Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
Beschreibung des Eisatzortes und der Lagerhallen. Das Depot mit den Wrackteilen befindet sich in dem Gebäude am westlichen Rand des Hafengeländes, ganz in der Nähe des eingefallenen Hauses. Das Labor, welches übrigens hauptsächlich dazu dient, die Leichen zu untersuchen und deshalb größtenteils mit medizinischem Equipment ausgestattet ist, wurde zusammen mit Kühlanlagen und dem Leichenzelt in der Halle daneben eingerichtet.
„Hmmm, Geruchsbelästigung garantiert!“, bemerkte Ondragon.
„ Hai , aber ich werde damit klarkommen. Das Memo habe ich bereits auf dem Klo gelesen, du kannst es haben.“ Sie schob Ondragon den Flyer zu.
„Raffiniert, aber altmodisch.“ Er steckte ihn ein. „Zerstört er sich auch von selbst, wenn man ihn gelesen hat?“
„Da musst du wohl das gute alte Feuerzeug bemühen, Chef.“
Ondragon rief den Kellner und bezahlte die Rechnung. „Ich denke, wir sollten für den Rest des Tages getrennte Wege gehen. Tu so, als ob du an den Stand gehst.“
Charlize erhob sich und schulterte ihre Handtasche. „Soll ich Erkundigungen über Ritter und Steiner einholen?“
„Leute wie die arbeiten mit Sicherheit doppelt legendiert. Ritter und Steiner sind bloß Decknamen wie Dobermann und Setter, aber du kannst es ja mal versuchen.“
„In Ordnung, Honey“, sie beugte sich herab, gab ihm einen Kuss auf die Wange und stöckelte davon.
Schließlich erhob sich auch Ondragon und verließ das Restaurant. Er sah, wie Charlize vor dem Haupteingang in ein Taxi stieg, und machte sich zu Fuß auf den Weg in sein Hotel. Sie würden am Abend noch einmal miteinander telefonieren.
5. Kapitel
20. Mai 2011 Fortaleza, Brasilien 14.20 Uhr
Nachdenklich strich Clandestin über den angeklebten Bart und zog sich wieder in den Schutz der Betonsäule am Hoteleingang zurück.
Dieser Ondragon schien ein ausgekochter Profi zu sein. Zumindest war es nicht leicht, an ihm dranzubleiben, denn ständig prüfte der Kerl, ob er verfolgt wurde. Nur aus gebührendem Abstand hatte er den Amerikaner, oder was immer er war, und seine hübsche Begleitung beobachten können.
Beinahe vergeblich hatte Clandestin in den letzten Tagen versucht, etwas mehr Licht in die Identität des Mannes zu bringen, den der BND angeheuert hatte. Der dubiose Mr. O verbarg sich hinter einer noch dubioseren Firma, die Ondragon Consulting hieß und ihren Sitz in Los Angeles hatte. Smart solutions worldwide – der Slogan war das Einzige, was er dazu hatte herausfinden können. Sonst nichts, keine Telefonnummer, keine Anschrift oder sonst einen Kontakt.
War Ondragon Consulting eine Scheinfirma? Möglich, aber Clandestin schätzte, dass es sich dabei eher um eine Adresse für Insider handelte. Mr. O war ein Berater der speziellen Sorte, einer, der nicht zimperlich war, dafür hatte er eine Nase. Über den Mann selbst gab es ebenfalls nicht viel, obwohl der Name Ondragon nicht gerade oft in den Internetverzeichnissen vertreten war – wenn es sich dabei überhaupt um einen echten Namen handelte! Denn er erschien Clandestin ein wenig zu fantasievoll. Allerdings hatte er ein paar Einträge zu diesem Namen gefunden, die ungewöhnlich waren. Ein ehemaliger deutscher Botschafter und eine schwedische Goldmedaillengewinnerin bei den Olympischen Winterspielen von 1976. Ob diese beiden etwas mit Mr. O zu tun hatten, blieb allerdings offen. Auf jeden Fall handelte es sich bei diesem Ondragon keineswegs um einen Amateur, und er würde sich einen ausgefeilten Plan einfallen lassen müssen, um ihn überrumpeln zu können. Vielleicht war die Frau, diese Asiatin, ein geeignetes Druckmittel. Ihre Aufgabe in dem Spiel war ihm bisher noch nicht ganz klar – das würde er erst noch herausfinden müssen. Sicher war nur, dass die Dame nicht mit Mr. O liiert war, obwohl die beiden das durch ihre Tarnung als Pärchen weismachen wollen. Dafür waren ihre Liebesbekundungen zu flach. Dennoch schienen sie sehr vertraut miteinander zu sein, aber eher auf eine professionelle Art und Weise. Aus der Entfernung hatte er leider keines ihrer Gespräche mithören können, nicht einmal das mit der Geheimdienst-Tante in der Strandbar.
Nachdenklich schaute Clandestin dem Taxi hinterher, in das die Frau gestiegen war. Da er längst wusste, wo die beiden abgestiegen waren, konnte er sich ganz entspannt an ihre Fersen heften. Mit seinem Motorroller kam er in diesem elendigen Verkehr sowieso viel besser voran. Alles, was er brauchte, war ein guter Plan und den richtigen
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