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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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spiegeln. Er nahm einen tiefen Atemzug und schloss die Augen. Durch seine Schuhsohlen meinte er trotz des Gummis die Energie spüren zu können, wie sie in einem ruhigen aber kraftvollen Takt durch die Erde pulsierte. Ja, er war am richtigen Ort! Und ja, er war bereit, an Dinge zu glauben, die er zuvor für unmöglich gehalten hatte. Weil er hier war. Nikola Tesla. Ein Gott in menschlicher Gestalt. Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte!
    Als er die Augen öffnete, war der goldene Glanz der Lichter erloschen und die Prärie lag in völliger Finsternis. Auch das statische Knistern der Apparaturen im Labor war verstummt. Philemon wandte sich um. Löwenstein und Tesla waren verschwunden. Was war los? War das Experiment beendet? Erfüllt von Glückseligkeit ging er auf das Gebäude zu. Er fühlte sich erfrischt, als seien seine Sinne durch die Energie, die über die Erde in seine Glieder geflossen war, geschärft worden. Deutlich hörte Philemon das Gras unter seinen Schuhen rascheln und das Knacken des Holzgebäudes, dessen Wände sich langsam von der Hitze des Tages abkühlten. Beinahe schwebend bewegte er sich auf die schwach erleuchtete Türöffnung zu. In der Ferne glitzerten die wenigen Straßenlaternen von Colorado Springs, die auch ein Vermächtnis Nikola Teslas waren. Undankbares Volk, dachte Philemon. Schließlich war es der Doktor gewesen, der sie aus der finsteren Steinzeit in das erleuchtete Jahrhundert gebracht hatte.
    Ein erneutes Knistern drang aus dem Innern des Labors und das Licht in der Tür erlosch. He, was sollte das, ihn hier im Dunklen stehen zu lassen? Philemon ging schneller.
    Aber es war gar nicht mehr dunkel, stellte er kurz darauf fest und sah sich verwundert um. Ein bläulich leuchtender Nebel umfloss die Konturen des Laborgebäudes und schien seinen Ursprung bei der Antenne auf dem Dach zu haben. Wie brennender Alkohol floss das Leuchten über die Holzwände ins Gras, wo es sich weiter ausbreitete und schon bald Philemons Füße erreichte. Ängstlich wich er vor der gespenstischen Erscheinung zurück. Feuer konnte es nicht sein, denn es roch nicht verbrannt. Aber was war es dann?
    Er blickte zum Gebäude. Das laute Knistern im Inneren war zu einem rhythmischen Knallen geworden. Es hörte sich an, als fände dort ein Tanz von elektrischen Kobolden statt.
    Peng! Peng! Peng!
    Immer wieder entluden sich kleine Blitze, und in der Türöffnung flackerte es grell auf. Philemon warf einen Blick über die Schulter. Die Glühbirnen auf dem Prärieboden leuchteten nur ganz schwach. Was zum Teufel machten die anderen dort im Labor? Und warum hatten sie ihm nicht Bescheid gesagt?
    Plötzlich sah Philemon hunderte von Lichtpunkten aus dem grünlich schimmernden Gras aufsteigen. Wie zu groß geratene Glühwürmchen flogen sie vor ihm in den kühlen Nachthimmel auf. Waren das Irrlichter?
    Vorsichtig streckte Philemon eine Hand nach dem märchenhaften Spuk aus. Aber als seine Finger einen der Lichtpunkte streiften, gab es eine winzige Entladung und das Leuchten erlosch. Etwas Kleines schwebte zu Boden. Philemon bückte sich und hob es auf. Es war ein toter Nachtfalter mit starren Flügeln. Neugierig berührte er den nächsten leuchtenden Punkt vor seiner Nase. Er erlosch ebenfalls und fiel zu Boden. Wieder war es ein Falter. Konnte es sein, dass das, was er für Irrlichter hielt, nur statisch aufgeladene Motten waren, durch die unsichtbare Kraft der elektromagnetischen Wellen dazu gezwungen, hilflos im Kreise zu schwirren?
    Philemon ließ von den unglücklichen Tierchen ab und setzte seinen Weg zum Gebäude fort. Er wollte wissen, was dort drinnen getrieben wurde. Als er die Tür erreichte, verstummte das Knallen und er blickte in absolute Finsternis.
    „Hallo, dort drinnen? Alles in Ordnung?“
    Er hörte ein Keuchen und dann antwortete Löwenstein. „Ja, alles in Ordnung. Wir hatten nur ein paar Probleme mit der mittleren Spule. Sie reagierte nicht so, wie wir es uns gewünscht haben. Was haben Sie draußen gesehen, Phil? Waren die Lampen noch an?“
    „Ja, zuerst, dann flackerten sie nur noch. Aber dafür habe ich etwas anderes gesehen. Ein elektrisches Leuchten wie von Elmsfeuer. Das ganze Gebäude war darin eingehüllt.“ Philemon betrat das noch immer dunkle Labor. Plötzlich ertönte ein leises Summen und die Lampen an der Decke gingen an. Philemon erblickte Dr. Tesla und die beiden anderen Männer im Inneren des großen Spulenzauns. Sie schauten mit nachdenklichen Mienen auf den

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