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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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wirbelte er in ekstatischer Eleganz durch das Laboratorium und versprühte einen Tatendrang, der schlichtweg ansteckend war. Aber nur Dr. Tesla allein vermochte seinem eigenen Takt zu folgen, der so rasend schnell schlug wie das Herzpochen eines kleinen Vogels, den man in den Händen hielt. Es war, als speise er seinen Geist mit den Millionen von Volt, die er tagtäglich durch die Spulen jagte und die sich in knallenden Blitzen entluden, während sein unvergleichlich zäher Körper im bläuchlichen Flackern des Lichtes zuckende Schatten an die Wände warf.
    Philemon gähnte hinter vorgehaltener Hand, während er im Morgengrauen zum Labor stapfte. Es war herrlich still in den Straßen, und auch draußen in der Prärie herrschte ein wundervoller Frieden. Noch. Denn bald würde das nächste Experiment beginnen und sämtliche Geschöpfe in unmittelbarer Umgebung des Gebäudes aufschrecken und vertreiben.
    Philemon wandte im Gehen seinen Kopf und blickte in die Ferne zum Pikes Peak, dessen graue Masse ebenso still und reglos dalag wie die vertrocknete Grasfläche der Prärie. In den letzten Tagen hatten sie dort oben eine Antenne mit einem Terminal errichtet. Eine höllische Plackerei! Trotz des glücklichen Umstands, dass sie das Material bis zum Gipfel bequem mit der Manitou-und-Pikes-Peak-Zahnradbahn hatten transportieren können. Eine wunderbare Errungenschaft des technischen Fortschrittes, die ihnen einen qualvollen Ritt auf einem Muli erspart hatte, die aber zu Teslas Leidwesen noch immer rückständig mit Dampflokomotiven betrieben wurde. Der Doktor hasste den Qualm, der einem bei der Fahrt ständig um die Nase wehte und obendrein noch die Aussicht trübte. Seiner Ansicht nach wäre es ein Leichtes, auf der Strecke eine elektrische Bergbahn einzurichten. Er sei sogar geneigt, dem Stadtvater William J. Palmer einen Vorschlag zu unterbreiten, sozusagen als Gegenleistung für dessen wohlwollende Gastfreundschaft. Ob das von Seiten des Doktors allerdings ironisch gemeint gewesen war, hatte Philemon nicht feststellen können. Nichtsdestotrotz waren die Kletterei auf den brüchigen Kalksteinfelsen und der Aufbau der Antenne mitsamt dem turmartigen Terminal gefährlich gewesen. Aber die Mühen hatten sich gelohnt und als sie nach drei Tagen Arbeit in sauerstoffarmer Höhe wieder unten in Manitou Springs eingetroffen waren, hatten sie die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und auf das Gelingen ihres Experimentes angestoßen, selbstverständlich in einem Saloon, der eine Lizenz zum Alkoholausschank besaß. Sie hatten kräftig zugelangt und auf die trockenen Zapfhähne in Colorado Springs geschimpft. Sogar Dr. Tesla hatte mehrere Gläser Whiskey geleert und dazu in beschwingter Laune bekannt, dass Alkohol ein unverzichtbares Anregungsmittel für Körper, Geist und Seele sei. Kaugummikauen oder Teetrinken sei weitaus gefährlicher, als ab und an einen guten Whiskey zu konsumieren!
    Philemon richtete seinen Blick wieder nach vorn auf den staubigen Weg. Es war sinnlos, die Antenne oder das Terminal in einer Höhe von 4300 Metern und auf eine Entfernung von 16 Kilometern sehen zu wollen. Dennoch stand sie nun dort oben: eine der ersten Empfangsstationen für drahtlose Übertragung von Energie, konstruiert nach den Plänen von Nikola Tesla.
    Er erreichte das verschlossene Laborgebäude. Niemand schien da zu sein. Merkwürdig war nur, dass das Vorhängeschloss offen im Riegel der Tür hing. Also war doch schon jemand hier. Philemon öffnete die Tür und rief ein fröhliches „Guten Morgen“ in das stille Gebäude.
    Als niemand antwortete, trat er mit gerunzelter Stirn ein. Er schloss die Tür hinter sich und tappte im Dunkeln durch das Labor, bis er die Tür zu Tesla kleinem Studierzimmer erreichte. Er klopfte an, aber nichts rührte sich.
    „Hallo, Dr. Tesla? Sind Sie da?“
    Immer noch keine Antwort. Seltsam, warum war das Schloss offen und niemand im Gebäude? Ein plötzlicher Gedanke durchzuckte ihn. Was, wenn jemand ins Labor eingebrochen war? Waren diese Pinkertons hier gewesen? Waren die berühmt-berüchtigten Detektive etwa deswegen nach Colorado Springs gekommen, um die Ideen des Doktors zu stehlen? Schnell legte er den Lichtschalter um, und der Raum wurde in gelbliches Licht getaucht. Nacheinander ging er die Apparaturen ab und begutachtete sie. Keine fehlte oder war zerstört. Es schien alles in Ordnung zu sein. Philemon eilte in Dr. Teslas Kammer und schaute sich um. Der kleine Raum sah aus wie immer. Auf dem

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