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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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Stock in Sprechzimmer drei auf Sie.“ Ohne seine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und verließ das Restaurant wieder.
    „Herzlichen Dank, Sheila“, murmelte Ondragon und erhob sich. Auf dem Weg zur Tür bemerkte er, wie zwei Paar Augen ihn eingehend musterten. Norrfoss hatte sich zu Shamgood gesellt, und nun saßen die beiden da und steckten die Köpfe zusammen. Ondragon hörte sie tuscheln. Da hatten sich ja zwei gefunden!
    Ohne die beiden Blondlöckchen weiter zu beachten, verließ er das Restaurant und begab sich nach oben. Zuerst in sein Zimmer, um die Tüte mit den Laufschuhen zu holen, und dann in den zweiten Stock.
    Nachdem er geklopft hatte, öffnete Ondragon die Tür zu dem provisorischen Besprechungsraum und trat ein. Deputy Hase war noch nicht da, dafür stand ein grauhaariger Mann mit Halbglatze und randloser Brille am Fenster und hinter ihm eine Frau um die Sechzig in Outdoorbekleidung. An den Mienen der beiden konnte er erkennen, dass sie vor seinem Eintreten eine erhitzte Debatte geführt hatten. Der Mann löste sich zuerst aus seiner Starre und kam Ondragon mit ausgestreckter Hand entgegen: „Guten Morgen, ich bin Dr. Peter Schuyler, der zuständige Medical Examiner aus Hibbing.“
    Ondragon stellte sich vor und schüttelte die Hand, dann wandte er sich an die Lady, die säuerlich dreinschaute.
    „Dr. Jill Layton“, sagte sie mit tiefer Stimme, „ich arbeite als Verhaltensforscherin für die American Bear Association in Orr und wurde in diesem Fall als Bären-Expertin hinzugezogen. Ich soll klären, ob es sich tatsächlich um eine Bären-Attacke handelt.“
    „Und?“, fragte Ondragon neugierig.
    Dr. Layton und Dr. Schuyler öffneten beide gleichzeitig den Mund, doch die Wissenschaftlerin ließ dem Medical Examiner schließlich resignierend den Vortritt.
    „Ich habe die Bissspuren untersucht, und bin der festen Überzeugung, dass es sich dabei um Verletzungen handelt, die nur durch ein großes Gebiss mit vier langen Fangzähnen verursacht werden konnten, postmortal wie prämortal. Und da der Säbelzahntiger seit dem Pleistozän ausgestorben ist, kommt dafür in diesen Breiten nun einmal nur der Bär infrage.“ Dr. Schuyler warf einen Seitenblick auf Dr. Layton, die säuerlich die Nase rümpfte. „Ob es sich dabei allerdings um einen Schwarzbären oder einen Grizzly handelt, das muss unsere ‚Jane Goodall‘ hier klären. Ich bin nur für die forensischen Fakten zuständig und nicht für Zoologie.“ Er deutete mit dem Daumen auf die Bären-Expertin. Ihre gegenseitige Ablehnung war nicht zu übersehen.
    „ Verhaltensforschung , Dr. Schuyler, nicht Zoologie! Und ich werde erst ein Statement abgeben, wenn ich mir den Fundort angeschaut habe. Dies ist eine äußert brutale Attacke für einen Bären.“
    Dr. Schuyler stieß ein Lachen aus. „Also, ich würde es immer als brutal bezeichnen, von einem Bären verspeist zu werden!“
    „Ihre Vorurteile helfen uns auch nicht weiter! Nur weil Sie Bissspuren gefunden haben, muss es noch lange kein Bär gewesen sein! Die Tiere in dieser Gegend sind äußerst scheu. Zumindest ist es hier nicht so wie in den Nationalparks, wo sie von unwissenden Touristen gefüttert werden. Dort werden die Tiere dadurch konditioniert, sie nähern sich dem Menschen, weil sie etwas zu fressen von ihm erwarten. Und sie verhalten sich aggressiv, wenn sie es nicht bekommen, oder sie der Mensch in ihrem Revier stört! Nicht er dringt in unseren Lebensraum ein, sondern wir in den seinen. Bären gibt es schon viel länger auf diesem Planeten, als den Menschen. Wir sollten mehr Rücksicht auf diese Kreatur nehmen. Und ich kann meine Hand dafür ins Feuer legen, dass es kein Bär aus dieser Region war.“
    Dr. Schuyler stieß belustigt Luft aus, doch Dr. Layton ließ sich nicht beirren. „Hier in den Wäldern von Minnesota, wo wir ausführliche Forschungen betreiben, stellen wir immer wieder fest, dass die meisten Bären den Menschen meiden, ja, sogar vor ihm fliehen.“
    „Sie sagen es: die meisten , aber offenbar nicht alle .“ Der Medical Examiner hob einen Finger. „Für mich sprechen die Bissspuren eine deutliche Sprache. Und sind wir doch mal ehrlich, was soll es denn sonst gewesen sein? Etwa ein verrückter Kannibale, der sich Eisenkrallen überzieht und einsame Wanderer ermordet, um sie aufzufressen?“
    „Zum Beispiel …“ Dr. Layton verschränkte die für ihr Alter erstaunlich muskulösen Arme vor der Brust.
    „Das ich nicht lache, Dr. Layton

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