicht, und mit Sicherheit bot auch der Rest von ihm einen jämmerlichen Anblick, trotzdem zwang er sich, aufzusehen.
    Es war die rätselhafte Frau vom Frühstück. Sie trug jetzt ein hellblaues, figurbetontes T-Shirt, das ihren dunklen Teint hervorhob, und eine weite, weiße Leinenhose. Ihre mandelförmigen, schwarzen Augen blickten ihn direkt an. So direkt, dass ihm ganz anders wurde.
    „Puh, ja. War ein bisschen anstrengend. Bin um den ganzen See gelaufen“, erklärte er leichthin. Seine Stimme klang dennoch belegt.
    Sie musterte ihn. „Wohl eher einmal durch die Hölle und zurück?“ Ein trockenes Lächeln erschien auf ihrem anziehend fremdartigen Gesicht.
    „Wenn Sie mit der Hölle den Wald meinen“, er wischte sich über das Gesicht und fingerte ein Blatt von der Stirn, „dann haben Sie Recht!“
    „Naturliebhaber?“
    „Lassen Sie mich kurz überlegen. Äh, nein.“ Er wagte ein erstes Lächeln; Kumpel-Kategorie. Nur nichts überstürzen. Langsam ging es ihm besser und er konnte sich ganz aufrichten. Stöhnend streckte er sich. „Jetzt ‘ne Dusche und ein Mineralwasser!“
    Die Frau betrachtete ihn noch immer mit seltsam verschleiertem Blick. Ihr Gesicht verriet nicht im Geringsten, was sie dachte.
    Ondragon spürte Verlegenheit in sich aufsteigen und war überrascht. Es war lange her, dass ihn die Anwesenheit einer Frau verlegen gemacht hatte. Normalerweise war er derjenige, der cool operierte.
    „Ich bin Paul Ondragon“, stellte er sich vor, um den Anflug von Unsicherheit im Keim zu ersticken, und streckte ihr seine Hand hin.
    Ihre Hand fühlte sich erstaunlich kühl an, was wahrscheinlich daran lag, dass er total überhitzt war.
    „Kateri Wolfe.“ Sie entblößte makellos weiße Zähne.

6. Kapitel

    1835, Kabetogama, die einsame Blockhütte der Pelzjäger

    Das beinahe körperlose, heisere Seufzen erklang erneut. Two-Elk war aufgesprungen und hatte die Riegel der Tür überprüft. Nun stand er gespannt wie eine Bogensehne und mit gezückter Klinge mitten im Raum und horchte. Ein schwaches Schleifgeräusch ließ ihn seinen Kopf von den Dachbalken zurück zur Tür drehen. Alle konnten hören, wie draußen Schnee vom Dach auf den Boden fiel. Das Poltern über ihren Köpfen wiederholte sich, diesmal näher an der Kante, und gleich danach war ein dumpfer Aufprall direkt vor der Tür zu vernehmen. Etwas Schweres war vom Dach gefallen … oder gesprungen.
    Die Kreatur?
    Parker bewegte in seinem Deckenpanzer nur seine Augen, blickte besorgt von dem Indianer zu Lacroix. Der Frankokanadier stand ebenfalls zum Sprung bereit, die Läufe seiner beiden Pistolen auf die Tür gerichtet. Er wirkte ruhig und konzentriert. Doch für einen winzig kleinen Moment, so flüchtig wie ein Wimpernschlag, sah Parker in den dunklen Augen seines Freundes plötzlich etwas aufflackern. Und das erschütterte ihn mehr als die gespenstischen Geräusche von draußen.
    Vincent Lacroix hatte Angst.
    Das schleichende Entsetzen, das Parker packte, vermischte sich mit dem schmerzhaften Pulsieren in seinen Füßen zu einem unheilvollen Rhythmus. Die Hitze in dem Raum wurde unerträglich, und sein Herzschlag dröhnte so laut in seinen Ohren, dass er kaum wahrnahm, wie sich draußen im Schnee leichtfüßige Schritte von der Blockhütte entfernten.
    Dann verlor er das Bewusstsein.

7. Kapitel

    2009, Moose Lake, Cedar Creek Lodge

    Kateri Wolfes Lächeln war schwer zu interpretieren. Wie eigentlich alles an dieser Frau. Ihre undurchschaubare Aura weckte Ondragons Neugier. Mit einem kurzen Blick auf ihre Hände vergewisserte er sich, dass sie keinen Ehering trug.
    „Wie lange sind Sie denn schon hier, Mrs. Wolfe?“
    „ Miss Wolfe“, korrigierte sie ihn. „Ich bin seit drei Wochen in Dr. Arthurs Obhut.“
    Obhut . Wie das klang.
    „Ich bin erst gestern Abend angekommen“, gab Ondragon an. War ja nichts Verfängliches.
    „Ich weiß.“ Sie legte ihren Kopf schief. Dabei fiel ihr das schwarze Haar über die Schulter. Sie sah bezaubernd aus. „Ihnen gehört der Mustang.“ Ohne Wertung.
    „Stimmt.“ Ondragon grinste.
    „Mir gehört der Prius .“
    Oh, je.
    „Haben Sie auch Angst vorm Fliegen?“ Ihre Stimme klang eine Nuance weicher.
    „Ich? Nee. Ich hatte einfach nur

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