Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
will nicht, dass Monsieur uns durch die Lappen geht. Klar soweit?“
„Klar!“
Ondragon nahm die Hand vom Mikro und unterrichtete Kubicki von seinem Vorhaben, ohne dabei Details zu nennen. Er wies den BND-Mann an, sämtliche Eingänge und das Dach über Satellit im Auge zu behalten und sich zu melden, falls der Unbekannte fliehen sollte. Kubicki stimmte zu und blieb auf Standby.
Ondragon befestigte das Telefon mit Klett an seinem Hemd und zückte seine Waffe. Zusammen mit Achille lief er zum Gebäude hinüber und sie betraten es getrennt voneinander, einer von der Vorder- und einer von der Rückseite. Wie erwartet, liefen beide Eingangsbereiche in einem Treppenhaus zusammen. Solche Häuser waren zweckmäßig und meistens mit so wenig Aufwand wie möglich gebaut. Sie schlichen in die erste Etage zu den Wohnungen. Es gab nur vier Türen. Ondragon hoffte, dass das in den anderen beiden Etagen auch so war. So brauchten sie nur zwölf Einheiten zu überprüfen. Zwölf Einheiten, in denen sich von Gaddafi bis Popeye alles verstecken konnte. Und natürlich ihr großer Unbekannter.
Ondragon hämmerte gegen die erste Tür.
„ Police! Ouvrir la porte! “, rief Achille und machte dabei so viel Lärm wie möglich. Vielleicht schreckten sie Monsieur Noire ja auf und er tat ihnen den Gefallen und verließ vorzeitig sein Versteck.
Die Tür öffnete sich zaghaft und eine verschleierte Frau blickte hinaus.
„ Oui? “, fragte sie. „ Mon mari n ‘est pas là . Qu‘est-ce qu‘il y a? “
Achille zeigte seinen Ausweis und schob sich mit den Worten „ avec votre permission “ an ihr vorbei in die Wohnung. Wortlos durchsuchte der Franzose die drei Zimmer, in der zwei kleine Kinder hockten. Die Frau ließ alles mit ängstlichem Blick geschehen, während Ondragon in der Tür stehengeblieben war, um den Hausflur zu beobachten.
„Sauber!“, rief Achille und kam schließlich wieder zum Vorschein. Er verabschiedete sich galant und trat auf den Hausflur. Sofort schloss sich die Tür hinter ihm und sie gingen zur nächsten. Überall bot sich ihnen ein ähnliches Bild. Verschreckte Frauen mit Kindern oder alten Leuten. Meist zu viele Menschen auf zu wenig Raum, aber kein Monsieur Noire.
Mittlerweile herrschte eine seltsame Stille in dem Haus, so als verharrten sämtliche Bewohner in einer Schreckstarre. Als sie den obersten Flur erreichten, blickten ihnen bereits aus zwei Türen fragende Gesichter entgegen. Achille durchkämmte die Wohnungen und Ondragon hielt Wache Er hatte sich an der Treppe zum Dach postiert, um den Fluchtweg zu versperren. Ein plötzliches Kribbeln im Nacken warnte ihn und instinktiv warf er sich zur Seite. Im selben Moment ertönte das typische Ploppen einer Waffe mit Schalldämpfer. Heulend schlugen die Kugeln in die Wand gegenüber der Treppe ein und Putz prasselte zu Boden. Danach hörte Ondragon eine Tür klappen und grelles Licht fiel die Treppe hinab.
„Zielperson flieht übers Dach!“, hörte er Kubicki durch das Telefon an seinem Hemd rufen.
Ondragon rappelte sich auf und stürmte die Stufen zum Dach hinauf. Vorsichtig öffnete er die Tür. Erneut hörte er Schüsse. Plopp, plopp. Zwei Löcher platzten in der Metalltür über seinem Kopf auf.
„Verdammt!“, zischte er ins Telefon. „Wo ist er?“
„Er ist auf dem Nachbardach und läuft Richtung Norden. Sie können jetzt hinterher“, sagte Kubicki.
Mit vorgehaltener Pistole trat Ondragon aufs Dach und sah sich suchend um. Nachdem er keine Bewegungen in seiner unmittelbaren Umgebung wahrnehmen konnte, lief er geduckt zu der niedrigen Mauer, die das Dach des Nachbarhauses abgrenzte, und wagte einen Blick hinüber. Er sah den Mann über die Dächer rennen.
Mittlerweile war Achille zu ihm aufgerückt und Ondragon gab ihm zu verstehen, er solle schnell runterlaufen und versuchen, den Kerl auf der Straße abzufangen, dann hechtete er über die Mauer und nahm die Verfolgung des Unbekannten auf, der bereits an die fünfzig Meter Vorsprung hatte und geschmeidig über die Hindernisse sprang.
Ondragon gab sein Bestes, aber der Kerl war gut. Er machte wahrscheinlich Parcouring oder so was. Trotzallem boten sich ihm nur wenige Chancen, vom Dach zu fliehen, denn dieser Block bestand aus höchstens sechs Gebäuden und war von den anderen Häusern isoliert, er würde also irgendwann von einem Abgrund gestoppt werden. Dann blieben ihm nur noch die Treppenabgänge oder er musste seine Flügel ausbreiten.
Kaum hatte Ondragon das gedacht, verschwand
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