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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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die privatesten Dinge besser für sich zu behalten. Sie haben doch die Golden Rules gelesen.“
    „Jepp.“
    „Na, dann wissen Sie ja Bescheid“, beendete Dr. Zeo die Sitzung, erhob sich und führte Ondragon zur Tür.
    „Und wann erfahre ich jetzt, ob es noch andere ‚Ichs‘ von mir gibt?“, fragte er mit einem charmanten Lächeln.
    „Das wird Ihnen morgen Dr. Arthur mitteilen.“
    Ehe er es sich versah, stand er im Flur, und die Tür schloss sich hinter ihm mit einem bemüht freundlichen „Angenehmen Tag noch.“
    Holla! Die war aber nicht gerade erbaut gewesen von seinen Fragen zur Sicherheit. Augenscheinlich ein sensibles Thema.
    Da es nur noch ein paar Minuten bis zum Abendessen waren, beschloss Ondragon, direkt ins Restaurant zu gehen. Er war neugierig, wohin man seinen Tisch verfrachtet hatte. Außerdem hatte er mittlerweile einen Mordshunger.

    Carlos, der Chefkellner, führte ihn zu seinem Tisch, der lediglich ein paar Meter weiter geschoben worden war, nur dass sich jetzt eine Säule und eine Holzskulptur als Sichtschutz dazwischen befanden. Erfreut ließ Ondragon sich auf dem Stuhl nieder und bestellte eine klare Tomatensuppe als Vorspeise und als Hauptgang zarte Hühnerbrust in Estragonjus mit Wildreis und einem kleinen Salat dazu.
    Als die Suppe kam, betrat Mr. Shamgood das Restaurant. Ondragon sah, wie der Modedesigner missfällig das Gesicht verzog, als er bemerkte, dass sein Tisch nicht mehr neben dem seinen stand. Er setzte sich und warf ihm einen tödlich beleidigten Blick zu.
    Ondragon freute sich innerlich, aß seine Suppe und beobachtete die sechs weiteren Gäste. Der republikanische Politiker dinierte in Gesellschaft der dicken Filmdiva, der blonde Preppy aus Europa hackte mit dem Fischmesser auf seine Forelle blau ein, als sei das arme Wassertier daran schuld, dass er hier sein musste, und der Maklertyp nahm manierlich seine Nudeln zu sich. Neu waren ein distinguierter Herr mit geröteten Händen, von dem Ondragon annahm, dass er Chirurg war, und ein durchtrainierter Typ in Tennisschuhen, an denen noch roter Sand klebte. Ondragon kannte ihn: Thomasz Viktory, Nummer elf in der Weltrangliste. Ein erfolgreicher tschechischer Tennisstar, der in Florida lebte, und bei dem er sich jedes Mal fragte, ob der Name echt war oder nur ein Fantasieprodukt.
    Als Ondragon den Hauptgang serviert bekam, erschien noch ein überaus gepflegter Herr Mitte Vierzig, der in Fragen modischer Eleganz sogar ihn selbst noch in den Schatten stellte. Seine dunklen Haare waren so exakt geschnitten, als hätte der Friseur eine Schablone benutzt, und sein italienischer Anzug saß absolut perfekt. Als der Mann sein Glas anhob, um mit spitzen Lippen einen Schluck Mineralwasser zu trinken, blitzte eine goldene Rolex unter der linken Manschette hervor. Ganz eindeutig Banker.
    Beruhigt schob sich Ondragon eine Gabel mit Hühnchen in den Mund. Am Morgen war er sich nicht so sicher gewesen. Der Typ sah nach hohem Tier aus, Manager, CEO oder etwas in der Art. Jemand, der potentiell einer seiner Klienten hätte sein oder einen seiner Klienten hätte kennen können. Denn es war ja durchaus möglich, dass etwaige Kunden von Ondragon Consulting auch diese Anstalt aufsuchten. Aber als Banker war der Kerl völlig ungefährlich, denn für Kreditinstitute arbeitete er grundsätzlich nicht. Doch eines war merkwürdig an dem Mann. Ondragon schaute genauer hin. Etwas stimmte mit seiner Kleidung nicht. Nur … was?
    Dann fiel es ihm auf. Der Anzug und das Hemd des Mannes hatten keine Knöpfe. Was sollte denn das? Eine Knopfphobie?
    Ondragon zuckte mit den Schultern und gönnte sich zum Nachtisch eine kleine Auswahl handgemachter Petits Fours , die Carlos ihm auf einem Silberteller anbot. Zwar aß er sonst kaum Süßigkeiten, aber dafür hatte er heute schließlich das Mittagessen ausfallen lassen.
    Während er die köstlichen Spezialitäten genoss, betrat ein erstaunlich gut gelaunter Charlie Bloom mit den drei Models das Restaurant. Sie waren in ein offensichtlich erheiterndes Gespräch vertieft und nahmen gemeinsam an Charlies Tisch Platz. Es war nicht zu übersehen, wie sehr die drei Mädels den Schauspieler anhimmelten.
    Ondragon tupfte sich mit der Serviette die Lippen ab und erhob sich. Leider blieb der ominöse Gast Nummer Zwanzig noch immer ein Phantom. Ob der alle Mahlzeiten auf dem Zimmer einnahm? Nun ja, vielleicht litt er unter extremer Paranoia oder war einfach nur unglaublich schüchtern. Ondragon schmunzelte in sich hinein.

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