Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
Vom Netzwerk:
Lust, mit dem Auto zu fahren, die Pferdchen mal so richtig laufen zu lassen.“
    „Von L.A. bis hierher?“
    „Woher wissen Sie, dass ich aus L.A. komme?“
    Wieder ein undurchschaubares Lächeln. „Hat sich herum gesprochen. Das geht hier schnell.“
    Shamgood!, tippte Ondragon. Oder Sheila?
    „Die vier Tage, die ich bis hier herauf gebraucht habe, waren so etwas wie ein kleiner Urlaub.“ Er fragte sich, warum Miss Wolfe hier in der Cedar Creek Lodge war. Sie war ganz eindeutig kein Mitglied der High Society. Da war er sich sicher. Und das war auch der Punkt, der sie von all den anderen hier unterschied, warum sie so fehl am Platze wirkte. Sie war weder hip noch it , sie war ein Zivilist, ein Outsider. Nur, wie bezahlte sie dann ihren Aufenthalt hier? Er blickte auf den silbernen Anhänger an ihrer Halskette. Er hatte die Form einer Feder. Indianerschmuck? Der Name Wolfe würde dazu passen.
    „Und Sie? Woher kommen Sie?“, versuchte er, hinter ihre Herkunft zu kommen.
    „Ich bin aus Minneapolis“, antwortete sie nach einigem Zögern.
    „Also fast eine Einheimische?“
    Ein Nicken. Schüchtern oder bewusst distanziert? Ondragon wurde nicht schlau aus ihr.
    Noch nicht. Er schnalzte leise mit der Zunge.
    „Ich brauche dringend was zu trinken. Was halten Sie davon, unsere Unterhaltung heute Abend beim Dinner fortzusetzen?“ Es war sonst nicht seine Art, so schnell zur Sache zu kommen, aber die Frau gefiel ihm, und was gab es hier sonst schon großartig zu tun? Irgendwie musste man sich ja die Zeit vertreiben. Und ein Rendezvous war alle mal besser, als Wettrennen mit Bären zu veranstalten.
    „Tut mir leid, aber heute Abend nehme ich an dem Ausritt teil, der alle zwei Wochen organisiert wird. Wir reiten zum Mount Witiko, machen dort ein Barbecue nach Western Art und kommen erst in der Nacht wieder.“
    Ungewollt lief Ondragon ein Schauer über den Rücken. Im Dunkeln da draußen? Er warf einen kurzen Blick zurück auf den Pfad, der sich zwischen den Bäumen verlor.
    „Aber im Wald gibt es doch Bären. Ist das nicht gefährlich?“, fragte er halb im Scherz.
    Ein wohlklingendes Lachen war die Antwort. „Mr. Ondragon, Sie sind wirklich kein Naturmensch!“
    Was war so lustig an seiner Frage gewesen?
    „Bären gehen Menschen aus dem Weg. Es sind eher scheue Tiere.“
    Das hatte er bis vorhin auch gedacht.
    „Kommen Sie doch mit. Es ist bestimmt noch ein Platz frei.“
    Ondragon hob beide Hände. „Nein, danke. Das ist nichts für mich.“ Nicht, dass er nicht reiten konnte. Er konnte vieles, was aber nicht bedeutete, dass er es gerne tat. Sein Können war seine Lebensversicherung. Aber allein der Gedanke, auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen, brachte ihm unangenehme Erinnerungen ein: Lybien, am Tor zur Sahara, auf der Flucht vor einer Horde mordlustiger Beduinen, die alles andere als gut auf Gaddafi zu sprechen waren. Zwei Wochen Staub und Schmerzen. Eine Erfahrung, die ihm beinahe das Leben gekostet hätte. Das war vor fünf Jahren gewesen, danach hatte er beschlossen, seinen ersten Außendienstmitarbeiter einzustellen.
    „Schade.“
    Klang das etwa enttäuscht? Oder war sie nur höflich?
    „Vielleicht ein anderes Mal“, lenkte er ein. „Viel Spaß bei Ihrem Ausritt, Miss Wolfe. Und passen Sie auf sich auf!“ Ihm war nicht wohl dabei, aber er wollte sich nach ihrer offensichtlichen Belustigung auch nicht die Blöße geben und behielt seine unheimliche Begegnung am anderen Ende des Sees für sich. Irgendjemand von der Lodge würde ja wohl ein Schießeisen mit in den Wald nehmen.
    Kateri Wolfe nickte erneut, verabschiedete sich und ging zur Terrasse hinüber. Ondragon sah ihr einen Moment nach, bewunderte ihren selbstbewussten Gang und betrat die Lodge durch den Haupteingang.
    Sheila hing tief über den Tresen gebeugt und studierte ein Schriftstück, als sei sie kurzsichtig.
    „Ihr Termin mit Dr. Zeo ist in einer halben Stunde, Mr. Ondragon!“, mahnte sie, ohne aufzusehen.
    Mist, das hatte er glatt vergessen! Dankbar für diesen mit Sicherheit äußerst wohlgemeinten Hinweis, beeilte er sich, in sein Zimmer zu kommen. Zwei Sekunden später hatte er sich seiner verschwitzten Klamotten entledigt und stand wohlig seufzend unter dem heißen Wasserstrahl der Dusche.

    Als er sich um kurz vor drei Uhr ein Stockwerk tiefer begab, warf er zufällig einen Blick aus dem Fenster des Treppenhauses und sah Pete neben seinem Mustang stehen. Beinahe zärtlich strich der Hillbilly über die mit matter Folie

Weitere Kostenlose Bücher