Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
für eine Waffe ging es da?“
„Eine Art Todesstrahl. Kurz gesagt: eine Strahlenkanone mit unvorstellbarer Zerstörungskraft. Sie sollte von überall auf der Welt errichteten Türmen aus auf beliebig viele Ziele gelenkt werden können. Total krass!“
„Ahem, ja. Waren dabei auch fliegende Untertassen im Spiel? Ich habe gehört, dass die Nazis an einem Flugobjekt namens ‚Die Glocke‘ forschten.“
Truthfinder stieß amüsiert Luft aus. „‚Die Glocke‘ ist ein Ammenmärchen. Es gibt keinen einzigen Beweis für ihre Existenz. Ich bezweifle, dass es derartige Forschungen in Nazi-Deutschland gegeben hat. Das ist postnationalsozialistisches Propagandagequatsche, oder wie man das nennt. Wahr ist dagegen, dass die Forschungen Teslas auf dem Gebiet der Strahlen- und Wellentechnologie als bahnbrechend galten. Nur weiß man bis heute nicht, wie weit sie gediehen waren. Leider gibt es kaum jemanden, der seine Arbeit komplett versteht.“
„So wie bei Einstein?“
„ Yo , Mann! So ist es. Weltweit existieren nur ein paar Typen, die seine Relativitätstheorie nachvollziehen können.“
„Und Sie gehören dazu?“, hakte Ondragon spaßeshalber nach.
Truthfinder schwieg einen Moment. Dann sagte er: „Ich gebe mein Bestes. Aber manchmal gibt es Menschen, die für etwas berührt wurden, das niemand je begreifen wird. Nikola Tesla war für mich solch ein Genie, genau wie Einstein. Wer von den beiden Gorillas der größere im Ring war, werden wir vermutlich nie erfahren. Dafür fehlt selbst mir der Grips. Aber eines ist klar, Tesla war ein zu früh geborener Geist der Moderne, ein Visionär. Er hat sogar das Handy vorhergesehen, und das war 1907! Damals in seiner Autobiografie schrieb er: ‚Ein kleiner handlicher Apparat, mit dem in Zukunft jeder Mensch in der Lage sein wird, rund um den Globus Nachrichten, Töne, Bilder und Energie zu empfangen.‘ Ist das nicht cool? Stellen Sie sich vor, Tesla würde heute leben, anstatt vor hundert Jahren. Wohin hätten seine Fähigkeiten ihn mit Hilfe der modernen Technik gebracht? Wohin hätte er uns gebracht?“
Ondragon schwieg, weil er sich das nicht vorstellen konnte.
„Sehen Sie! Es ist zu groß für den menschlichen Verstand. Aber kehren wir zurück zu Ihrer Frage. Soeben haben wir über die Möglichkeit gesprochen, wie Teslas Technologie zu den Nazis gelangt sein könnte. Kommen wir jetzt zu der zweiten Variante, und diese steht ganz klar für das Nein, das ich Ihnen am Anfang unseres Gesprächs genannt habe. Ich persönlich glaube eher an die zweite Version, in der nämlich das Zimmermädchen zuerst Teslas Neffen benachrichtigte, bevor sie den Arzt informierte. Die drei Personen, die kurz darauf herbeieilten, öffneten den Tresor. Dem FBI-Bericht zufolge sahen sie sich den Inhalt des Safes im Beisein von drei Hotelangestellten an und entnahmen als Andenken nichts weiter als einen Packen Glückwunschkarten zum 75. Geburtstag Teslas sowie ein paar Fotos. Das besagte Notizbuch und die Edison-Medaille ließen sie aber angeblich im Tresor, den sie wieder verschlossen. Erst als das FBI Teslas Besitz Jahre später an den Neffen zurückgab, öffnete dieser den Tresor erneut. Das Notizbuch und die Medaille waren verschwunden. Natürlich beschuldigte der Neffe das FBI, es hätte beides einbehalten, aber das Bureau wies diesen Vorwurf zurück. Sie hätten alles wieder ordnungsgemäß zurückgegeben. Die meisten Dinge aus Teslas Besitz befinden sich heute in einem Museum in Belgrad, das der Neffe zu Ehren seines Onkels eingerichtet hat. Wo sich das Notizbuch und die Medaille befinden, weiß allerdings niemand.“
Ich weiß, wo die Medaille ist, dachte Ondragon. Ob ich ihm davon erzählen soll? Er blickte auf das Display seines Handys. Noch immer wartete er auf die Antwort von seinem FBI-Freund. Der Bericht über die Beschlagnahmung von Teslas Besitztümern interessierte ihn brennender denn je. Aber der gute George Hurley hüllte sich in Schweigen. Also doch Truthfinder hinzuziehen? Konnte er es wagen? Der Wunderknabe machte ja entgegen aller Befürchtungen einen anständigen Eindruck.
„Kann ich Ihnen vertrauen?“, fragte er schließlich.
„In welcher Hinsicht?“
„Dass Sie das, was ich Ihnen gleich sagen werde, nicht in Ihrem Forum posten oder sonst jemanden erzählen?“
„Sie haben mein Wort, Mr. O. Ich schwöre bei der Heisenberg‘schen Unschärferelation, dass ich es für mich behalte!“
Was das zählte, konnte Ondragon nur vermuten. Es war ein Risiko, aber
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