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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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, erklärte sie, „ist eine Höhle zwei Meilen östlich des Moose Lake. Ich kenne sie. Sie wird von den Indianern als Kultstätte benutzt. Aber Bären hausen dort schon lange nicht mehr.“ Sie strich sich das weißblonde Haar zurück und lächelte großmütterlich. „Wollen Sie wissen, was ich glaube, Mr. Ondragon?“
    „Zu gern.“ Aus den Augenwinkeln sah er, wie Dr. Schuyler mit den Augen rollte.
    „Ich glaube, da hat Sie jemand reingelegt. Da wollte Ihnen jemand Angst einjagen, hat sich dort versteckt und komische Geräusche von sich gegeben, als Sie vorbeigelaufen sind. Es ist purer Zufall, dass an diesem Ort auch die Leiche lag. Vielleicht war der, der Ihnen den Streich gespielt hat, sogar der junge Typ, der die Leiche gefunden hat …“
    „Pete? Das kann ich mir nur schwer vorstellen.“
    Dr. Layton zuckte mit den Schultern. „Wie auch immer. Die Spuren am Tatort werden jedenfalls belegen, dass es kein Bär gewesen ist.“ Damit sah sie Dr. Schuyler an.
    Der wollte zu einer Entgegnung ansetzten, doch Deputy Hase kam ihm zuvor: „Keine Sorge, Dr. Schuyler, wir werden den Fall schon lösen, ob mit oder ohne Bär. Aber vorher bringen Sie Dr. Layton zum Fundort und geben ihr die Möglichkeit, ihre Untersuchungen durchzuführen, während ich die Befragung der restlichen Gäste und Angestellten der Lodge in die Wege leite.“ Der Ton war sachlich, trotzdem spürte Ondragon, dass er sich mit dem Wort Gäste schwertat. Wahrscheinlich hatte Dr. Arthur ihn zuvor bezüglich der erlesenen Klientel der CC Lodge ausführlich informiert. „Das war’s auch für Sie, Mr. Ondragon. Ihre Schuhe werden wir so lange behalten, bis die Untersuchungen der Kriminaltechniker abgeschlossen sind. Danach bekommen Sie sie wieder.“
    „Oh, bitte, behalten Sie die Dinger, ich will sie nicht zurückhaben.“ Die Vorstellung, damit im Brustkorb einer verwesten Leiche festgesteckt zu haben, regte nicht gerade dazu an, sie je im Leben noch einmal anzuziehen, auch wenn sie so gut wie neu waren. Er würde sich heute bei amazon neue Laufschuhe bestellen, vorausgesetzt, der Laden lieferte auch hier in die Einöde.
    „Ihre Entscheidung.“ Deputy Hase rückte seinen khakifarbenen Hut zurecht und wies auf die Tür. „Halten Sie sich bitte zur Verfügung, Mr. Ondragon, falls wir noch weitere Fragen haben sollten. Guten Tag noch.“ Damit scheuchte er ihn aus dem Raum.

    Da es noch keinen Sinn hatte, nach einer Nachricht von Rudee zu sehen, begab sich Ondragon in den Spabereich, um sich zuerst an den Fitnessgeräten auszupowern und danach etwas zu entspannen. Aufgrund des schlechten Wetters war er leider nicht der einzige mit dieser Idee, aber die meisten Gäste hockten glücklicherweise in dem orientalischen Dampfbad nebenan und niemand in der guten alten Sauna. Umso besser, dann beschwerte sich wenigstens niemand über seine glühend heißen, schwedischen Aufgüsse!
    Auf der obersten Holzbank lang ausgestreckt genoss Ondragon das Zischen der Steine und den Schweiß, der über seine Haut perlte. Es erinnerte ihn an seine Kindheit, an die wenigen Wochen, die er jedes Jahr im Winter allein mit seiner Mutter in Schweden verbracht hatte, damit sie für ihren Langlaufsport trainieren konnte. Denn Teheran, Nairobi, Kairo, Bangkok, Tokio, all die Städte, in denen er mit seinen Eltern gelebt hatte, waren nicht gerade ein Mekka des Wintersports gewesen. Aber sein Vater hatte Ava Birgitta Ondragon keinen Wunsch abgesprochen. Er hatte ihr immer alles gegönnt, ihren Sport, ihren Erfolg und auch, dass sie über Weihnachten ihren Sohn für vier Wochen mit sich in ihre Heimat nahm. Warum war sein Vater nicht auch zu ihm so gewesen?
    Nach dem dritten Gang gönnte Ondragon sich etwas Ruhe auf einer bequemen Liege im gedimmten Vorraum und döste vor sich hin. Geweckt wurde er erst vom Zufallen einer Holztür; jemand war in die Sauna gegangen. Träge erhob er sich und versuchte sein Glück bei den Massagen. Tatsächlich war einer der Masseure gerade frei und lud ihn ein, sich auf die Pritsche zu legen.
    „Mein Name ist Vernon, wo zwickt‘s denn?“
    „Paul.“ Ondragon reichte dem schwarzen Hünen, der aussah wie ein Double von Shaquille O`Neal, die Hand. „Zuerst den Rücken und dann vielleicht noch die Beine.“
    „Kein Thema, Mann. Cooles Tattoo übrigens!“ Vernon zeigte mit Fingern, die einem Kürbiskopf das Licht ausdrücken konnten, auf Ondragons Brust, wo sich vom linken Schlüsselbein bis zur Brustwarze ein Drache im japanischen Stil

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