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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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vorsichtiges Verhalten heraufbeschwören. Außerdem hatte es wenig Sinn, darüber zu spekulieren, ob der Typ nun ein Amateur oder ein Profi war. Er hatte die Kiste und sie mussten etwas dagegen unternehmen. Die Zeit lief ihnen davon. „Wir werden uns aufteilen“, sagte er und schlug sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel. Seine Jeans klebte an ihnen wie eine zweite, viel zu enge Haut. Das Klima in dem Raum war das einer äquatorialen Sauna … mit Haschisch-Aufguss. „Ich werde mich um ein paar organisatorische Dinge kümmern und du, Charlize, wirst in eine deiner Verkleidungen schlüpfen und dem Kerl im Hotel auflauern. Mich würde er sofort erkennen.“ Und riechen, dachte er missgestimmt. Danach wandte er sich an den Mini-Snoop-Dogg mit der Boxernase. „Und du, Sem, hältst weiterhin die Augen der Favela auf. Deal ?“
    Sem nahm die Arme von der Couchlehne und beugte seinen Oberkörper vor. Dabei erwachten die Tattoos auf seiner dunklen Haut zum Leben. Eines davon war ein grinsender Totenkopf mit einem Loch in der Stirn. Darunter war eine Strichliste eintätowiert. Eine sehr lange Strichliste.
    „ Deal , Mr. O“, sagte er. Seine Stimme klang rau, und Ondragon bekam eine erste Ahnung davon, dass mit diesem Bürschchen nicht zu Spaßen war. Er war froh, ihn auf seiner Seite zu haben, zumindest im Moment. Er erhob sich und prüfte das Magazin seiner Pistole. Mehr ein Zeichen, dass er sein Handwerk beherrschte, als eine wirkliche Kontrolle. Aber er hatte das Gefühl, vor diesem Zwerg, der in Wahrheit ein Gigant war, sein Revier abstecken zu müssen. Der Typ sollte nicht denken, er könne auch nur ansatzweise einen Stich bei Charlize haben.
    Seine Assistentin wühlte derweil in ihrer Reisetasche, um sich ein Tarnoutfit zusammenzustellen. Ondragon sah eine schwarze Kraushaarperücke (ihren Reisefiffi, wie sie ihn nannte), einen rosafarbenen Push-up-BH, zwei Po-Polster aus Silikon und ein Kleid in Leopardenoptik. Er verkniff sich ein Lächeln, er liebte diese Ausstattung. Obwohl Charlize unverkennbar asiatische Züge hatte, ging sie mit ihrem bronzenem Teint und dem Foxy-Brown-Kostüm als waschechte, sexy Afroamerikanerin durch. Sie konnte sogar wie eine solche reden. ‚ Hey Baby, wassup? ‘
    Gut, dachte er, dann konnte die Show ja beginnen. Er zückte sein Handy und zeigte darauf. Sem verstand die Geste und wies auf eine der Türen im rückwärtigen Bereich seines Hauptquartiers. Ondragon verließ den Raum, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich gegen das, was einmal die Spüle einer Küche gewesen war und nun vermutlich als Meth-Labor diente. Den beißenden Geruch nach Katzenpisse ignorierend, wählte er die erste Nummer.

27. Kapitel

    19. August 1899 Colorado Springs früh morgens

    Über zwei Wochen waren vergangen, seitdem Philemon mit dem verrückten Foley gesprochen hatte. Zwei Wochen, in denen er nicht eine Minute Zeit gefunden hatte, den Hinweisen des alten Spinners nachzugehen, so sehr nahm ihn die Arbeit im Labor in Beschlag. Er hatte weder die Sache mit dem Koffer noch die seltsame Berechnung auf dem Zettel enträtseln können und erst recht nicht, was es mit diesen angeblichen Pinkerton-Detektiven auf sich hatte. Gemeinsam mit Löwenstein und Czito schuftete er von früh bis spät und fiel jede Nacht todmüde in sein Bett, nicht fähig, auch nur einen Wimperschlag zu tun. Stets war er froh, den Heimweg noch mit offenen Augen zu schaffen und sich kurz vorm Zubettgehen ein kleines Abendessen zu genehmigen, ohne dabei zur Empörung der anderen Gäste auf dem Tisch im Speisesalon einzunicken – falls zu dieser späten Zeit überhaupt noch jemand anwesend war, denn meistens kehrte Philemon erst weit nach Sonnenuntergang zum Hotel zurück.
    Dr. Tesla schien gar nicht mehr ins Alta Vista kommen. Er verbrachte jetzt beinahe jede Nacht in seiner kleinen Kammer im Labor. Ob er jemals schlief?
    Je länger Philemon mit dem exzentrischen Erfinder zusammenarbeitete, desto übernatürlicher erschien er ihm. Tesla vollbrachte gigantische Anstrengungen und erzielte unvorstellbare Leistungen mit seinem Gehirn, das von beispielloser Einzigartigkeit war. Das Unheimliche daran war, dass man ihm die Entbehrungen in keinster Weise ansehen konnte. Zu jeder Tageszeit brütete Dr. Tesla entweder mit dem Federhalter in der Hand über seinen Notizbüchern oder mit dem Schraubenschlüssel über der komplizierten Konstruktion einer Apparatur. Und wenn er nicht still in sich ruhte, in seinem Ozean aus Gedanken, so

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